Geschichten:Schäumende Wasser - Ein Familienausflug: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 23. Juni 2021, 15:44 Uhr
Reichsstadt Perricum, 1. Efferd 1043 BF
Selinde war froh, aus Anlass der "Bunten Lichter von Perricum" wieder in die Reichsstadt reisen zu können und wieder ein wenig unter die Leute zu kommen. So sehr sie einerseits die Ruhe und Abgeschiedenheit Zackenbergs mittlerweile schätzte: Ab und an war die Adlige dann doch froh, mal andere Gesichter sehen zu können. So war sie zusammen mit ihrer ältesten Tochter Leonore in die Stadt gereist, nicht zuletzt, damit das Mädchen seine Großmutter Fredegard und den Bruder ihrer Mutter, Ugdalf, näher kennenlernen konnte, waren die bisherigen Treffen in dieser Konstellation doch an einer Hand abzuzählen gewesen und dem Mädchen kaum mehr erinnerlich.
Insbesondere die Alt-Baronin zu Vellberg freute sich sehr über das unerwartete Wiedersehen mit ihrer Enkelin und kümmerte sich rührend um sie, während Ugdalf die Zusammenkunft deutlich zurückhaltender aufnahm und es mit Hinweis auf seine viele Arbeit bei einem gemeinsamen Abendessen beließ. Selinde bedauerte dies zwar, hatte aber für die Haltung ihres Bruders durchaus Verständnis, trauerte er doch offensichtlich immer noch um seinen im Vorjahr unter so tragischen Umständen verstorbenen Sohn und suchte über seine Arbeit als Regimentskommandeur den Schmerz darüber zumindest zu lindern.
Am Tag der Bunten Lichter besorgten sich Mutter und Tochter gleich nach dem Mittagessen zwei Laternen und schlenderten gemütlich durch die Stadt. Leonore kam dabei aus dem Staunen kaum heraus: So viele Menschen und so viele Häuser - hier lebten sicher mehr Menschen als in ganz Zackenberg, nein, als sonstwo in der Welt! Schließlich erreichten die Zwei nach ein paar Pausen die Korallengärten und genossen die festliche-fröhliche Stimmung sowie einen kleinen Imbiss. Mutter und Tochter hatten das Glück, von ihrer Position eine gute Sicht auf den Hochgeweihten des Efferd, Efferdan dylli Turakis, zu haben, der sich gerade anschickte, den Segen seines Gottes über die Stadt zu sprechen und somit den kirchlichen Teil der Feierlichkeiten zu beschließen. Damit sie besser sehen konnte, hatte die Baroness ihre Tochter auf die Schultern genommen.
"Mama, was sind das für hässliche Leute, die da hinten im dem Wasser schwimmen? Und warum machen die den anderen Leuten Angst?"
Zunächst irritiert dann zunehmend entsetzt sah die Adlige in die von Leonore gewiesene Richtung: Das waren anscheinend Wasserleichen, die in scheinbar immer größerer Zahl an die Ufer geschwemmt wurden!
"Das, äh, das erkläre ich Dir später, Kind. Doch nun lass´ uns ganz schnell zu Großmutter Fredegards Haus zurückkehren."
Selinde nahm ihre Tochter herunter und presste sie dicht an sich, während sie in dem durch die aufkommende Panik entstehenden Chaos versuchte, sich zum Haus ihrer Mutter durchzuschlagen. Von der Menge in eine Seitengasse abgedrängt, musste die Adlige erkennen, dass auch der menschliche Abschaum der Stadt nicht untätig blieb und das Chaos für sich nutzte. So sah sie eine halbwüchsiges blondes Mädchen, welches gerade einem Stadtgardisten die Kehle aufschlitzte. Rasch eilten Mutter und Tochter weiter, bevor diese Wahnsinnige sie bemerken und als nächstes Opfer ins Visier nehmen konnte.
Schließlich erreichten sie unversehrt Fredegards Anwesen, wo sich Selinde mit der verbliebenen Dienerschaft regelrecht verschanzte. Ihre Mutter war offenbar noch im Chaos auf den Straßen gefangen, zumindest hatte sie den Weg zurück bisher noch nicht gefunden. Erst Stunden später kehrte die Alt-Baronin zurück, überschwänglich begrüßt von ihrer sichtlich erleichterten Tochter.
Früh am nächsten Morgen, die Lage hatte sich zumindest vordergründig wieder beruhigt, machte sich Selinde mit ihrer Tochter auf den Weg zurück nach Zackenberg, froh und erleichtert, dass diese vermaledeite Stadt nicht zu ihrem Grabe geworden war.