Geschichten:Viele Worte – Kollegiale Worte

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Wilder BoronangerBrauntal, Junkertum Rallerzufluss, Baronie Linara, Mitte Phex 1036 BF, gleicher Tag, abends

Die Sonne war bereits lange untergegangen, als Ernbrecht von Jeskenau seine Schritte in Richtung des ‚wilden‘ Boronangers von Brauntal lenkte. Um keine Missverständnisse zu erzeugen, ging er offen und im Schein der Fackel seines Magierstabes. In wenigen Stunden wird der Zwanzigste sein und ein Praiostag. Wahrscheinlich wird die Arbeit zu Ehren des Götterfürsten ruhen.

Soweit er das beurteilen konnte, wurde ganze Arbeit geleistet. Bereits fertig gestellt war ein kleiner Holzbau, an dem im Bau befindlichen Wohnhaus des Geweihten oder des Küsters. Gegenüber dem Anbau befand sich die Baustelle des Schreins. Der Schrein war aus schwarzem Holz gebaut und hatte eine Grundfläche von etwa fünf Rechtsschritt. Das Gebäude war wie ein halbes Rad aufgebaut. Die Längsseite war offen, in Richtung Anbau, bis auf Stützbalken für das Dach. Die Seitenwände des Halbrundes waren horizontale Balken, die ähnlich wie die Dauben bei einem Fass, angeordnet wurden. Erkennbar war es, dass der Schrein Kern eines größeren Gebäudes, eines Tempels werden soll. Überall standen Wachen. Mit Öllampen wurde der Umkreis der Baustelle markiert und beleuchtet. Die Fläche des zwischen Anbau und Schrein war mit schwarzen Ziegeln gepflastert. Weiteres Pflaster aus noch dunklerem gebranntem Ziegel war gelegt worden und ging über den Bereich des Schreins hinaus. Ernbrecht konnte nur vermuten, dass dieser Bereich später der Tempelboden sein wird. Er schaute sich alles gut an. Später würde er eine Skizze aus seinem Gedächtnis heraus anfertigen, der die Grundlage für Quenjas Angriff dienen wird.

Skrupel hatte er keine, gerade Boron, um eines seiner künftigen Häuser zu bringen. Gerade er ist es, der ihm einen ruhigen Schlaf verwehrt.

Um weiterhin unverdächtig zu erscheinen, wechselte er mit der einen oder anderen Wache ein paar kurze Worte. Nachdem Ernbrecht meinte genug gesehen zu haben, wollte er sich zurück zur Gaststätte begeben, um die Skizze anzufertigen.

Ernbrecht erschrak sich fast zu Tode, als er sich umdrehte und gefühlt eine Person wie aus dem Nichts vor ihm stand. Der Mann musterte Ernbrecht und unterbrach die Stille.


„Hesinde zum Gruße“

„He… Hesinde zum Gruße“ erwiderte Ernbrecht den Gruß und fuhr fort „Ihr habt mich erschreckt.“

„Nimmt meine Entschuldigung bitte an, ich hatte nicht vor gehabt euch zu erschrecken!“

Ernbrecht nahm den Mann im Augenschein, ein Magier, soweit ganz klar, Robe und Magierstab.

„Wenn ich mich vorstellen darf, Lata von Nostria.“

„Mein Name ist Ernbrecht von Elenvina, es ist mir eine Ehre euch kennenzulernen! Seid ihr auf der Durchreise?“

Ernbrecht schluckte kurz und war froh, dass er sich so schnell fangen konnte. Er hatte bereits bei seinen Aufenthalten in Kuslik von Lata von Nostria gehört, bisher noch nie persönlich getroffen. Die Nennung der Akademie, in seinem Namen, die in der tiefsten Provinz befand, wo er wahrscheinlich ausgebildet wurde, war gewaltig tiefgestapelt. Was machtee, Absolvent eines Zweitstudium in Bethana, eines Drittstudium in Kuslik, mit dem Potential einer Spektabilität, eines Erzmagiers, dieser Magier hier?

„Ich bin hier, um alten Freunden und Weggefährten zu helfen, bei dem Bau des Schreins und des Tempels. Und was führt euch hier her?“

„Ich bin, man kann sagen, jetzt nur auf der Durchreise. Morgen werde ich weiterreisen“, Ernbrecht wählte seine Worte mit Bedacht.

„Bedauerlich, ich hätte mich gerne ein wenig über gefachsimpelt. Vielleicht ein anderes Mal.“ Lata überreichte Ernbrecht eine Karte. Eine Visitenkarte, wie es im lieblichen Feld üblich. „Kommt mich doch einmal in meinem Domizil besuchen. Vielleicht können wir dann das heutige Gespräch fortführen.“

Ernbrecht nahm die Karte entgegen, packte sie in, ohne darauf zu schauen, eine Seitentasche.

„Vielen Dank für die Einladung. Ich werde gerne darauf zurückkommen. Sollten meine Reisen mich in die Nähe eures Domizils führen, werde ich euch gerne besuchen. Ich wünsche euch noch einen guten Abend. Hesinde mit euch.“ Nach diesen Worten ging Ernbrecht an Lata vorbei in Richtung Dorf.

„Ernbrecht“ rief Lata hinterher.

Ernbrecht drehte sich um „Ja?“

„Möge Aves euch eine ruhige Reise bescheren. Hesinde auch mit euch!“ fuhr Lata fort.

„Danke“ antwortete Ernbrecht knapp und ging schnellen Schrittes weiter.