Geschichten:Unter einem Banner – Rapport

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Burg Goblau, Gräflich Gobelmünd, Peraine 1043 BF:

„Dort, ein Ruderboot“, Leomar von Streitzig deutete etwas hektisch in Richtung Raller, die sich als schwarzes Band an der Burg vorbei schlängelte. Der nächtliche Nebel tat sein übriges, doch nach und nach schälte sich die Silhouette eines kleinen Bootes heraus. An Bord, soweit es Leomar erkennen konnte, waren ein Ruderer und eine weitere Person, die eine Öllampe hielt. „Die Lichtsignale, der Hohentann ist zurück.“

„Sehr gut“, brummte der Seneschall. Ihm war es in der Burg schon zu klamm und kalt gewesen, aber hier draußen empfand er die Witterung als unerträglich. Es waren diese Momente, da wünschte er sich fast für die Instandhaltung der gräflichen Burgen mehr Geld locker gemacht zu haben. Aber nur fast. denn, wie oft war er schon hier. „Düllerwüben, lasst das Flusstor öffnen, die Schwäne des Bruchs kehren heim.“

Die Landvögtin gehorchte und gab ihrer Wachmannschaft ein Zeichen, das Flusstor am etwas gedrungenen Bergfried zu öffnen.

„Wir sollten uns nun nach drinnen begeben“, bemerkte die Ministeriale Tsajane von Jeskenau mit kehliger Stimme.

„Endlich ins Warme“, bemerkte Leomar mit leiser Stimme und sein Vater, der Seneschall, stimmte ihm zu. „Es ist Zeit für eine nette Plauderrunde mit Gewürzwein! Bereitet alles vor, Düllerwüben!“


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Wenig Später fand sich der Seneschall an einem langen Eichentisch wieder und genoss das prasselnde Feuer im Kamin hinter sich. Ebenfalls anwesend waren sein Sohn Leomar, Phexiane von Hohentann und Tsajane von Jeskenau.

„Wo ist denn der gute Hofkaplan“, wollte der Seneschall wissen.

„Der hat sich sich zum Gebet in die Praios-Kapelle zurückgezogen“, erwiderte die Jeskenau.

„ Ah, na sei´s drum.“ Nachdem der Streitzig an seinem Gewürzwein genippt hatte, trat auch schon der lang erwartete Gast ein.

Alrik Raul, es ist eine Freude dich zu sehen.“ Leomar begrüßte seinen Freund mit einem kumpelhaften Schulterklopfen.

„Setz dich, Hohentann, und wärm dich auf, aber vergiss nicht nebenbei zu reden.“ Der Ton des Seneschalls verriet dem Ritter, keine Zeit zu verlieren.

„Exzellenz, es läuft gut für uns, die Brückenschlacht bei Salzkotten war ein großer Erfolg.“ Der Ritter aus dem Schwanenbruch nahm einen guten Schluck Gewürzwein. „Wir haben reiche Beute gemacht und kontrollieren nun einen Großteil der Baronie Schwarztannen. Weißenstein und Rallerquell sind mit Hauptmann Leustein nach Gräflich Luring vorgestoßen und haben dort in Pochsen Quartier bezogen. Vor dort aus plant Leustein die nächsten Schritte. Die Schwarztanner Verteidigung ist schwach, sie haben uns nichts entgegen zu setzten. Hilfe von Seiten des Luring ist auch nicht zu erwarten, denn dessen Kräfte sind in der Goldenen Au gebunden.“

„So weit, so gut“, antwortet der Seneschall, als habe er das Wichtigste noch nicht gehört. „Und wie sieht es mit euren eigentlichen Auftrag aus?“

„Die Waidbrod und Keilerau gehen einer Spur am Hexenwald nach, von Nadlau habe ich lange nichts gehört, die Breitenbach ist die Adjutantin der Alka, die nun unsere Truppen in Schwarztannen befehligt. Weißenstein und Rallerquell sind ja nun … .“

„Beim Leustein und spielen in Gräflich Luring Krieg, ich weiß!“ Die Gesichtszüge des Seneschalls verzogen sich zu einer wütenden Fratze. „Ihr alle hattet einen klaren Auftrag mir dieses Kleinod zu bringen. Das ist der wahre Grund für unsere Präsenz in Schwarztannen. Euer Kriegsgeplänkel könnt ihr euch leisten, aber vorher will ich Resultate sehen!“

„Jawohl, Exzellenz, verzeiht. Womöglich haben wir uns von der besonderen Stimmung mitreißen lassen. Wir werden uns nun wieder auf unsere eigentliche Aufgabe besinnen, dafür werden ich sorgen!“ Der sonst so forsche Ritter wirkte gar etwas kleinlaut.

„Falsch“, die Stimme des Seneschalls schnitt durch den Raum, „deine Schwester wird das tun!“ Der Seneschall deutete auf die junge Frau neben ihm an Tisch. Phexiane wird dich zurück nach Schwarztannen begleiten!“

Alrik Raul entwich nur ein ungehaltenes Knurren. Seine kleine Schwester als Aufpasserin konnte er nun überhaupt nicht gebrauchen.

„Das war alles, Hohentann, du kannst dich entfernen. Ihr beide werdet morgen in aller Früh aufbrechen. Also findet etwas Schlaf!“

Mit angefressener Miene verließ der Angesprochene den Raum.

„Was gibt es aus Hartsteen zu berichten?“ Der Blick des Seneschalls wandte sich zur Jeskenau.

„Der Wegfeld ist es nicht gelungen sich aus der Defensive zu befreien. Zwar konnte sie sich den Phexmond über in Tannenheim im Westen Aldenrieds halten, doch nach dem sogenannten Hartweiler Untergang musste sie sich auf Waldsteiner Boden zurückziehen.“

„Hartweiler Untergang?“, hakte Leomar von Streitzig nach.

„Nun, ich werde euch mit lästigen und vollkommen nichtssagenden Details verschonen … nur so viel: Der Hauptmann entstammte aus der Schlunder Familie Hartweil, die im Laufe der Fehde den Schlund verrieten und sich den Hartsteenern angebiedert haben – tatsächlich nicht gerade zur Freude dieser. Besagter Hauptmann starb durch das Schwert der Wegfeld, daher der Name.“

„Wie es scheint, ist die Lage an der Grenze zu Hartsteen festgefahren“, schloss der Schreiber des Seneschalls.

„So ist es“, bestätigte die Jeskenau.

„Hartsteen ist nicht weiter relevant, denn das was wir erreichen wollten ist meines Erachtens eingetreten, oder Phexiane?“

Die junge Phex-Geweihte nickte mit einem vielsagende Lächeln. „Sehr wohl, Exzellenz. Wie ich hörte, kam es an der Grenze zwischen Zweiflingen und Aldenried zu einem Treffen zwischen Leomar von Zweifelfels, Felan von Schallenberg und Selo von Pfiffenstock. Zwischen den beiden Letztgenannten kam es in den letzten Monden zu großen Verstimmungen wegen eines Vorfalls zwischen Hartsteenern und Kaisermärkern … es ging um Verrat.“

Der Seneschall, der bei der Nennung des Namen des Zwefelfelsers - seines größten Feindes schlechthin – kurz die Kontrolle über seine Mimik verlor, hatte sich im Folgenden wieder gefangen. „Jaja, diese unglückliche Geschichte mit den Köhlern … welch Unglück. Erzähle weiter!“

„Der Neerburscher Kronvogt hatte seine beiden engen Verbündeten an die Zwiefelsen geladen um die Streitigkeiten auszuräumen.“

„Zwiefelsen … pah! Die Kabinettshure hatte schon immer eine Schwäche für Sentimentalitäten.“ Aus der Stimme des Seneschalls sprach pure Gehässigkeit und Abscheu.

„Die Silberzunge ist verstummt, Schallenberg und Pfiffenstock haben sich die Fehde erklärt. Der Neerbuscher ist gescheitert.“

„Welch großartige Nachricht“, frohlockte der Seneschall, „nun ist es auch nur noch eine Frage der Zeit, bis sich der Aldenrieder auch von der Kabinettshure abwendet.“

„Dein Plan hat funktioniert.“ Anerkennung und Bewunderung lag in der Stimme des Sohnes.

„Natürlich hat er das!“ Wohingegen Selbstsicherheit und Eitelkeit aus der des Seneschalls sprach. „Das Spielfeld ist gesetzt! Aber verzeiht, ich werde mich nun in die Kapelle des Götterfürsten begeben. Habt eine gute Nacht!“