Geschichten:Die Brachenwächter - Brief um Brief

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Der erste Brief, der wichtigste Brief, der Brief an den Markvogt war geschrieben, dass entspannte Leubrecht ein wenig, allerdings beabsichtigte er an diesem Abend noch diverse andere Schreiben aufzusetzen. Es würde weit mehr benötigen als nur eine Aufstellung der Kosten um Barnhelm eine Burg aus den Rippen zu leiern, was er brauchte waren Fürsprecher die seinen Namen in ein wohlwollendes Licht rückten und somit den Markvogt für seine Ideen gewogen stimmte. Für diese Aufgabe könnte es sich auszahlen einem alten Adelsgeschlecht anzugehören, einer Familie die sich, vor allem durch politische Ehen, an den verschiedensten Stellen in der Kaisermark verbreitet. Diese Traviabünde beförderte seinen Verwandten nicht in die erste Reihe eines Lehens, nein sie heirateten in die hinteren Reihen ein und nahmen von dort aus Bedächtig Einfluss.

Seine erste Wahl fiel auf seinen Oheim Bardo, als Dienstritter in der Halsmark könnte dieser ein gutes Wort bei seiner Dienstherrin einlegen. Keine schlechte Wahl für den Anfang, immerhin war Irmegunde von Luring-Rabenmund nicht nur eine wichtige Größe in der Kaisermark, sie war zugleich auch Familienmitglied und ehemalige Knappin Barnhelms. Weitaus interessanter war in diesem Moment aber das die Halsmark zum Teil gefährlich nahe an der Brache lag und durch die Brachenwächter geschützt wurde. Doch damit der Einfluss auf die Burggräfin nicht allein durch seinen Oheim erfolgte, hatte er noch einige andere Kandidaten an der Hand. So fiel seine zweite Wahl auf seine Schwester Varena, sie war mit Danos von Scheuerlintz verheiratet und eben dieser war der jüngste Sohn des Junkers von Scheuerlintz und Bruder der Ritterin von Deckenforst. Günstig für Leubrecht war dabei der Umstand das das Junkergut Scheuerlintz innerhalb der Halsmark der Brache am nächsten lag.

Allerdings konnte er sich nicht sicher sein, dass jeder Kontakt auch zu dem Ergebnis führte auf das Leubrecht hoffte. Also wollte er seine Angehörigen auch in den anderen Regionen der Kaisermark anschreiben, sodass diese hoffentlich zur richtigen Zeit die richtigen Worte zu Gunsten der Wächter fallen lassen würden. Im Normalfall konnte so etwas Monde und länger dauern, Zeit die es brauchen würde um für die Wacht Akzeptanz zu schaffen. In den zurückliegenden Götterläufen hatte er für seine eigene Person bereits Grundlagen geschaffen, er hatte Haffax-Marodeure verfolgt und damit so manchen Adligen zur Seite gestanden, genauso wie er auf Zusammenkünften in Gareth diverse Kontakte geknüpft hatte.

Die Zeilen an seine Mutter waren mehr als ein bloßer Bericht dessen was er in Neu-Auenwacht erlebt und vorgefunden hatte, es war zugleich die Bitte das diese sich mit ihrem Bruder, Vitubus von Siehenthal dem Junker von Siebenthal im Rahja der neu entstandenen Ritterherrschaft Silkwacht, austauschte. Sein Oheim Vitubus könnte allgemein den Nutzen der Brachenwacht betonen, zumal sich die Familie nicht zwingend durch Kämpfer hervortat. Ebenfalls in der Gerbaldsmark weilte seit kurzem sein Vetter Savertin, gemeinsam mit ihm hatte er die Marodeure verfolgt, ihm galt sein Dank, immerhin hatte ihr gemeinsames Handeln zu seiner Belehnung beigetragen, zugleich könnte er aber auch mit seinem neuen Dienstherrn, dem Burggraf Reto von Aimar-Gor, über dieses Thema reden. Eine Gradwanderung zugegeben, verstanden sich der Königslinden und der Burggraf doch nicht sonderlich gut – womöglich wäre umso mehr für die Wächter zu erwärmen, verlor der Wägevogt doch durch eben diese.

Für die Raulsmark schrieb er der Gattin seines Oheims Bardo an, Leonore war eine Geborene von Leuenwald und Schwester der Junkerin Herodane von Leuenwald. Zugegeben machte er sich hierbei wenig Hoffnung, hatte die Raulsmark voraussichtlich wenig Nutzen von der Brachenwacht, aber er vertraute dem Gespür Leonores auf das diese auch hier das Verständnis zur Notwendigkeit der Wacht in den Köpfen der Menschen verankern könnte. Ähnliches erwartete er in Vierock, auch wenn er dort über weitaus mehr Kontakte verfügte. Schließlich musste er darauf setzten das die Idee der Brachenwacht mehr Unterstützer fand als Barnhelm von Rabenmund allein. Die Witwe seines am Zwingstein gefallenen Vetters Anshold, deren Geschwister über ein Rittergut in Vierock, aber auch in der Sieghelmsmark geboten. Ferner lebte Leubrechts Base Elissa in Vierock, sie war mit Leon von Trenck vermählt, dem Bruder des Junkers von Untergardeln. Sogar einen persönlichen Kontakt hatte er in Vierock oder vielmehr hatte er diesen bis vor wenigen Götterläufen gehabt. Als Knappe hatte er von Gerrich von Drostenberg die Rittertugenden erlernt und auf dem Rittergut Drostenberg gelebt. Leider war Gerrich inzwischen verschieden, sodass seine Enkeltochter Junivera das Gut führte.

Viele Verwandte die er mit Briefen um ihre Unterstützung für die Brachenwacht werben lassen konnte und dennoch würde es Gespräche geben die er persönlich führen musste. Nicht nur die Suche nach einem Baumeister zählte er dazu. Mit der Bitte einer Zusammenkunft verfasste Leubrecht an diesem Abend noch einen letzten Brief. Dem Mann aus dessen Lehen sein eigenes herausgelöst worden war, diesen Mann musste Leubrecht persönlich treffen und ihn für sich gewinnen. Gewiss war Germuth von Königslinden, der Erbvogt von Grambusch, nicht erfreut über die Gesamtsituation und würde ihm mit wenig Wohlwollen gegenübertreten. Konnte Leubrecht jedoch den Wägevogt auf seine Seite bringen und von der Notwendigkeit einer Burg auf Neu-Auenwacht überzeugen, dann hatte er in ihm einflussreichen Verbündeten gewonnen und seine Burg fast sicher. Gute Gründe wieso Germuth diese in unmittelbarer Nähe dulden sollte, gab es zudem auch. Unmittelbarer und umfassender als die Halsmark, grenzte das Lehen des Erbvogtes direkt an seine Grenzen und sollte somit durch ihn Geschützt werden. Über große Wehrbauten verfügte Grambusch nicht, abgesehen von Schloss Auenwacht gab es lediglich den Turm des Vogtes – beim besten Willen keine Anlagen die als Bollwerk wider die Wesenheiten der Brache erbaut worden. Auenwacht war ein schmuckes Schlösschen, das selbst wenn es wehrhaft wäre den Landen Grambusch keinen Schutz böte, da diese bereits vollständig verheer wären eh das Schloss erreicht wurde. Besagter Turm hingegen war leicht geneigt, sodass zwei Käfige an ihm befestigt werden konnten, in dem Maß-Betrüger zur Schau gestellt worden, war aber sonst nicht mehr als ein Wohnturm. Leubrecht war überzeugt das Germuth von Königslinden trotz Verlustes aus der Situation Gewinn ziehen konnte. Er mochte etwas Land und eine Hand voll Bauern eingebüßt haben, im Gegenzug erhielt er jedoch einen Ritter samt Burg die ihn, seine Vasallen und die durch sein Gut verlaufende Reichsstraße vor den Kreaturen der Dämonenbrachen schützen würde. Ein Argument das für ihn, genauso wie für jeden anderen der Brachenwächter und ihre mittel- und unmittelbaren Nachbarn Gültigkeit hatte.


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Texte der Hauptreihe:
K34. Nestbau
Autor: Vairningen