Geschichten:Abgründe - Von Gebeinen und gebleckten Zähnen

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Ritterherrschaft Ostbrisken am Fuße des Wachturms Hohenbrisken am 30.Efferd 1042BF

Nachdem seine Helfer wieder zu ihren Höfen gegangen waren, hatte Hane zunächst mal wieder eine Runde durch sein Lehen gedreht. Er war den Waldrand abgeritten, hatte nach frischen Spuren gesucht und auch einige gefunden, die sich jedoch nicht weit von der Waldgrenze entfernten. Die Brache war wieder erwacht, so sagte man sich… Was auch immer das bedeuten soll… Wirklich rausfinden will ich das im Moment noch nicht. Ich muss wachsam bleiben und den Waldrand im Auge behalten...

Wann immer Hane nicht in seinen Ländereien unterwegs war, schleppte er Steine aus dem Kellergewölbe. Mühsam war die Arbeit ohne seine Helfer und ihm fehlten die Unterhaltungen mit den munteren Gesellen… Den kürzlich entdeckten Käfig hatte er bald soweit freigelegt, dass er sich um die Steine im Innern der Zelle kümmern konnte. Vorsichtig angelte er einen nach dem anderen durch die Gitterstäbe. Die Zelle war nicht sehr groß, vielleicht 2 Schritt in der Breite und 2,5 Schritt in der Länge. Sie reichte vom Boden bis zur Decke. Zu seiner Verwunderung war Hane nicht einmal sonderlich überrascht, als er zwischen den Steinen das bleiche Ende eines Knochens herausragen sah. Bin ich schon so weit abgestumpft, dass mich Gebeine nicht einmal schockieren? Auf der anderen Seite – was habe ich denn anderes hier erwarten sollen. Wer oder was auch immer in diesem Käfig war, kann unmöglich überlebt haben… Wer weiß wie lange das her ist, dass der Keller zugeschüttet wurde? Ich hatte nur gehofft, dass der Käfig bis auf die Steine darin, leer ist… Nun gut, was haben wir denn da?

Behutsam räumte er die Steine aus der Zelle und sammelte alle Knochenstücke die er zwischen den Trümmerteilen fand zusammen. Hane hatte in seinem Leben schon viele Tiere erjagt, gehäutet, ausgenommen, zerlegt… und auch die Knochen der Tiere hatten sie nie einfach weggeworfen. Aus den großen konnte man Figuren schnitzen, aus den kleinen Pfeilspitzen zum Erlegen kleiner Tiere. Auch die Beinschnitzer haben immer gern unbeschädigte und fein präparierte Knochen abgekauft. Mit der Zeit hatte Hane die Erkennungsmerkmale verschiedener Tiere verstanden. Ausgiebige Blicke widmete er jedem einzelnen der Knochen, die er in dem Käfig gefunden hatte. Zweimal schon hatte er das Öl in der Laterne nun nachgefüllt, als er sich endlich sicher war was er hier vor sich hatte.

„Bellrik, ich stehe vor einem weiteren Rätsel. Wir haben den Schädel einer normal großen Ziege mitsamt Schultergürtel, einen Rattenschädel immenser Größe, doch vom restlichen Rattenkörper fehlt jede Spur. Dann ist hier noch der fast vollständige Körper einer recht großen Schlange, nahezu alle Wirbel und Rippen und der Schädelknochen sind da. Und weil das noch nicht merkwürdig genug war, werfe ich mal noch den Torso und die Beine eines Wolfes in den wilden Mix. Naja, und dann sind da noch diese komischen unförmigen Knochenteile die nach nichts aussehen, was ich jemals vorher zu Gesicht bekommen habe. Was soll das werden? Ist der Holzeimer mit den Knochenabfällen Satinav zum Opfer gefallen und hinterlässt uns hier solche Rätsel? Oder wurde hier ein Tier festgehalten, das sowohl Ziegen, als auch Schlangen, Ratten und Wölfe auf dem Speiseplan hat? Nur wo sind die Knochen dieses Tieres? Bellrik, wo sind die restlichen Gebeine der Tiere hin?“

Der Jagdhund quittierte die Frage mit einer kämpferischen Grimasse und einem grollenden Knurren. Seine Ohren waren spitz aufgestellt und die Zähne bleckte Bellrik II. unentwegt. Irgendetwas in diesem Keller machte den Hund unruhig und gereizt…