Geschichten:Unter einem Banner – Am Grafenhof

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Gut Grafenruh, Sitz des Waldsteiner Grafenhofes, Mitte Peraine 1043 BF:

Im Galopp ritten sechs Reiter auf das Tor von Grafenruh zu und wurden je von den Wachen der Waldsteiner Pikeniere aufgehalten.

„Was soll das, Mann, lass uns passieren!“, rief Bernhelm von Zweifelfels einem der Wachhabenden zu.

„Du weißt wohl nicht wer hier vor dir steh!“, zischte Thallion von Greifstein hinterher.

„Selbst wenn Ihr die Königin persönlich wärt, ich habe Befehl niemanden reinzulassen.“ Die Stimme des Wachhabenden zeigte deutlich, dass er lange nicht so selbstsicher war, wie er tat.

„Hol deine Kommandantin und sage ihr Leomar von Zweifelfels verlangt Einlass!“ Gishelm von Falkenstein-Sturmfels spie das Wort Kommandantin regelrecht aus.


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Wenig später baute sich die Kommandantin mit einer Lanze Pikeniere vor Leomar und seiner Entourage auf.

„So so, wen haben wir denn da?“ Geschmeidig wie eine Katze spazierte die Frau auf Leomar zu. „Lang ist es her, seit dem Ihr das letzte Mal hier ward.“

„Nun erinnere ich mich auch warum ich diese Jauchegrube gemieden habe.“ Leomars Stimme klang bestimmt und war voller Abscheu. Er kannte diese Frau, Lorinda von Windenstein-Windenbrück hasste seine Familie wie Dämonenbündler geweihten Boden. Sie entstammte aus einer Nebenlinie der Familie Windenstein, die vor den Zweifelfelsern die Baronie Osenbrück beherrscht hatten.

„Autsch, ich habe mehr Niveau von der berühmten Silberzunge erwartet“, säuselte die Adlige, „aber sei es drum, wir leben in schwierigen Zeiten. Der Hofkaplan hat eine Abriegelung von Grafenruh befohlen – zur Sicherheit.“

„Seit wann hat der Hofkaplan hier das Sagen?“ Leomar ließ sein Ross aufsteigen.

„Gemach, gemach, Brauner“, und mit Blick auf Leomar: „Der wuchernde Forst und seine verfluchten Kreaturen … nur durch das Licht und die Güte des Götterfürsten werden wir gegen diese Finsternis bestehen.“

„Wir reiten mit dem Banner der königlichen Domäne Neerbusch und haben das Recht … .“ Doch weiter kam Bernhelm nicht.

„Na na, königlicher Ritter des Busches, wo ist denn Eure Königin? Oder läuft ihr alle nicht eh schon Schwanz wedelnd dem kleinen Prinzchen hinterher? Ihr habt hier keine Verfügungsgewalt! Zieht Euch zurück in Euren Busch.“

Leomar hatte seine Hand schon an seinem Schwert Seelensäufer, es rief schon nach ihm, doch zügelte er seine kaum zu bändigende Wut. Heute war nicht der Tage für eine Seelenernte.


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Leomar und die Seinen hatten, zum Schein, klein bei gegeben und fanden sich nun an einer der rückwärtigen Mauern des Gutes wieder.

„Wie kann dieses Miststück es wagen“, fluchte Thallion, „das kann die doch nicht einfach so ungestraft tun.“

„Um die kümmern wir uns später“, brummte Leomar und wandte sich dann zu seinen beiden Knappen. „Morgana, Radulf, ihr verschafft euch Zugang zu dieser Jauchegrube und holt Darion. Los los!“


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Nach einem halben Stundenglas waren die beiden Knappen wieder zurück, mit Darion von Düllerwüben im Schlepptau. Leomar begrüßte seinen alten Kumpanen. Beide hatten schon das ein oder andere zusammen erlebt.

„Darion, was bei den Niederhöllen ist hier los?“, zischte Leomar, „Die Praios-Pfaffe ist nun Herr von Grafenruh? Was geht hier vor?“

„Du hast ja keine Ahnung“, begann Darion kopfschüttelnd, „Die Stimmung am Hof wurde immer rauer … diese ganzen Berichte vom wuchernden Forst, wilden Kreaturen die Reisende angriffen oder sonstiges. Der Hofkaplan macht dafür die Elfengräfin und ihre Unterstützer verantwortlich und hetzt gegen sie. Es kam schon zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Hausrittern … die meisten Elfenfreunde haben den Hof verlassen, wie der Wegevogt, die Jagdmeisterin und der Hofmagier … nach Silz sind sie geflohen, sagt man.“

„Da steckt doch bestimmt auch der Wicht von Seneschall dahinter.“ Leomar blickte zu den anderen.

„Ja, er und der Weißensteiner haben eine Allianz geschlossen … den Landobrist halten sie sich als Haustier und der merkt noch nicht mal was.“ Darions Stirn warf Falten. „Die Pikeniere haben sie schon unter ihrer Kontrolle, die gräflichen Burgen daher auch.“

„Hier ist eine Machtergreifung im Gange … .“ Nun dämmerte es Leomar. „Der Wicht will die Gunst der Stunde nutzen und sich selber zum Grafen aufschwingen.“

„Wie es aussieht hat er wenig Gegenwehr zu befürchten, die Elfengräfin und ihre Getreuen sind mit dem wuchernden Forst und seinen Kreaturen beschäftigt.“ Auch Bernhelm wurde langsam unruhig.

„Aber …“, Leomar hielt inne, „wie will er sich legitimieren?“

„Mit den Insignien der alten Grafenhäuser!“, platzte es Darion wie ein Blitz heraus. „Sein missratener Sohn hatte mich wie beiläufig nach dem Lepperturm und anderen Hinterlassenschafter den Familie Leppstein ausgefragt … .“

„Wie viele Herrschaftsinsignien gibt es denn überhaupt?“, wollte Thallion wissen, „Bei den vielen Herrscherhäusern, die Waldstein schon überdauert hat... .“

„Da wären schon mal der Rohalsreif, den die erste Gräfin von Rohal verliehen bekommen hat.“ - Darion

„Der ist in Silz!“ - Leomar

„Dann das Schwert der heiligen Henrica:“ Bernhelm machte eine Schwertbewegung nach. „Ein Geschenk unserer Familie an die Gräfin.“

„Verschollen!“ – Leomar - "Schon seit Ewigkeiten."

„Der Lepperstein.“ - Darion - „darauf wollte der Streitzig sicher hinaus.“

„Verschollen!“ – Leomar

"Der Goldene Eichenzweig der Gesselinger Grafen!" - Gishelm

"In Silz soweit ich weiß." - Leomar

„Ah, der Kriegshelm mit den Haaren der Familie Waldstein von Graf Olbert von Drabenburg.“ - Darion

„Arg, wie widerwärtig!“ Thallion verzog angewidert das Gesicht.

„Ebenfalls verschollen!“ - Leomar

„Silz ist für den Wicht unerreichbar“, merkte Gishelm an, „da kommt er niemals rein!“

„Dann sollten wir uns auf die verschollenen Insignien konzentrieren … womöglich hat er schon welche ausfindig gemacht.“ - Leomar.

„Wie finden wir das heraus?“ Thallion blickte in fragend in die Runde.

„In dem wir dem Grafenpalas in Hirschfurt mal einen Besuch abstatten.“ Ein wölfischen Grinsen überzog Leomars Gesichtszüge.