Geschichten:Schäumende Wasser - Bei den Reshminianern III.

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Burg Finsterbinge, Baronie Gluckenhang Nacht vom 14. auf den 15. Efferd 1043 BF

Miria lag schon seit Stunden wach im Bett.
„Sie ruft nach Dir. Du kannst sie hören.“, diese Worte spukten so laut in ihrem Kopf umher, dass sie fast Angst hatte, dass jemand anderes hier in der Burg sie hören könnte.
"Warum bei allen Göttern sollten Bienen nach ihr rufen? War das etwa dieses leise Summen, das mitten in der Schwaerze der Nacht wieder eingesetzt hatte?"

Miria war nun schon eine ganze Zeit lang in der Obhut der Rechminianer gewesen und hatte sich langsam an die mystische, fast schon wirren Aussagen der Anführerin gewöhnt. Aber diese war anders. Selbst ihr war aufgefallen, dass die Bienen, die von den Reshminianer fast schon fanatisch umsorgt wurden, besonders waren. Wenn sie jetzt zurück dachte, waren sie von Tag zu Tag lauter geworden, bis es nicht mehr zu ignorieren war.

Miria wälzte sich auf die andere Seite, doch ihre Gedanken und das leise kaum merkliche Summen hielten sie wach, so lange bis sie es nicht mehr aushielt und schließlich die leichte Stoffdecke zur Seite warf und stöhnend aufstand. Leise und barfuß auf Zehenspitzen schlich sie zur Tür und fand sich im Gang wieder. Hohe, enge Fenster zierten seine Seite, von denen man tagsüber in das weite Tal blicken konnte, wenn man nur nah genug heran ging. Doch nun ließ die Schwärze nur vermuten, wie es dort am Tag aussehen musste. Dort, in der unteren Ecke des ersten Fensters sah sie einen kleinen, flammenden Lichtpunkt, der ganz offensichtlich von außen kommen musste.
Ihre Füße tapsten nach dem ersten Energieschub nun zunehmend beschwerlicher über den Steinboden, als sie die Wendeltreppe hinunter lief und zu einem etwas versteckten Nebeneingang in das Hauptgebaeude der Burg kam. Die schwere Holztür ächzte und als sie sich mit viel Mühe dagegen stemmte, um sie etwas weiter zu öffnen, bemerkte sie ihren desolaten Zustand.

Als sie ins Freie trat, umspielte ihre Knöchel ein kühler Luftzug und die Dunkelheit schien sie verschlucken zu wollen. Doch dann sah sie ihn wieder, den nun größer werdenden Lichtpunkt, hinter der Scheune. Sie hörte leises Flüstern, das sich nun fast rhythmisch in das Summen einbettete. Oder war es doch nur der Wind?
Sie lehnte die Tür an, dann schlich sie auf das Licht und die Geräusche zu, immer darauf bedacht dicht an der Hauswand entlang zu laufen.

Dann sah sie es. Hinter der Scheune waren wenige Fackeln in einer ungewöhnlichen Form in den Boden gesteckt worden und in deren Mitte stand eine dunkle Gestalt, die Arme wanden sich in unnatürlichen Formen um den Körper. Etwas abseits im Halbdunkel standen zwei weitere Personen, die die Bewegungen derjenigen in der Mitte nachzumachen schienen. Das anfängliche Flüstern wurde lauter, bis die Drei plötzlich erstarrten. Dann sank die Person in der Mitte auf den Boden, hob eine kleine, hölzerne Schachtel, die zuvor im Schatten verborgen war, hoch und streckte die Arme gen Himmel. Die Stimme, die nun zu sprechen begann, schien zur Haelfte in ihrem Geist widerzuhallen. Miria lief ein kalter Schauer über den Rücken und die feinen Härchen an ihren Armen stellten sich auf.

„Wir rufen dich, Herr der Stärke.
Wir rufen deine Kraft.
Wir binden deine Kraft.
Ich verehre deine Kraft.
Kraft deiner. Kraft seiner. Kraft unserer“

Die Stimme, die unverkennlich zur Ersten Feldrittmeisterin gehörte, verstummte. Es wurde mit einem Schlag so ruhig, dass es sich unnatürlich anfühlte. Nur das Summen, das pochende Schlagen von Flügeln gegen die hölzerne Schachtel war unnatürlich laut zu hören. Malina öffnete diese einen Spalt, bevor sie mit einer schnellen Handbewegung die übergroße Bienenkönigin Ismalir an den Flügeln packte und sie in die Luft hielt.

„Der Vielleibige schickte uns seine emsige Dienerin. Ihre und damit auch seine Kraft und Fleiß sollen sich nun auf uns übertragen. Mit einem Stich werde ich die Energie des Schwarms in mir empfangen und an euch alle weitergeben“, sagte die Ritualsführerin bedeutungsschwer. Dann streckte sie den Arm aus, doch noch bevor sie das Ritual vollenden konnte, dreht sie sich in Richtung Miria. Es war unmöglich das auf diese Entfernung zu erkennen, doch Miria haette bei allem was ihr heilig war beschworen, dass Malina von Niederriet sie in diesem Moment anschaute. Das Summen in ihrem Kopf erreichte ein unertraegliches Crescendo und die angeschlagene Kapitänin rutschte mit der schweißnassen Hand von der Steinwand ab und geriet ins Straucheln.


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Texte der Hauptreihe:
15. Eff 1043 BF
Bei den Reshminianern III.
Bei den Reshminianern II


Kapitel 33

Bei den Reshminianern IV.
Autor: Laura S.