Geschichten:Drei Krähen und ein Räblein – Koschklöße

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Ritterherrschaft Praiosborn, 30. Rondra 1042

„Das...“, Nella schnupperte und schnupperte und schnupperte und...

„Das...“, hob sie erneut an, „Das riecht ganz schön... gut. Richtig gut.“

„Das riecht nach Koschklößen“, erklärte Ailsa nickend, „Die gibt es nämlich heute.“

Das Mädchen guckte neugierig: „Koschklöße?“

„Ja, Koschklöße. Ich habe deswegen sogar meine Pagin vorgeschickt, damit die dann auch rechtzeitig fertig sind, wenn ich mit nicht wirklich neuen Erkenntnissen aus Parinorswacht zurückkomme“, führte sie weiter aus und begann sofort zu schwärmen: „Und wenn du glaubst, die riechen schon gut, dann wirst du nicht glauben, wie gut die erst schmecken! Und ich verrate dir was das Allerbeste ist: Die Füllung!“

Nellas Magen grummelte leise. Ziemlich betreten dreinblickend seufzte sie geradezu enttäuscht: „So etwas gibt es bei uns nicht. Bei uns gibt es nur... na ja... nur...“

„Grütze?“, schlug die Ritterin da vor, „Die gibt es bei uns auch immer, wenn Nurinai kocht, sie kann nämlich nichts anderes...“

„... und Eintopf“, endete das Mädchen.

„Den würde es bei uns wohl auch geben, aber bei Nurinai kann man den einfach nicht essen“, murrte Ailsa und dämpfte ihre Stimme: „Den lässt sie immer anbrennen...“

Da nickte Nella und gestand: „Das kenn ich, das passiert mir auch immer...“

„Hast du schon mal über ein Noviziat bei der Boron-Kirche nachgedacht?“, lachte die Ritterin.

„Ähm... hab ich nicht, brauch ich auch nicht, ich bin nämlich das einzige Kind meiner Eltern und noch dazu ein Mädchen...“

„Was soll das denn heißen?“, stutzte Ailsa da, „'... noch dazu ein Mädchen'. Ich war auch mal ein Mädchen in deinem Alter.“

„Aber Ihr wart ein adeliges Mädchen, ich aber bin eben nur ein Mädchen, ein ganz normales Mädchen eben“, traf das Kind es auf den Kopf, „Außerdem wollte mein Vater immer einen Jungen haben.“

„Ach!“, winkte die Ritterin da ab, „Ich glaube Jungen sind überbewertet. Die sind auch nicht besser als Mädchen. Und wenn ich es mir recht überlege, würde ich lieber ausschließlich Mädchen haben. Die Männer aus meinem Haus taugen nämlich einfach überhaupt nichts und wenn ich das so sage, dann meine ich das auch genauso.“

„Hm...“, machte Nella da nur.

„Und überhaupt: Eltern lieben ihre Kinder, weil sie ihre Kinder sind, ganz gleich welches Geschlecht sie haben. Also… also so ein Unsinn“, schimpfte sie, „Meine Eltern haben drei Töchter und ich glaube nicht, dass mein Herr Vater uns weniger liebt, weil wir alle drei nur Mädchen sind oder gar das er weniger stolz auf uns ist. Er ist unser Vater und er liebt uns.“

„Hm...“, war alles was Nella dazu sagte.

„Und wer auch immer dir erzählt hat, Jungen seien besser als Mädchen, der hat doch einfach keinen blassen Schimmer! Ich meine...“, sie hielt einen Moment inne, „... wer ist es denn, der über das Mittelreich herrscht?“

„Kaiserin Rohaja von Gareth“, schoss es aus Nella heraus.

„Und sie ist eine... ?“

“... aus dem Haus Gareth.“

„Ähm, ja. Doch vor allem ist sie eine...?“

Verwirrt zuckte das Mädchen mit den Schultern und schaute zu Ailsa auf Sadhbh hinauf.

„... Frau! Sie ist eine Frau!“

„Ach so!“, Nella schlug sich mit der Hand gegen den Kopf, „Natürlich! Aber... so hab ich sie noch nie gesehen.“

„Meist sind es die offensichtlichen Dinge, Nella, die vor unseren Augen verborgen bleiben.“

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Da knurrte Nellas Magen erneut.

„Ach, weißt du Nella, warum isst du nicht mit uns?“

Das Mädchen blieb verdutzt stehen: „Ihr ladet mich zum Essen ein, Frau Reichsritterin?“

„Ist doch genug für alle da...“

„Aber das geht doch nicht, Ihr seid doch von Stand und ich...“

„Wer ist denn jetzt hier die Reichsritterin?“