Geschichten:Die Brachenwächter - Einige Humpen, Hlûthar zur Ehr

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Einige Zeit später wurden einige Humpen im Gasthaus ‚Zum Paradiesvogel‘ gelehrt. Der Hinn schob abermals einige Türmchen aus Münzen über den Tisch.

"Für einen lausigen Spieler ist euch Phexens Gunst heute hold. Ein ordentliches Gasthaus habt ihr ja schon mal. Wo Leute reisen, da bleiben auch interessante Leute hängen. Da kann man etwas raus machen. Wenn ihr wollt schreibe ich ein paar Leute an, die bei Zwingstein dabei waren und dann ein bisschen...Pech hatten. Einige von ihnen haben ein paar Marotten entwickelt auf die man achtgeben sollte. Aber geübte Leute die wissen was sie erwartet. Bezahlt sie gut oder gebt ihnen ein Stück Land und sie werden euch eine gute Wehr sein. Für den Anfang kann ich euch zwei Wandlether Wallarmbrüste besorgen. WW1039 Varianten, die sich auf dem Mendena Feldzug bewährt haben. Dazu will ich versuchen der schlunder Armbrustmanufaktur ein Dutzend schlunder Kurbeln abzuschwatzen. Robust und hohe Durchschlagskraft. Aber man muss die Leute für das schnelle Nachladen ordentlich drillen. Ich kann eine Handvoll geübter Veteranen für den Sommer frei machen, die eure Leute anleiten. Aber ihr müsst dann bei euren Nachbarn ordentlich von den schlunder Waffen schwärmen. Ihr versteht schon."

Der Schlunder leerte mit einem Grinsen seinen Humpen.

"Dazu munkelt man dass ihr einen Baumeister sucht. Und wenn wir was im Schlund zu genüge haben, dann sind das Baumeister. Große, Kleine, Gute, weniger Gute. Aber sagt, was plant ihr genau?"

Das war wahrlich ein gutes Angebot was ihm hier unterbreitet wurde. Weitere Leute und ausgezeichnete Waffen dazu, er wäre dumm, wenn er dieses Angebot ausschlagen würde. Und selbst beim Baumeister musste er zugegebenermaßen nachdenken. Auch wenn er sich gewiss war, das Bardo einen geeigneten Kandidaten aufbieten würde, so war ein zwergischer Baumeister doch eine verlockende Angelegenheit.

„Euer Angebot ist sehr großzügig und nur zu gern will ich es annehmen. Die Hilfe dieser Seelen wäre mir sehr willkommen umso mehr, wenn ich ihnen damit selbst eine Stütze sein kann.“ Wie ich hörte haben sich die schlunder Armbrüste auf dem Feldzug bewehrt, selbst die dicken Rüstplatten sollen sie durchschlagen haben.“

Übte er sich bereits darin die Waren der benachbarten Grafschaft zu loben.

„Einen Baumeister habe ich hoffentlich bald…“ Zumindest hatte er seinen Oheim bereits um dessen Expertise gebeten. „…, eventuell komme ich jedoch auf das Angebot zurück. Die Planung sieht eine kleine Burg vor. Ein zweistöckiger Palas der auf der einen Seite durch zwei weitere Stockwerke mit einem Turm ergänzt wird. Dazu eine Stallung, umgeben von einer Wallanlage samt Graben.“

Der Hinn hatte zugehört und nachdenklich an seinem Bier geschlürft.

"Eine Burg ist natürlich die erste Wahl einer Gründung. Wenn man wie ein Adelsmann denkt. Der Gedanke eine Fluchtburg zu errichten, wird euren Leuten sicherlich die Fronarbeit leichter von der Hand gehen lassen. Besonders wenn sie für so einen stattlichen Rittersmann wie euch eine repräsentative Unterkunft errichten. Aber vielleicht solltet ihr zu Beginn pragmatischer denken. Ich werde euch nicht in euer Lehen reden und wie ihr es bestallen sollt. Das steht mir nicht zu. Aber eine Burg verschlingt sehr viele eurer bescheidenen Ressourcen und bindet sie auch. Dabei ist eine Burg nur wertvoll, wenn der Feind sie auch angreift oder man sich oder etwas darin verstecken möchte. Euer Landstrich ist sehr lang gestreckt, zwischen Reichsstraße und Brache gezwängt. Zwischen euren Dörfern liegen an die drei Meilen. Engpässe oder landschaftlich, vorteilhafte Lagen habe ich nicht entdeckt. Und dann sind es auch nur profane Mauern die euch eine vorteilhafte Lage gewähren. Wenn ich einmal etwas anregen darf. Habt ihr schon mal über einen Wehrtempel nachgedacht? Einerseits wehrhafte Mauern, aber auch zu gleich göttlicher Beistand. Und den habt ihr in dieser Lage doch sehr von Nöten. Ein Kloster mit Ländereien kann sich zudem einigermaßen selbst wirtschaftlich tragen. Zudem könnte die richtige Wahl einer Schutzgottheit euch so manchen Vorteil und bei einer guten Kampagne auch noch einflussreiche Spender bringen. Die Praios-Kirche ist mit den Ketzern zu sehr mit sich beschäftigt. Rondra, Kor und Boron sind Geschmackssache und beim Volk wenig gelitten. Wenn der Feind aber as-Sephaloth, dem Unbeschreiblichen dient…" Und diese Worte flüsterte der Hinn seinem Gegenüber nur zu. "...dann könnte Tsa weiterhelfen. Wobei das mit den Wehrtempel dann wieder schwer wird. Rahja oder, bei eurem Glück, Phex? Hesinde wird schon von St Anchillar bedient. Firun ist bestimmt eine gute Wahl. Ingerimm muss ich als Schlunder nennen. Für eine ländliche Gemeinde könnte Peraine aber die richtige Wahl sein, die euch trotz der Nähe zur Brache helfen könnte das Land zu heilen und eure Erträge zu steigern. Und mit dem Heiligen Sankt Ogdolf von Sturmfels, der solange eine Ferkina Horde aufhielt, bis seine Bauern sich verschanzen konnten, wäre sogar ein passender Schutzpatron der Peraine genannt. Aber da spricht nun der Ritter des Schutzbundes zu St. Ogdolf aus mir, der versucht ist sich mit einer Tempelspende bei seiner Schutzgöttin für das Überleben der Schlacht von Zwingstein erkenntlich zu zeigen. Verzeiht mir. Jeder hat da seine Lieblings Götter im Kreis der Zwölf. Zwölf Wachten, Zwölf Götter. Vielleicht auch eine Überlegung wert. Aber wägt gut ab was ihr mit euren knappen Mitteln zuerst errichtet. Wir wissen nicht wie viel Zeit bleibt, bis die Wehr stehen muss. Auch eine ausgeklügelte Burg hat Vorteile." Grübelnd nahm der Hinn einen weiteren Schluck aus seinem Humpen.

Glück? Ja, Leubrecht hatte Glück das man ihm eines der neu geschaffenen Güter verliehen hatte, allerdings musste man sich dann doch fragen ob es Glück war wenn man über, einmal vom kürzlich befreiten Tobrien abgesehen, einen der gefährlichsten Landstriche des Mittelreiches gebot. So hatte er bis zur Ankunft von Meister Ingmar überlegt was er tatsächlich errichten wollte, was er errichten musste um seine Wacht halten zu können. Am liebsten hätte er eine Mauer errichtet und sein Hein in einer Garnison dahinter aufgeschlagen, doch für diesen Plan fehlten ihm beileibe die notwendigen Kämpfer und Mittel. Ebenso hatte er über mehrere kleine Befestigungen entlang seiner Grenze nachgedacht, aber auch hierfür fehlte es ihm an Leuten. Was letztlich geblieben war, war eine Burg – errichtet auf einer Anhöhe könnte sie die gesamte Grenze überblicken und wäre zugleich für die Bevölkerung ein Symbol deren Anblick Schutz versprach. Natürlich war ihm bewusst dass sie diesen Schutz nur bedingt gewähren könnte, aber fühlte man sich nicht bereits besser nur weil man den schrecklich schmeckenden Sud der Kräuterfrau getrunken hatte?

Die Idee eines Wehrklosters war ihm allerdings nie in den Sinn gekommen. Wenn die Kirchen vor den Schrecken hätten schützen sollen, dann hätte man ihnen die Güter der Brachenwächter direkt anvertrauen können. Zumal er sich wohl kaum um den eigenen winzigen Flecken Deres bringen würde, nur um einer der Zwölfgöttlichen Kirche seine Aufgabe zu überbürden – ganz abgesehen von der Frage ob ihm das als Reichsritter überhaupt erlaubt wäre. Beim Wirt zwei Becher Met bestellend, versuchte sich der Reichsritter daran seine Abwägungen dem Schlunder verständlich zu machen.

„Ganz offensichtlich war es nicht der Wunsch des Markvogtes die Kirchen mit dieser Aufgabe zu betrauen, andernfalls hätte er die Güter entsprechend vergeben. Allerdings verstehe ich Euren Punkt und hatte mir selbst auch Gedanken dazu gemacht. Ich bin nur ein einfacher Ritter und soll das Herz des Reiches gegen Kreaturen verteidigen die nicht aus unserer Sphäre stammen. Was wäre mit Magie? Mir persönlich ist keine Erzählung von einem Magier bekannt der über die nötigen Fähigkeiten verfügen würde um eine beständige Grenze zu ziehen, geschweige denn von gleich Zwölf. Der Beistand der Götter könnte mir hingegen in der Tat meine Pflicht erleichtern, allerdings sind nicht unbedingt alle Kirchen als Partner für die Wehr geeignet. Derzeit bin ich jedoch noch unentschlossen, welcher der zwölfgöttlichen Kirchen Diener im Kampf an meiner Seite wissen möchte.“

"Bis auf das alte tulamidische Märchen vom Bastrabun und seinem Bann und alten Troll Sagen habe ich auch von solchen Magiern wenig gehört, Vairningen. Vielleicht der Bund mit dem Land. Aber soweit seid ihr noch nicht." sagte der Hinn mit fernen Gedanken mehr zu dem leeren Krug, über dessen Rand er mit dem Finger Kreise zog. "Ihr dürft die Idee mit dem Wehrtempel nicht falsch verstehen. Ihr seid der berufene Wächter der Brache an diesem Flecken Deres. Das könnt ihr Niemanden überantworten. Auch keiner Kirche, an die ihr durch einen Schenkung eure Verantwortung abtretet. Ihr seid der Herr dieses Landes. Ein Tempel und seine Geweihten können euch lediglich unterstützen. Ihr werdet diese Aufgabe alleine schwerlich bestehen können. Ihr braucht Verbündete. Der Bund der Brachenwächter wird bald schon geprüft werden. Einige sind bereits stärker aufgestellt worden. Andere werden benachteiligt. Was steckt dahinter? Von Außerhalb werden Interessen an euch herangetragen oder von dem was noch in der Brache liegt geweckt. Seht mich an." grinste der Schlunder neckisch. Um dann wieder ernst zu werden. "Last keinen Zwist zischen euch geraten. Haltet zusammen, Seite an Seite wie in der Schlacht! Sucht euch gute Talente die euch ergänzen. Einige werden über die Straße vorbei ziehen. Andere werdet ihr suchen müssen. Gareth ist voll von Talenten und zieht sie an wie das Licht die Motten. Und dann Schaut euch eure Untertanen an. Sie trotzen bereits seit Generationen der Brache. Und jetzt kommt ihr Wächter aus dem ganzen Land und sollt sie behüten, beherrschen und aus ihnen eine Wehr bilden. Welcher Philosophie folgt ihr da? Seid ihr der erwählte Wächter, der sein Volk mit Mauerwerk, einigen Treuen und Gekauften beschützt und dafür seinen Zehnt und ein paar Hand und Spanndienste fordert? Und wenn es hart auf hart kommt, dann werden eure Untertannen euch anflehen, dass ihr euch vor sie stellt um sie zu schützen oder sie werden die Flucht ergreifen. Dann sind die Burg mit einigen Männern und ein Hausschrein für euer Seelenheil das richtige. Als Herrscher seid ihr beim einfachen Volk für alles verantwortlich und in der Not werden sie sich hinter euch verstecken wollen. Das erfordert Ritterlichkeit! Oder wollt ihre eine Gemeinschaft schmieden, die einen gemeinsamen Fokus hat um sich der Brache zu erwehren. Dann braucht ihr als erstes etwas, das eure Gemeinschaft stärkt und diesen Fokus bildet, der eure Kräfte und Talente vereint. Das kann ein Tempel sein, der den Glauben der Leute, die seit Jahrzehnten hier am Rand der Brache überleben, zu etwas formt, das es zu verteidigen gilt. Aber durchaus auch etwas Anderes. Etwas wofür es sich lohnt gemeinsam zu kämpfen. Das erfordert aber Glauben an Etwas!"

Beim Bund mit dem Land wurde Leubrecht kurz stutzig, beließt es aber dabei. Derzeit hatte er zu viele andere, dringendere Sorgen die seiner Aufmerksamkeit bedurften, sodass, sollte er sich dann noch daran erinnern, diese Frage später eruiert werden müsste. Die Frage was für ein Herr er sein wollte, so musste er nicht lang überlegen. Er wollte seinen Untertanen mit gutem Beispiel voran schreiten, wollte ihnen, wie es seine Pflicht war, ein Schild sein. Zugleich aber wusste er das die Brachenwacht keine Wacht war, die er und ein paar Wachen allein bewältigen könnte. Er wusste das er letztlich auf die Unterstützung, den Mut und die Erfahrung seiner Untertanen angewiesen sein würde und er beabsichtigte ein entsprechendes Band unter seinen Vasallen zu schmieden – und so die Götter wollten, auch unter den Brachenwächtern!

Dankend nahm er die soeben vom Wirt gebrachten irdenen Becher entgegen und reichte einen an seinen Gast weiter. „Lasst uns Anstoßen!“ Verkündete er und erhob den Becher. „Auf die tapferen Seelen die am Zwingstein ihr Leben gaben, auf Eure Großzügigkeit und darauf dass die Götter auch weiterhin voll wohlwollend auf die Brachenwächter und mich blicken mögen“ Den ersten Schluck trank Leubrecht jedoch nicht, sondern vergoss ihn auf dem Boden des Schankraumes. „Für die Gefallenen Waffenbrüder und –Schwestern…“ Tat er mit Trauer in der Stimme kund. „… und für die Lebenden die sie Ehren und ihre Wacht fortsetzen.“ Während der Met noch seine Kehle hinunterfloss, wusste der Herr von Neu-Auenwacht bereits wie er die Veteranen einsetzten könnte. Je nachdem wie viele es würde, beabsichtigte er einige in den bestehenden Weilern anzusiedeln und den Rest rund um sein neues Heim mit Land zu bedenken. Die Kämpfer in den kleinen Orten könnten die Bewohner nicht nur organisieren, sondern ihnen zugleich ein tapferes Vorbild sein. Die anderen hingegen könnten schnell ausgerüstet gemeinsam mit ihm ausrücken um dem Feind aus der Brache zu begegnen.



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Texte der Hauptreihe:
K34. Nestbau
Eff 1042 BF
Einige Humpen, Hlûthar zur Ehr
Ein erster Blick auf Neu-Auenwacht


Kapitel 33

Brief um Brief