Geschichten:Der uralte Bund - Wirtshausgespräche

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Markt Randersburg, Ende Hesinde 1043 BF, am späten Abend

Salix von Hardenstatt betrat, gefolgt von Lingmar, die Schankstube seiner Herberge. Während sich sein junger Schützling einen freien Tisch nahm wandte sich der Herr der zackenbergschen Schreibstube an den Wirt.

„Den Zwölfen zum Gruß, Euer Wohlgeboren, zwei Abendessen und Biere nehme ich an?“, wollte dieser erfahren.
Salix schüttelte den Kopf „nur eine Mahlzeit für meinen Lehrling und eine Schlafstätte“. Der Wirt blickte betreten und biss sich auf die Unterlippe, „Hoher Herr, es tut mir furchtbar leid, doch die Herberge hat keine freien Zimmer mehr. Ich könnte anbieten, dass er im Stall unterkommen kann“. Salix verzog unzufrieden die Mundwinkel, im Stall sollte sein “Lehrling“ ganz bestimmt nicht schlafen, dafür hatte er sich an seinem ersten Tag zu gut angestellt. Eigentlich hatte er sein eigenes Zimmer zu gern, zu sehr genoss er die Ruhe dort, als dass er es mit jemanden teilen wollte, aber ihm war klar, dass Loyalität keine Einbahnstraße war.

„Nun, im Stall werde ich meinen Lehrling nicht schlafen lassen. Seid so gut und richtet ihm in meinem Zimmer eine Schlafstätte her. Im Übrigen soll er hier essen und trinken dürfen, was er möchte, schreibt es auf meine Rechnung.“ Sein Umgang mit den einfachen Angestellten und Bürgern war das, was ihn mit am meisten von seiner Familie oder dem Adel, den er kannte, unterschied. Selbst zu denen von einfachem Blute war Salix höflich und freundlich, er wusste von ihrer Eigenschaft, die es ihnen erlaubte, in den Augen ihrer Herren unsichtbar zu sein. Doch unsichtbar hieß nicht taub und so wussten die Diener meist besser über die Spielchen ihrer Herren Bescheid, als diesen lieb sein konnte.
„Wie Ihr wünscht euer Wohlgeboren. Ah, bevor ich es vergesse, ein Bote hat dies für Euch am Nachmittag abgegeben“, erklärte der Wirt und reichte dem Adligen einen Briefumschlag. Darauf stand sein Name und die Handschrift sah aus wie die der verstorbenen Geweihten.
Salix nickte knapp und bedankte sich, ehe er sich abwandte und zu Lingmar an den Tisch ging.
„Der Wirt richtet dir in meinem Zimmer eine Schlafstätte ein und kommt gleich mit dem Essen. Iss´ in ruhe auf und geh dich dann ausruhen; morgen früh werden wir wieder zur Pfalz hinaufsteigen“, erklärte der Perricumer dem schweigenden aber immerzu nickenden Lingmar.
„Ich werde noch etwas wach bleiben und mir die Füße vertreten. Solltest du Durst oder noch mehr Hunger haben, gebe dem Wirt Bescheid. Das Zahlen übernehme ich“, führte er weiter aus.
Ihre Zweisamkeit wurde kurz durch den Wirt unterbrochen, der zwei Getränke brachte.
Dann war es an Lingmar, das Wort zu ergreifen. „Habt Dank, Herr. Ich habe auch Neuigkeiten für Euch. Die Küchenmeisterin, auf die Ihr mich angesetzt habt, färbt sich tatsächlich die Haare. Außerdem fehlt ihr am linken Zeigefinger die Fingerkuppe“, erklärte der Junge, nicht gänzlich frei von einer gewissen Selbstzufriedenheit. „Angeblich hat sie die bei einem Arbeitsunfall verloren, aber keiner kann sich so wirklich an den Vorfall erinnern. Außerdem ist sie immer mies gelaunt und trifft sich nur mit wenigen Leuten.“, fuhr Lingmar fort.
„Genauer gesagt mit einer gewissen Elenhilde von Rothenfels … Außerdem wurde sie öfters im Gefolge des garetischen Wägevogts Germuth Praiosdank von Königslinden gesehen. Auch die Seneschallin würde sie auffallend oft empfangen.“

Salix nickte anerkennend, das waren wahrlich interessante Informationen. Er vermutete, dass die ältere Frau mit gefärbten Haaren, die auf der Pfalz arbeiten soll, ebenjene Küchenmeisterin war. Dann öffnete er den Brief und staunte nicht schlecht. Scheinbar hatten er und die verstorbene Geweihte mehr miteinander gemein, als er gedacht hatte.

Mein lieber Friedbert,
 
 
 
 
wie sehr ich doch dieser Tage unsere gemeinsamen Mittagsmahle vermisse. Der hiesige Kartoffelstampf ist einfach nicht so gut wie der Heimische. Doch schreibe ich dir auch aus einem anderen Grund und ersuche deine professionelle Hilfe als Traumdeuter. Seit drei Nächten werde ich von rätselhaften Träumen heimgesucht. Primäres Symbol jedes Traums ist eine gekrönte Blutulme. Mir sind die Implikationen dieses Symbol in Zusammenhang mit der machtvollen Blutume Argareth bekannt, bildete sie doch das Zentrum des uralten Mittwaldes und gab der Kaiserstadt Gareth ihren Namen. In Addendum sehe ich in meinen Träumen zwei Fuchsfibeln und einen Ring, geboren aus dem Ursprung des Landes. Der Fuchs als Wappentier der Garetischen Lande mag offensichtlich erscheinen, wie auch der Ring als Symbol für einen Bund. Doch was genau wollen mir diese Träume sagen? Ich werde meine Schreibfeder nun beiseitelegen und den Brief ein anderes Mal fortführen.

Die Träume haben sich gewandelt, sie geben mir Handlungsanweisungen. Ich soll die Ankunft einer jungen Dienerin der gekrönten Blutulme erwarten. Führt mich mich diese Via Obscuritas zu einer uralten, vergessenen Gemeinschaft? Zur Besiedlungszeit Gareths gab es dort einen Kult, der die Blutulme Argareth verehrt hat. Ist dies ein Indicium, dass dieser Kult immer noch existiert oder womöglich wiedererweckt wurde? Doch was sind seine Ziele?

Die gekrönte Blutulme zeigt mir den Weg … ich habe nicht mehr viel Zeit. Ich muss mir Hilfe holen, denn ich spüre den Atem der Feinde des Bundes in meinem Nacken …
 
 
 
 


 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Koenigreich Garetien.svg   Wappen Grafschaft Reichsforst.svg   Wappen Kaiserlich Randersburg.svg   Wappen Kaiserlich Randersburg.svg  
 Markt.svg
 
Ende Hes 1043 BF zur nächtlichen Ingerimmstunde
Wirtshausgespräche
In den Vogtstuben


Kapitel 16

Offenbarung
In den Vogtstuben


Kapitel 10

Auf Phexens Wegen
Autor: Bega, Vlad