Geschichten:Unter einem Banner – Streitziger Gedanken

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Markt Gaulsfurt, unweit des Klosters der Ertrunkenen, Efferd 1044 BF:

Ehrfürchtig und aufrichtig ergriffen stand Giselbert von Streitzig am Ufer des Darpat, in Sichtweite des Klosters der Ertrunkenen. Hier, an der von den aufgepeitschten Fluten des Darpat weggespülten Gaulsfurt, hatten viele ihr Leben gelassen – wie an so vielen Orten, an den großen Schlachten einen hohen Blutzoll eingefordert hatten. An seiner Seite, mit etwas Abstand, wartete die Entourage des Streitziger Diplomaten, bestehend aus Leomar von Streitzig, den Zwillingen Yannis und Yassia von Streitzig – erstere war der stürmischen Rondra geweiht, letztere Akolythin – sowie der Kor-Geweihte und Meuteführerin der Waldsteiner Wölfe Jessa al Tern, mitsamt einem Rudel Söldner.

Diesen Moment der stillen Einkehr ließ sich der ehemalige Pfalzgraf von Gerbaldsberg nicht nehmen, auch wenn das Ziel dieser Reise sicherlich ein anderes war. Wobei, eigentlich hatte ein jeder seiner Begleiter eigene Ziele. Die tief gläubigen Reckinnen Rondras – Yannis und Yassia – waren dem Ruf der Leunin nach Perricum gefolgt und boten sich so als Bedeckung für die Streitziger Delegation an. Lemar, der Sohn des Seneschalls, war mit dabei um Giselbert im Auge zu behalten.

„Alles in allem können wir sehr zufrieden sein.“ Der Pfalzgraf a.D. drehte sich abrupt um. „Das Waffengeschäft mit den Borstenfelds wird unsere Ritter wie auch Söldner gleichermaßen mit besten Waffen und Rüstzeug versorgen.“

„Auch wenn die Steinfeldes einen weitaus besseren Abschluss erzielt haben“, gab Leomar lakonisch zum besten. Er ärgerte ihn immer noch, dass sein Vater ihm Giselbert als Anführer der diplomatischen Delegation vorgesetzt hatte. Aus seiner Sicht hätte natürlich ihm selber diese Aufgabe zufallen sollen.

„Der Pfalzgraf von Bugenhog wird beiderlei Geschäftsabschlüsse bedienen können, da bin ich mir sicher. Das Haus Streitzig wird gut gerüstet sein – was auch immer kommen mag.“ Giselbert überging das kindische Verhalten von Coswins Sprössling. Er nahm ihn eh nicht ernst. „Auch die zaghaften diplomatischen Annäherungen an die Ruchin werden sich noch mal auszahlen.“

„Am Ende zählt es für mich, ob ich meine Männer und Frauen unter Waffen halten kann, da ist es mir egal woher“, mischte sich die Kor-Geweihte Jessa al Tern ein. „Kor hat von dieser Fehde noch lange nicht genug. Das Blut unserer Feinde muss weiter fließen.“

„Und das wird es bei Kor!“, stimmte die Unterführerin der Waldsteiner Wölfe Tara von Uslenried mit ein.

„Ja, das Blut unserer Feinde wird weiter fließen“, wiederholte Leomar die Worte seiner Vorrednerin, „dennoch hätten wir vielleicht auch eingehender mit Kressenburg verhandeln sollen.“

„Du Narr, die haben ein bemerkenswert guten Handel mit dem Perricumer Heermeister abgeschlossen – wahrscheinlich, damit dieser die Perricumer Truppen, die nun bald gen Garetien marschieren werden, auszurüsten. Äußerst interessant im übrigen.“

„Die Frage ist doch, was der Paligan in Garetien wirklich will“, maulte Leomar zurück, „Uslenried hat eine Grenze zu den kaiserlichen Landen Randersburg.“

„Was auch immer der Paligan vor hat, wir werden vorbereitet sein.“ Ein dunkler Schatten legte sich über das Gesicht der Kor-Geweihten, so dass selbst Giselbert für einen kleinen Moment leicht irritiert war.

„Ja, wir werden vorbereitet sein!“, gab der Streitzig tonlos zurück und wollte sich die Implikationen dieser Aussage nicht weiter ausmalen.