Geschichten:Der uralte Bund - Der Morgen nach einer finsteren Nacht

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Markt Randersburg, Ende Hesinde 1043 BF

Sobald das Kerzenlicht den Raum in ein schummriges Licht tauchte, fiel Shinxiris Blick auf die Zimmertür und ließ sofort alle Sinne in Alarmbereitschaft versetzten, denn der Holzkeil, der das Öffnen der Tür vom Flur aus verhindern sollte, war verrückt worden. Die Tür jedoch war immer noch geschlossen. Wie von einer Maraske gestochen, richtete sich die junge Frau auf. Ihre Hände griffen zu ihren Waffen. Ihr suchender Blick glitt durch das Zimmer und erstarrte, als er auf das Bett Gwendares fiel. Blut, Blut, überall Blut… es war ein Anblick des Grauens. Mit halb abgetrennten Kopf starrten sie leere Augenhöhlen an. Die Augäpfel befanden sich, ordentlich drapiert, auf einer roten Kupferscheibe auf der Brust der Toten.

Kaum vom Schreck erholt, begann es an der Tür laut zu klopfen.

Shinxiris Atem ging schnell und ein kalter Schauer ging ihren Rücken herunter. Das konnte doch nicht sein. Wie konnte das geschehen? Shinxiri ignorierte das Klopfen an der Tür und stürzte zu der schlafenden Gefährtin und rüttelte an ihr. "Josmine! Josmine! Wach auf. Josmine, jemand war hier und hat sie umgebracht!" Shinxiri hielt Josmine ganz fest, als diese erwachte, während Tränen in ihre Augen schossen.

Josmine wusste nicht recht, wie ihr geschah. Wie es schien, hatte Shinxiri sie aus dem Tiefschlaf geholt. Immer noch schlaftrunken hielt sie mit der rechten Hand ihre Stirn. „Mein Kopf, der Wein war wohl etwas zu schwer für mich.“ Nur langsam berappelte sich die Greifenfurter Ritterin und stemmte sich mühsam auf die Beine. Als ihr Blick auf ihre grausam zugerichtete Schwertmutter fiel, entfuhr Josmine ein Schrei. Nur Shinxiris Körper war es, der verhinderte, dass Josmine zum Bett der Ermordeten lief. Stattdessen fiel die Greifenfurterin in den Armen Shinxiris zusammen.

Das Pochen an der Tür wurde nun immer lauter und dumpfe Stimmen drangen in das Zimmer.

Shinxiri fing an zu zittern und die Tränen stürzten ihr aus den Augen. Wie konnte das geschehen? Sie hätten Wachen einteilen sollen. Wie töricht kann man nur sein. Ihr Bruder hatte sie ausreichend gewarnt. Sie hatte sich auf ihre Vorkehrungen und den leichten Schlaf von drei Ritterinnen verlassen. Wie töricht. Shinxiri versuchte ihre Fassung zu finden und sich auf das zu konzentrieren, was Mutter jetzt getan hätte. Sie hätte ihr eine ordentliche Backpfeife für ihr Geheule verpasst. Alleine die Erinnerung, wie Mutter ihr eine Knallte, wenn sie die Beherrschung verlor, reichte um sie wieder einigermaßen denken zu lassen. Mutters Schule war Maraskan. Hätte sie so rumgeheult anstatt zu handeln, würde es mich nicht geben, macht sich die junge Ritterin klar. Sie hielt Jolande weiter in den Armen und wendete sich zur Tür. "Hört auf zu klopfen! Ein Unglück ist uns geschehen! Wer seid ihr ... und was wollt ihr?"

Shinxiri nahm die Kriegerin in den Arm und flüsterte ihr "Jetzt gleich stark sein, Josmine, wir sind betäubt worden. Wir hatten keine Chance, etwas zu merken. Ich gehe nur zur Tür. Wir müssen sehen, wer uns geweckt hat." zu. Shinxiri legte Josmine in eine zusammengekauerte Haltung auf das Bett und erhob sich langsam. Sie schaute sich einmal die zitternde Ritterin an. Waren an ihrer beiden Betten, Händen oder Füßen Blutspuren zu sehen? Nein, es war nichts zu erkennen. Dann schaute sie zu den vernagelten Fenster und einmal durch den Raum, ob sonst niemand mehr da war. Ihr Blick blieb an der Blutlache hängen, um die sie einen weiten Bogen auf dem Weg zur Tür machte. "Ich komme, einen Moment". Waren Spuren im Blut zu sehen?

Als sie an der Tür angekommen war, schaute sie sich den Keil und das Schloss genauer mit ihrer Kerze an. Waren Schleifspuren unter dem Keil und war die Tür noch abgeschlossen? Schleifspuren waren nicht zu erkennen, auch war die nur nicht abgeschlossen, sondern einfach nur ins Schloss gefallen.

Dann legte sie die Stirn gegen die Tür und legte die Hand auf die Klinke. Wenn sie die Tür nicht über die Hälfte öffnete, würde man von der anderen Seite Gwendare in ihrem Bett und das ganze Blut nicht sehen dürfen. Shinxiri schob den Keil mit dem Fuß so hinter die Tür, dass man sie nicht einfach weiter als einen Spalt öffnen könnte. Dann schloss sie auf und zog die Tür einen Spalt auf, um zu sehen, wer dort klopft.


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Ende Hes 1043 BF zur morgendlichen Firunstunde
Der Morgen nach einer finsteren Nacht
Traumsequenzen


Kapitel 21

Im Schatten des Amboss
In den Häusern von Greif und Leuin


Kapitel 13

Im Schatten des Amboss
Autor: Amselhag, Bega