Geschichten:Drei Krähen und ein Räblein – Ein Vogt

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Ritterherrschaft Praiosborn, Ruine Praiosborn, Boron 1042

Inzwischen waren die beiden großen weißen Hunde zu Nella geeilt. Erst hatten sie interessiert an ihr geschnuppert, wollten dann aber sogleich mit ihr spielen oder zumindest ausgiebig von ihr gestreichelt und gekrault werden. Das Mädchen kicherte und gluckste ganz aufgeregt, ließ ihre kleinen Hände durch das weiche weiße Fell der Hunde gleiten, kuschelte und schmuste mit ihnen und schien in diesem Augenblick so voller Glück und Zufriedenheit. Da wussten die drei Schwestern, dass es so sein musste. Dass diese Hunde für Nella bestimmt waren. So wie Praiosborn für sie bestimmt gewesen war.

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Nella blieb zum Essen. Das tat sie die letzte Zeit öfter. Ihre Schafe waren ja schon im Stall. Die Hunde lagen zu ihren Füßen unter dem Tisch und dösten. Erst da fragte das Mädchen: „Frau Reichsritterin, was sind das denn für Hunde?“

„Herdenschutzhunde“, erwiderte Ailsa.

„Herdenschutzhunde? Aber... aber Ihr habt doch gar kein Vieh? Und... und... Ihr habt Beißi! Wer einen Beißi hat, der braucht keine Hunde zum Schutz mehr.“

„Stimmt. Wir haben kein Vieh.“

Das Mädchen stutzte einen Augenblick. Sagte dazu aber nichts.

„Wie heißen die beiden denn?“

„Es sind zwei Brüder. Baduar ist der mit der dunklen Maske, der andere heißt Blasius. Sofern, dir diese Namen gefallen?“

„Warum denn mir?“

„Weil sie dir gehören!“

Da bekam das Mädchen ganz große Augen: „Mir?“

„Ja, dir! Sie werden fortan deine Schafe beschützen.“

„Aber... aber...“, stammelte das Mädchen und begann entsetzlich zu weinen, „Das geht... geht doch nicht! Das... das... kann ich nicht... nicht an... annehmen...“

„Wer ist denn jetzt hier die Reichsritterin?“

„Aber... aber...“, schluchzte Nella weiter.

„Wer ist denn jetzt hier die Reichsritterin?“, wiederholte Ailsa, „Ich erwarte eine Antwort!“

„Ihr!“, erwiderte sie da von Tränen erstickt.

„Dann ist diese Diskussion doch ziehmlich unnötig, meinst du nicht auch?“

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„Da ziehen die drei von dannen“, die Skaldin zeigte auf die beiden kleiner werdenden weißen Punkte in der Ferne, „Unglaublich wie Nella sich gefreut hat.“

„Das Leben verlangt den Menschen hier viel ab“, erwiderte Nurinai, „Zu viel, wenn ihr mich fragt.“

„Ein Herz und eine Seele“, fuhr Scanlail fort, „Als würden die drei sich schon ewig kennen. Immerhin müssen wir jetzt keine Ponykacke wegmachen...“

„Für so was bin ich nun wirklich nicht zuständig...“

„Und damit hätten wir fast alle unsere Probleme gelöst“, meinte Ailsa.

Ihre Schwestern schauten sie fragend an.

„Na, wie müssen wir unseren Vater denn jetzt eigentlich nennen?“, wollte die Ritterin da wissen, „Jetzt, da er Vogt vom Greifenpass ist?“

„Euer Hochgeboren?“, schlug Nurinai vor.

„Wie wäre es mit Vater?“, mischte sich nun die Skaldin ein, „Ganz einfach Vater. So wie bisher auch.“