Geschichten:Viele Worte – Worte des Abschieds

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Kontor BibernellBrauntal, Junkertum Rallerzufluss, Baronie Linara, Ende Phex 1036 BF einige Stunden später, Vormittag

In der guten Stube des Kontors nahmen Quenya und Jacomo schweigend das Frühstück ein. Die Nacht hatte Quenja viel gekostet und nichts eingebracht. Quenja dachte über das Erzählte von Jacomo nach.

Er beschrieb, wie die Flusspiraten ihren Überfall durchgeführt hatten, ein wenig Schaden an den Gebäuden angerichtet und alle mitgenommen hatten, denen sie habhaft wurden und nicht entkommen konnten. Der Brennmeister versuchte sie aufhalten, zu verhindern, dass seine Familie und Verwandten von den Piraten verschleppt worden wären, umsonst, die Piraten hatten kurzen Prozess mit ihm gemacht und seine Anverwandten trotzdem mitgenommen.

Jacomo sorgte dafür, dass die geplante Person entkommen, Hilfe holen konnte und nicht Teil der Beute der Piraten wurde.

In Brauntal angekommen gab sie Alarm und eilte mit Albin und seinen Bewaffneten zum Weiler und zur Ziegelei zurück.

Bei Sonnenaufgang traf sich Jacomo mit den Piraten an der vereinbarten Stelle, damit er ihnen das versprochene Gold geben konnte. Jacomo hörte bei dem Treffen von den Piraten, dass sie, wie vorgesehen, sich zurückzogen, mit ihrer hauptsächlich menschlichen Beute, bevor die Hilfe aus Brauntal ankam. Jacomo hatte die Anweisung gehabt, den Piraten mitzuteilen, dass Quenja dieses Mal nicht ein Teil der menschlichen Beute, zwecks Weitervertrieb, abnehmen würde.

Quenjas Gedanken wanderten weiter zurück, als sie nach ihrer Rückkehr vor vier Tagen in ihrer unterirdischen Behausung eine Bestandsaufnahme gemacht hatte; was fehlte, warum der Einbrecher ausgerechnet Das mitgenommen hatte. Welchen Aufwand er betrieben hatte, ihre mit Zwergen-Schlösser verschlossenen Kisten und Truhen zu öffnen. Weiter kam sie nicht. Von draußen hörte man Lärm. Einer ihrer Angestellten versuchte lautstark jemanden aufzuhalten, erfolglos. Jacomo sprang auf und zog einen Säbel. Die Tür wurde aufgestoßen und hinein kam Fiona; allein.

„Tut mir leid, sie ließ sich nicht aufhalten!“

„Schon, gut! Lass und allein, du Jacomo, steck den Säbel weg und mach die Tür von draußen zu. Guten Morgen Hochwürden, möchtet ihr einen Tee?“

„Nein, vielen Dank. Ich habe bereits gefrühstückt. Darf ich?“ Fiona deutete auf den Platz den Jacomo frei gemacht.

„Nur zu“ und Fiona setzte sich auf den Platz. Jacomo legte den Säbel zur Seite und verließ wie angewiesen den Raum und schloss hinter sich die Tür.

„Was verschafft mir die Ehre eures frühen Besuchs, Hochwürden?“

„Ihr hattet in der Nacht eine Art Vorleistung für ein ‚quid pro quo‘ erbracht. Ich bin hier, um die Gegenleistung zu erbringen.“ Mit diesen Worten reichte Fiona Quenja ein gesiegeltes Pergament. Quenja nahm das Pergament überflog es und gab sie Fiona zurück.

„Gratulation, Hochwürden“

„Vielen Danke, ich werde bleiben, bis die Arbeit erledigt ist.“

„Und die Arbeit bin ich?“

„Zunächst gilt es einen Tempel fertig zu stellen. Dann muss etwas für die Bewohner in Brauntal geschehen. Alles weitere wird sich dann ergeben, denke ich.“

„Denkt ihr! Nun gut, ich hatte bereits in der Nacht gesagt, dass ihr gewonnen habt. Ihr als Geweihte eine Diebesgottes wollt den Weg des Praios gehen, ernsthaft?“

„Es gibt den Weg des Phex und es gibt einen Weg, den manche für den Weg des Phex halten!“

„Und ihr meint, ich beschreite letzteren Weg?“

„Ja, der Meinung bin ich. Brauntal spricht dafür, die Taten der Bernsteinbande sprechen dafür und ihr habt meiner Freundin weh getan, in mehrfacher Hinsicht!“

Quenja seufzte, redete mit ruhiger Stimme weiter „Was eure Freundin angeht, ich denke ihr meint die Baronin, weiß ich nicht, was ihr habt, ich habe sie lebendig und ohne körperlichen Schaden damals ziehen lassen und sie in Ruhe gelassen, da sie mich in Ruhe gelassen hatte. Um ihrem Adoptivsohn wurde sich gut gekümmert.“

Fiona wollte etwas sagen, wurde aber sofort unterbrochen.

„Ihr solltet euch von äußerem Schein von Brauntal nicht täuschen lassen. Das, was ihr als Willkürherrschaft anseht, ist eine drastische Durchsetzung der Regeln, die ich aufgestellt habe. In diesem Dorf geschieht kein Verbrechen, dass ich nicht erlaube. Die, die gegen die Regeln, meine Regeln verstoßen, müssen mit drastischen Konsequenzen rechnen. Der Laden in meinem Kontor ermöglichte es mir, jemanden ohne Münzen gegen Kredit Fisch, Brot und Bier zu verkaufen. Keiner musste in den letzten Götterläufen verhungern. Das Aussehen der Häuser? Schöne Häuser verführen Briganten solche Häuser eher anzuzünden, während Bruchbuden meistens in Ruhe gelassen werden. Und wenn nicht, ist eine Bruchbude leichter wieder aufzubauen oder zu reparieren. Ich habe Vertriebene, die anderswo gesucht worden, hier wohnen lassen. Auch die haben sich an den Regeln zu halten. Dafür wurde von mir eine Abgabe bei den Dörflern eingetrieben. Letztendlich war es nichts anderes, als dass, was Adelige tun, nur wurde ich nicht von einer Gräfin oder meiner Mutter eingesetzt, sondern von eigenen Gnaden.“

Fiona wollte erneut etwas sagen, wurde aber wieder sofort unterbrochen.

„Lasst mich ausreden. Jedes Verbrechen, aber auch wirklich jedes Verbrechen das ungeklärt blieb, dass auf dieser oder den anderen Flussseiten stattfand, wurde der Bernsteinbande angelastet.“

Fiona ließ sich diesmal nicht unterbrechen. „Ich fange mit dem Letzteren an, was ihr da behauptet, hattet. Ich weiß, dass ihr nicht für jedes Verbrechen verantwortlich wart, nur wurde Widerstand der Opfer von euch entweder durch zerschmetterte Knochen oder einem Platz in Borons Hallen gebrochen. Zu zweiteren kann ich nur sagen, dass die Strafe gegen eure Regelverstöße ziemlich einseitig sind und meistens darauf hinausliefen, als Futter für Ghule zu enden!“

Bevor Fiona weitersprechen konnte „Furcht ist, beziehungsweise war bisher mein Verbündeter. Ich sehe ein, dass sich die Umstände in Brauntal und in Rallerzufluss zu meinen Ungunsten verändert haben.“

„Würdet ihr mir noch ein paar Fragen beantworten?“

Quenja schaute sich um, „Ich werde diesen Ort vermissen. Tut mir leid Hochwürden, heute nicht vielleicht ein anderes Mal, wenn ich besser gelaunt sein sollte!“

Fiona wendete sich mit einem kurzen Abschiedsgruß ab. In dem Moment, als sie die Tür öffnen wollte, rief Quenja sie an: „Ich habe es mir überlegt, ich beantworte euch für heute eine Frage, aber nur eine!“