Geschichten:Schäumende Wasser - Ein Wink mit der Roten Hand III.

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Baronie Gnitzenkuhl, Rothandfelsen am Darpat, 30. Travia 1043 BF

Die Hengefeldter um Roban von Rauleu und Bärfried von Hardenstatt waren bei der Ansprache der Almosenmeister in den ersten Reihen gestanden und hatten sich von der Aufbruchstimmung mitreisen lassen.
Vor allem als die Geschehnisse um den Darpat zur Sprache kamen nickte sich die Gruppe verstehend zu. Nur gemeinsam hatten sie verhindert, dass der Einäugige vorzeitig an Rondras Tafel geholt wurde, durch ein Wesen aus dem kalten dunklen Fluss.
Auch die Ansprachen der markgräflichen Knappinnen und Knappen hatte die Gruppe gebannt vernommen. Besonders die Geschichte der Heldin Kvorvina hatte Bärfried bewegt und in seiner Entscheidung bestärkt hierher zu kommen und dem Ideal Korgonds nachzugehen und auch nachzueifern.
Der gesamte Ort, die ganzen Anwesenden, sie strahlten alle dieses Gefühl von Verbundenheit und Aufbruch aus. Er sog diese ganze Präsenz wie ein Schwamm förmlich in sich auf. Den Hengefeldter Rittern samt ihrer Knappin und Barden schien es da nicht anders zu ergehen.

Gneisbald hatte von irgendwo einige Krüge Wein und Becher aufgetrieben und so stieß die Reisegesellschaft gemeinsam nach den Ansprachen an und ließen sich von der Menge treiben. Unter den vielen unbekannten Gesichtern sahen sie auch bekannte, wie das des Barons vom Sturmfels. Wie ein menschgewordenes Sinnbild Korgonds stand er da in der Menge der Leute und überragte die Masse. Dabei war es gar nicht so sehr seine Größe oder Statue, sondern vielmehr seine pure Ausstrahlung! Sie schien ihn von den anderen Menschen hier abzuschirmen und herauszuheben.
Zugern hätte Bärfried mit ihm ein Wort gewechselt, doch dazu kam es nicht, denn die Geweihten der drei gütigen Schwestern riefen zu einer Zeremonie und die Masse der Menschen, die nun zusammen strömte bildete ein undurchdringbares Hindernis für den blonden Ritter.

Andächtig lauschten die Zackenberger den Worten der Geweihten, bis Unruhe in die Menschenmenge kam. Roban hatte noch erkannt, wie ein Mädchen zu Boden ging, wobei der Sturmfelser Baron es aufgefangen hatte. Langsam schob sich die Gruppe nach vorne und schaffte es die Worte Ucurians zu vernehmen. Besorgt blickten sie sich an, als sie hörten was der bärtige Baron zu verkünden hatte.

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Die Stimmung war zu etwas angestiegen, dass man nicht aller Tage erlebte, etwas großartiges lag in der Luft. Was wahrscheinlich auch die Geweihten der lieblichen Schwestern noch dazu bewog in den Überschwall einzutauchen und sich dem Moment hinzugeben. Und so wendeten sich einige Vertreter*innen der Rahja, der Peraine und der jungen Tsa dem Altar zu um dort eine gestenreiche und fröhliche Zeremonie abzuhalten. An deren Ende setzten sie sich in einem Halbkreis, die Hände in einander legend, in Richtung des Felsens und des Darpats und dankten den Göttern und des fruchtbaren Land für das gesegnete Leben - während sie die Menge dazu aufriefen es ihnen gleich zu tun.

Der Gigantensohn und Baron Ucurian von Sturmfels stand immernoch ganz in der Nähe, an einem Platz von dem aus er die gesamte Zeit über die ihm so vertrauten Ereignisse und ein junges Alxertiser Mädchen beobachtet hatte, dass ihm so eigenartig bekannt vorkam. Als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel, als sich das klammernde Mädchen von seiner Mutter löste und es sich auf die Szenerie zubewegte, an der auch ein weiterer ihrer Verwandten teilnahm. Diesen Moment, die betenden Geweihten der drei Schwestern, das entrückt-taumelnde Mädchen, ihre Mutter die ihr besorgt und Einhalt gebietend hinterher schritt, die auffällig blauen Augen, die sich zu vernebeln Schienen in den nebligen Rauchschwaden der Zeremonie, der Fels, der Darpat, der Stand des Madamals. Alle Träume und Zeichen der vergangenen Monde fügten sich, in aller ihrer Splitterhaftigkeit plötzlich zu einem klaren Bild zusammen und manifestierten sich im jetzt. Und so hielt es auch Ucurian nicht mehr und er war zuerst bei dem Mädchen, noch vor dessen Mutter, als es in seinen Armen zusammensank und völlig kraftlos in sein Ohr flüsterte. Wäre er nicht da gewesen um ihre prophetischen Worte zu hören, hätte sie vielleicht niemand mehr verkünden können.

Und so präsentierte er den irritierten Leuten das Mädchen und wiederholte sie:

"Am Rothandfelsen, welcher uns eines der Zeichen Korgonds offenbarte, während die drei lieblichen Schwestern am Felsen beteten, wurde diesem Mädchen die Eingabe geschenkt, was unserem Land und seinem einenden Element dauert und schmerzt, so das er sich im Kampfe zur Wehr setzt. So hört die Worte dieses acht- und zwölffach gesegneten Kindes - als es mir, gedrückt von solch Bürde, die Gunst erteilte den Worten zu lauschen. So verkündete ihre Zunge:

Dass 'wenn der Himmel fällt, das Land erwacht und das Herz in Flammen steht, der Gevatter liegt in Unruh, wenn Geschwister unter Wellen - im Bett des Landes des Delphins - tanzen ihren ew'gen Tanz. Wogen, Wellen, Tiefe, Dunkel - sich wild wiegend im Arme liegen. Sich beinah im Tanz zerreissen. Gevatter muss Gefolgschaft schwör'n. Doch wem der Ahnen soll er Treue halten oder gar sich selbst erwähl'n? Gevatter mitgerissen in dem Spiel - wird dem Strudel erst gewahr als er schon zu sehr darin vertieft. Nur ein Fingerzeig, ein klarer Kurs wird ihm helfen aus der Not. Fast vergessen in den Tiefen, während es tobt und stürmt, Gevatter wird erblicken eines blut'gen Rochens Schwert, wohin deutet es? Befreiend Glanz am Horizont, einer Perle gleich.'"



Texte der Hauptreihe:
30. Tra 1043 BF 12:15:00 Uhr
Ein Wink mit der Roten Hand III.
Ein Wink mit der Roten Hand II.


Kapitel 44

Schmähreime
Autor: Bega, Jan, Vlad