Geschichten:Grauen am Darpat - Auf zur Jagd

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Dramatis Personae


Auf getrennten Wegen

Im Hafen von Gnitzenkuhl – Ingerimm 1032 BF

Die Admiral Dozman hatte gerade abgelegt, als ein junger nebachotischer Krieger sich Marnion näherte. Der Krieger möchte Mitte der Zwanzig Götterläufe alt und war recht ansehnlich. Die langen Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, während aus den Augen die Kraft und Ungeduld der Jugend sprach. Seine Kleidung schien schon länger getragen zu werden, doch war sie aus gutem und edlem Material, aber dennoch zweckdienlich. Hinter sich führte der Nebachote ein sehr gutes, schwarzes Pferd, dessen Sattel und Zaumzeug ebenfalls darauf schließen ließ, dass es einfachere Krieger bei den Nebachoten gab. Die Pferdelanze, die am Sattel des Tieres befestigt war, bzw. dessen farblichen Bändel verrieten Marnion, dass es sich bei dem Krieger um einen Ammayin vom Stamme der Bahr ai Danal, oder Brendiltal wie die Raulschen wohl sagen würden, handelte.

„Korr zum Grußä. Bist Du Mar'olum ai Kel´zen Djer a Kel´zen Tell? Main Härr Kor’win Beshir’a Danal han Bahr ai Danal, där große Jäger entsendet mich und schickt Dir sainen Gruß. Ich suoll Dir ausrichtän, duass Du Dich gärne uns anschließän kannst, so Du Ärfolg bei der Jagd haben willst.“ Kain hatte zur Begrüßung ehrenvoll seine Rechte auf seine Brust geschlagen und harrte nun eine Reaktion des Kelsensteiners. Die übrige Gesellschaft schien er nicht weiter zu beachten, gleichwohl er zumindest Quanion wieder erkannte.

„Kor zum Gruße Ya`ch. Na`ám Is`mi Maròlum ai Kel`zen Djer a Kel`zen Tell.“ Marnion erwiderte den Gruß, indem er seinerseits die Rechte auf seine Brust schlug und sie dann nach Art der Bergbewohner, als Zeichen seiner guten Absichten vor dem Gesicht des jungen Nebachoten nach oben öffnete. „Es ehrt mich, das der behi achmed Kor`win Beshir’a Danal han Bahr ai Danal mich für würdig hält an seiner sicherlich erfolgreichen Jagd teil zu haben. Laßt uns ein paar Schritte mit den Pferden gehen, so will ich gerne antworten.” Marnion griff sich Nefalot am Zügel und ging mit dem jungen Nebachoten etwas abseits der Gruppe.

„Ya`ch, mein Arm sehnt sich danach na achmed Kor`win zusammen auf Jagd zu gehen um diesem ben sonaim Garethi zu zeigen wo ihr Platz ist. Doch mein Herz ist von Radscha berührt worden. Eine Kriegerin al`jahang ist ebenso zu meiner Aufgabe geworden, wie das Thier zur Strecke zu bringen. Amchalla! So frage Deinen Herren ob er sich gleichwohl vorstellen könnne einige derjenigen Garib hier in seiner Nähe zu dulden die keine abu`l kachlaq sind.“ Damit schlug sich der Kelsensteiner abermals mit der Rechten auf die Brust und verneigte sein Haupt leicht vor dem jungen Nebachoten.

Kain musterte den Junker überrascht. Nach allem was er über die Kelsensteiner gehört hatte, vermutete er bereits, dass sie ‚anders‘ waren, als andere Nebachoten. Doch eine Jagd eines solchen Untiers für ein Weib aufzugeben? Das musste schon ein besonderes Exemplar sein, um das sich dabei handelte. Offen drehte sich der junge Nebachote zu der übrigen Gruppe um und musterte, besonders die weiblichen Anwesenden bevor er antwortete. „Hm? Das kann ich nicht sagän. Eigäntlich raiten wir immär alleine.“ Kain war jetzt doch neugierig geworden und entschloss sich daher einfach über den Kopf seines Mentors hinwegzusetzen. Er wollte das Weib kennenlernen, von dem Marnion sprach. „Ich holä noch einige Klainigkeiten und treffä mich dann mit Kor’win am Tor. Ich kann niemanden davon abhäten äbenfalls dort zu sain.“ Mit einem breiten Grinsen verabschiedete sich Kain von Marnion und verschwand in den Gassen.

Marnion wunderte sich über sich selber. Er benahm sich wahrlich weniger wie ein Junker und Kriegsveteran, sondern wie ein junger Krieger der eine Dame zu beeindrucken sucht. ,,Seis drum. Wenn Du Dich wie ein Narr benimmst, dann aber richtig.” Sprach der Junker halblaut, als er Leomara von Weitem erblickte und ging zu den anderen zurück.


Jagdvorbereitungen


Quanion meldete sich erst ganz zum Schluss wieder zu Wort, während er die Baroness immer wieder von der Seite musterte. Es hatte ihn besonders interessiert, so schien es, wie sich der Junker aus Kelsenstein geäußert hatte. Nachdenklich schaute er denjenigen nach, die mit dem Kapitän den weiteren Plan zur Abfahrt klärten. Schließlich galt es noch das weitere Gepäck von der Burg zu holen. Dann schaute er in aufgeräumter Stimmung die um ihn gruppierten Herrschaften an. Der Geweihte und sein Edelknappe wirkten tatendurstig auf ihn. Die Baroness war auch frohen Mutes und anscheinend bereit sich auf zu machen, die Vorbereitungen zu treffen, die sie am Vorabend besprochen hatte.

„Die hohe DameLeomara wird natürlich hier verbleiben. Und sollte meine Hilfe vonnöten sein wird auch meine Klinge, und die meines Vaters euch unterstützen. Da ich jedoch annehme, dass die Unternehmung in Sabadonn länger andauern könnte, solltet ihr euch hier Gedanken darüber machen, ob man auch von einem unserer Schiffe, Boote oder Kähne aus effektiv eingreifen könnte.“ Bewundernd musterte er wiederum die junge Baroness, die so gar keine Berührungsängste zu haben schien. Sein Ruf war ihm wohl noch nicht voraus geeilt, stellte er zufrieden fest. Ihr kastanienbraunes Haar schien zu leuchten an diesem trüben Tag. Er musste unbedingt mehr über sie erfahren. Würde ihm dieser Junker dazwischen funken würde dieser sich wünschen nie seinen Fuß über die Baroniegrenze gesetzt zu haben.

„Dann sollten wir uns allmählich mal ran machen, ne Hochgeboren?“ Der blonde Hüne hatte damit wieder auf sich aufmerksam gemacht. Arn Fuxfell, der Hafenmeister schaute sie erwartungsvoll an. „Ja, ich kann mit allerlei Booten dienen, sogar ein kleiner Fluss-Schiffer steht uns zur Verfügung.“ Man sah an seinem verkniffenem Mund, dass dies kein Zufall war, sondern, dass es sich wohl samt und sonders um Fischer und Händler und deren Fahrzeuge handelte, die nicht daran dachten auszulaufen, solange der Darpat nicht gesichert war.

„Hm?“ Meldete sich Alexis zu Wort. „Eine Möglichkeit wäre es, das die örtlichen Gardisten und Büttel vielleicht schon einmal die nahen Gewässers des Darpats absuchen und somit für die Fischer sichern, so dass diese sich wieder hinaus trauen.

Ein feines Lächeln umspielte Quanions markanten Mund. „Mein Herr Vater ist gerade dabei die Männer einzuteilen. Wobei, wenn ich ihn recht verstanden habe, schätzt er es eher so ein, dass man den Fischern ein Zeichen damit setzt, dass aus dem Schilfgürtel nichts kommen wird. Bei Tag…!“ Tatsächlich konnten sie nun eine merkwürdige Prozession bewundern, die sich aus der Burg hinunter bewegt hatte. Büttel waren mit langen Stangen und einige auch mit Dreschflegeln ausgerüstet, und gingen mit griesgrämigen Blicken unter der Anteilname der versammelten Bevölkerung hinunter zum Anlegesteg. Dort erhielten sie von einem Vorgesetzten Anweisungen, wohin sie sich zu wenden hatten. Er stellte die Männer und Frauen dabei immer zu Zweit zusammen. Einer war bewaffnet, der andere hatte eine Stange oder eben einen Flegel.

„Neuigkeiten die mit dem Untier in Zusammenhang stehen gibt es wohl noch keine weiteren?“ Diese Frage hatte der Geweihte an den Hafenmeister gestellt.

„Nein Euer Gnaden, nicht dass sie mir bekannt wären. Das was die Fischer mir so sagen, wird immer doller, und hat mit dem, was hier nächtens los ist sehr wenig zu tun.“ Entschuldigend zuckte er mit den Schultern. „Sie ham halt Angst, und es is` ihr Broterwerb.“

Alexis nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte, in die Runde meinte er dann weiter. „Eventuell gibt es aber ansonsten etwas Neues. Hoher Herr?!“ Alexis bedauerte nicht unbedingt, das Gespräch der Baroness und des Ritters unterbrochen zu haben, hoffte er doch so die beiden wieder auf das Wesentliche zurückzubringen. „Könnt Ihr in Erfahrung bringen, ob es von den Stadttoren bereits erste Neuigkeiten gibt die uns nutzen könnten?“

Der Kelsensteiner gesellte sich zu der bunten Runde dazu und warf ein ,,Hohe Damen und Herren, ich habe etwas vernommen, doch Wohlgeboren von Isenbrunn kommt gerade zurück, lasst uns den Moment noch abwarten, bis sie wieder bei uns ist.”

„Gut, dann warten wir meinethalben den Moment noch; ich hoffe, eure Informationen sind diesmal handfester als all das bisherige Gerede und Fabulieren von irgendwelchen Möchtegernmonsterjägern. Momentan fischen wir ja leider immer noch ziemlich im Trüben“, entgegnete Selinde trocken. Innerlich aber lächelte sie, denn Quanions Bemühungen, sie möglichst unauffällig zu beobachten oder gar anzustarren, waren ihr natürlich nicht verborgen geblieben. Normalerweise hätte sie so jemanden mit ein paar harschen Worten rasch aus seinen Knabenblütenträumen gerissen, bei Quanion hingegen ertappte sich die Baronesse dabei, dass sie seine Blicke fast schon genoss, zumal er selbst auch recht interessant auf sie wirkte.

Suchend blickte sich Leomara im Hafen um. Nachdem sie ihrem Vater alles berichtet hatte, was sie in Erfahrung gebracht hatte, war sie schleunigst wieder in den Hafen geritten. Ihr Knappe Thorandir von Darben- Dürsten geleitete sie dieses Mal. Roderick von Isenbrunn konnte nicht damit umgehen, wenn ihm ausgerechnet Leomara von den Verfehlungen seines leiblichen Sohnes berichtete. Doch dieses Mal hatte der den Bogen wohl überspannt. Sie freute sich darauf ihrem Bruder ausrichten zu dürfen, dass er sich sofort zum Gut begeben sollte. Leomara konnte gerade noch sehen, wie sich Marnion von einem – ihr unbekannten Krieger – verabschiedete und zu den anderen zurück ging, die sich anscheinend über das weitere Vorgehen berieten. Energisch kam die Ritterin zu ihrer Gruppe hinzu. Sie sah, dass man ihre Ankunft scheinbar schon erwartete. Immer dasselbe. Ihr Bruder konnte wahrscheinlich seine Augen mal wieder nicht von seiner nächsten Eroberung lösen. Solange war er unzurechnungsfähig, oder wenn es ihm anfing zu schwierig zu werden, bösartig.

„Verzeiht die Verspätung meine Herrschaften, Euer Gnaden.“ Leomara wirkte etwas verlegen. In ihrer Jagdkleidung sah sie heute durchaus fraulich aus und ihre Wangen hatten auch eine gesunde Farbe. Sie war scheinbar in ziemlicher Eile zu ihnen gestoßen. Die schlechten Träume in der Nacht, die sie erwähnt hatte, waren wohl vergessen. Die Ritterin hatte außerdem einen Bogen geschultert und ihr Knappe Thorandir folgte ihr gut gelaunt.

„Quanion, ich soll euch von unserem Vater ausrichten, dass ihr doch bitte auf Kaltengrundt zu ihm stoßen mögt. Es gibt wohl etwas Wichtiges zu klären.“ Diese Bitte quittierte der attraktive Mann mit einem breiten Grinsen.

„Jaja, ist man einmal nicht vor Ort…!“ Mit einer angedeuteten Verbeugung verabschiedete er sich von den Männern, wohingegen er Selindes Hand rasch ergriff und einen Kuss darauf hauchte. „Ritterin Leomara wird nun wieder das gestrenge Regiment übernehmen, und ich werde mich schleunigst in meine Schreibstube bewegen, auf dass wir einen weiteren phexgefälligen Handel abschließen können. Möge Firun euch hold sein.“ Damit entschwand Quanion von Isenbrunn, und Leomara musterte die Versammlung.

„Ich hatte den Eindruck, ich werde erwartet. Habt ihr euch schon aufgeteilt? Gab es Neuigkeiten?“

Mit einem Anflug des Bedauerns nahm Selinde von Löwenhaupt-Hauberach die Verabschiedung Quanions hin, auch wenn seine Art, ihr Lebewohl zu sagen für ihren Geschmack eine Spur zu affektiert war. Aber sei’s drum, vielleicht ergäbe sich später ja noch mal die Gelegenheit, sich näher mit ihm zu unterhalten. „Nun“, entgegnete sie lächelnd, „so wie uns der Herr Firun bei der weiteren Jagd hoffentlich gewogen sein mag, so wünsche ich euch Phexens Segen bei Euren Geschäften, werter Herr Quanion. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja mal wieder!“

Der Geweihte schüttelte den Kopf. „Nichts wirklich Neues. Wie es scheint. Euer Vater scheint die hiesigen Büttel eingeteilt zu haben, damit diese zumindest die nahe Umgebung des Darpats sichern. Ansonsten wollte ich eigentlich noch von Eurem Herrn Bruder in Erfahrung bringen, ob es weitere Neuigkeiten von den Stadttoren gebe würde, doch war er zu beschäftigt, um dem nachzukommen. Könnt Ihr da eventuell aushelfen? Zudem wollte seine Wohlgeboren,“ damit deutete der Geweihte auf Marnion „uns gerade etwas berichten.“ Damit übergab Alexis das Wort an den Nebachoten.

Nachdem sein Herr Alfred mit dem Schiff abgelegt hatte, hielt sich Edelknappe Unswin an den Geweihten. Nachdem er gesehen hatte, dass auch dieser unmögliche Kelsensteiner ihre Gruppe begleiten würde, war er ganz froh darum Alexis an seiner Seite zu wissen. Immerhin würde ihn das davon abhalten allzu dumme Dinge zu tun wenn der Jähzorn ihn wieder packen sollte. Mit aufmerksamem Blick hatte er Leomara schon früh wieder zurückkommen sehen. In der ledernen Jagdkleidung sah sie deutlich zierlicher und zerbrechlicher aus als in ihrer Kettenrüstung die sie am Vortag getragen hatte. Sollte sich das Monster wirklich als bösartig herausstellen, wäre sie damit kaum geschützt. Sie würde sich auf ihr Schnelligkeit und Geschicklichkeit verlassen müssen. Blieb nur zu hoffen, dass das Monster nicht schneller war. Widerwillig richtete Unswin seine Aufmerksamkeit nun auf Marnion, befürchtete er doch inzwischen bei jedem seiner Worte eine Prüfung seiner Selbstbeherrschung.

Marnion räusperte sich und sprach zu der Runde. „Ich habe leider keinen heißen Hinweis auf das Untier, aber ich habe vernommen das ein berühmter Jäger meines Volkes Kor’win Beshir’a Danal han Bahr ai Danal ebenfalls zur Jagd auf das Wesen aufbricht. Ich denke es könnte nicht schaden wenn wir uns mit ihm unterhalten. Vielleicht können wir ja eine Zusammenarbeit erreichen. Mir scheint dass es uns zwar nicht an Helfern, aber doch an erfahrenen Großwildjägern mangelt.” Während er dies sagte deutete der Nebachote auf die Büttel und die abfällige Handbewegung sowie seine Miene, zeigten eindeutig was er von dem Auftreten der Männer hielt. „Meine Brüder machen sich zur Zeit am Stadttor zur Abreise fertig. Lasst uns die Chance nutzen und sie treffen, so Ihr keine heiße Spur habt.”

‚Na wunderbar’, ging es Unswin durch den Kopf, ‚noch mehr Nebachoten. Genau das was ich brauche.’ Vom Edelknappen war ein tiefer Seufzer zu hören, der jedoch schnell in einem lauten Räuspern unterging. Unruhig schaute er zwischen Leomara und dem Geweihten hin und her um ihren Mienen zu entnehmen was sie davon hielten. Seine Hoffnung, dass dieses Ansinnen sofort abgelehnt werden würde war jedoch nur sehr gering.

Ein Augenpaar zumindest hatte bei den Ausführungen des Kelsensteiners beständig auch die Rittfrau von Isenbrunn im Auge gehabt, und war Zeuge eines interessanten Schauspiels geworden. Zunächst noch hatte Leomara fast heiter und gelöst gewirkt, ganz anders als noch am Abend zuvor. Mit offenem Blick hatte sie jeden begrüßt, sogar Marnion von Kelsenstein. Doch je weiter der Junker seine Erklärung fortgesetzt hatte, desto deutlicher wurde die Wandlung der Gemütslage der Frau. Inzwischen schaute sie fast grimmig drein. Ihr Kiefer malte förmlich und man sah ihr die Anspannung an.

„Meinetwegen weiß dieser nebachotische Held ja sogar etwas, doch ich glaube kaum, dass er ausgerechnet uns in seinem Schatten wünscht, und ich für meinen Teil weiß auch nicht, ob es das ist was ich möchte.“ Unverwandt blickte sie erst Marnion an, und dann folgte sie seinem Blick auf die Büttel, die schlicht die Arbeit taten, die ihnen aufgetragen worden war. Ein trotziger Ausdruck hielt in ihr Gesicht Einzug. „Die Baronin hat am gestrigen Abend durch eure Ausführungen, vor allem durch die des Kapitäns, sich dazu berufen gefühlt erst hier zu versuchen eine Falle zu stellen. Genau diesen Befehl werde ich heute und hier umsetzen, und wenn ich mich nicht täusche, so war das auch euer aller Ansinnen? Wie meine persönliche Meinung zu der Sache ist habe ich gestern auch schon wieder gegeben. Ich denke wir sollten in den Nachbarbaronien, vielleicht auch einfach auf der anderen Seite des Darpat anfangen Wissen zu sammeln. Wenn wir schon nicht einer heißen Spur folgen können, wie es der Kapitän gerade tut, so sollten wir doch zusammentragen, warum in Firuns Namen, dieses Vieh da an Land geht, wo es das tut, was es frisst, und wo es schläft.“

Zufällig fiel ihr Blick in die Augen des Geweihten, und Leomara fühlte sofort Reue in sich aufsteigen. Selbstbeherrschung! Einen tiefen Atemzug bei geschlossenen Augen später, drehte sie sich schließlich zu Thorandir um. „Hol mir mein Pferd. Ich werde mit dem Junker zu den Nebachoten reiten.“ Der Junge wieselte umgehend los, um den Willen seiner Schwertmutter folge zu leisten. „Derweil würde ich vorschlagen gehen immer zwei zusammen mit einem Boots oder Schiffsführer und durchkämmen das Schilf auf der Suche nach einem geeigneten Uferabschnitt.“

Erschöpft von ihrer eigenen langen Ausführung blickte Leomara in die Runde, um zu erkunden, was die anderen von der Idee des Kelsensteiners und ihren Ergänzungen hielten. Selindes Blick wechselte während Marnions Ausführungen mehrmals zwischen ihm und Leomara hin und her, wobei die Mimik der Rittsfrau unschwer erkenn ließ, was sie von einer weiteren nebachotischen Reisebegleitung hielt – und die Baronesse konnte sie vollauf verstehen. Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen, gefolgt von einem kaum unterdrückten absichtlichen Gähnen, als Marnion den „berühmten Jäger“ Kor`win erwähnte. Wie berühmt mochte der schon sein, wenn man ihn anscheinend nicht mal hier im Süden der neuen Provinz kannte? Wahrscheinlich war er auch nur einer dieser typisch nebachotischen Aufschneider. Den abschließenden Vorschlag Leomaras zur Fortführung der Suche quittierte die Vellbergerin hingegen mit einem knappen Nicken und den Worten: „Eine gute Idee, so sollten wir es halten!“

Auch der Rondrageweihte nickte zustimmend Die erlauchte Runde zeigte sich mit Leomaras Ausführungen einverstanden. Marnion wunderte sich über den Eifer, ja fast Grimm mit dem Leomara ihre Rede vortrug. ‚So eine heißblütige Kriegerin, sie nimmt ihre Aufgabe wirklich ernst`, dachte der Nebachote und sprach zu der Isenbrunnerin und den andern.

„Ich freue mich, dass wir so ein gutes Einvernehmen in der Sache haben. Ein guter Anfang für unser Unternehmen! Besonders, nach den gestrigen Unstimmigkeiten.”

Fast amüsiert schüttelte Leomara den Kopf über diese naive Einschätzung der Sachlage. Hoffentlich fühlte sich niemand berufen ihn darüber aufzuklären, wie uneins man sich eigentlich war, und nur Geshlas Wunsch als Herrin dieser Baronie erst einmal nachkam, bevor man andere Wege einschlagen würde. Sie wollte endlich etwas tun, statt nur darüber zu reden. Die Untätigkeit trug ihren Teil dazu bei, dass sie ganz unruhig war. Und wieder spürte sie den Blicke des Geweihten auf sich ruhen. Selbstbeherrschung. Doch Thorandirs Ankunft entband sie glücklicherweise der Verpflichtung einer Antwort. Sie warf dem Edelknappen des Ordens noch einen musternden Blick zu. Die durchwachte Nacht hatte ihm deutliche Augenringe beschert, dennoch schien er bester Stimmung zu sein. Auch Selinde hatte wohl gut geruht. Marnion war unternehmungslustig, und Alexis der Geweihte, seinen Blick konnte sie meist nur schwer deuten, aber auch er schien mit sich und dem Gang der Dinge zufrieden. Nun gut, wenn die angereisten Gäste bereit waren sich einzubringen, dann wollte sie ihnen als Ritterin Gnitzenkuhls in nichts nachstehen. Schnellstmöglich wollte sie wieder an deren Seite sein, und die Köder auslegen.

Trotzdem er guter Laune war, ertappte sich Unswin immer wieder dabei, wie er ein Gähnen unterdrücken musste. Er wollte seine Müdigkeit auf keinen Fall jemanden bemerken lassen, schon gar nicht seinem Ordensbruder. Es war schließlich seine eigene Schuld, dass er in dieser Nacht keinen Schlaf gefunden hatte. Immerhin hatte Alfred die Aufgabe des Geweihten akzeptiert, was es dem Edelknappen ersparte eine zweite halbe Nacht auf den Knien im Schrein zu verbringen. Nichts desto Trotz hatte er Mühe den Ausführungen mit der gebotenen Aufmerksamkeit zu folgen.



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Texte der Hauptreihe:
30. Ing 1032 BF zur mittäglichen Ingerimmstunde
Auf zur Jagd
Überraschung am Morgen


Kapitel 22

Unerwünschte Helfer
Autor: Alex N.,Eslam, Hermann K.,Nicole R., Marcus F., Robert O.