Geschichten:Grauen am Darpat - Stutenbeißereien

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Dramatis Personae


Echte Feinde

Die Gnitzenkuhler Ritterin hatte geglaubt, dass die Frau vielleicht darüber nachdenken würde die Waffe zu strecken, so wie ihr Anführer sie angeherrscht hatte. Doch weit gefehlt. Sie hatte angetäuscht weglaufen zu wollen. Doch die Drehung hatte sie nur dazu genutzt, um ihre Waffe, eine Art Entermesser, zu ziehen. Die Gesetzlose hatte fest damit gerechnet, dass die Ritterin ihr nie und nimmer in den Rücken fallen würde, und dieses Wissen vermutlich nicht das erste Mal eingesetzt. Stattdessen hatte sie nun mit einer Wucht angegriffen, die Leomara in ihrer Parade deutlich aufstöhnen ließ.

In diesem Kräfteduell hatten sich ihre hitzigen Blicke getroffen. Fast hatte Leomara den Eindruck gewonnen, dass die Frau sie bewundernd ansah. Verflucht musste die Blonde Oberarme haben. Noch immer hielt sie mit Macht gegen Leomaras Druck an. Ein unguter Geruch strömte nun aus dem Mund ihres Gegenübers als sie heiser Leomara ansprach.

„Schade meine Hübsche, wieso muss man sich immer zu so ungünstigen Zeiten treffen. Mit dir hätte ich noch meinen Spaß haben können. Also mach ich eben das Beste draus.“

Während sie das gesagt hatte, hatte sie mit der Linken in ihren Rücken gegriffen. Sofort ließ Leomara die Parade fahren, und drehte sich rasch um die eigene Achse weg. Wer konnte wissen, was dieses Weibsbild da hervorholte. Schließlich war ihre Jagdkleidung nicht dazu gemacht einen gezielten Dolchstoß abzuhalten. Lachend hatte die Frau sich umgedreht und hinkte erneut davon.

Leomara Fluchen war auf dem Kampfplatz deutlich vernehmbar und grollend rannte sie der Flüchtenden verhalten nach. Inzwischen deutlich misstrauischer schlug sie einen parallelen Weg ein, da sie nicht wusste, was sie nun erwarten würde.

Doch hier zeigte sich erneut, dass der Straßenkampf, den diese Gruppe gewohnt war zu kämpfen, scheinbar anderen Gesetzmäßigkeiten folgte. Es kam nicht wie befürchtet ein Wurfdolch oder ähnliches zum Einsatz, sondern die Frau ließ genüsslich und gekonnt eine Peitsche ausrollen, die sie sogleich zum Einsatz brachte. Spielerisch hatte sie den Schmitz direkt um Leomaras linken Arm klatschen lassen und zog nun ruckartig daran.

Nur mit Mühe konnte Leomara sich dazu zwingen ihr Kurzschwert nicht fahren zu lassen, und stattdessen lieber einen unangenehmen Sturz in Kauf zu nehmen, der auch umgehend folgte. Sie schmeckte Erde auf den Lippen und kaum, dass sie auf den Knien war begann sich erneut das Seil der Peitsche zu straffen. Dabei nahm sie wahr, dass am Ende der Peitsche nicht wie üblich nur die bloßen Ledernden waren, sondern diese gottlose Frau hatte am Ende Haken eingewoben, die für üble Verwundungen sorgen würden, so man nicht Glück hatte.


***


Ohne länger zu zögern sprang Unswin über die leblose Gestalt seines Kontrahenten hinweg den Hang hinunter. Er verfluchte sich, dass er seinen Bogen nicht zur Hand hatte. Während er sich im Laufen mit dem Ärmel das Blut aus dem Gesicht wischte, näherte er sich im Rücken Leomaras Gegnerin, die mit der Peitsche ihr Spiel mit der Ritterin trieb.

Selindes Gegner hatte mehr Glück als Verstand. Gerade als Kain heran war wollte er Selinde das hübsche Gesicht zerschneiden und holte dazu soweit aus, so dass er stattdessen den heranstürmenden Kain zwischen Schulter und Hals erwischte. Allerdings ging das Glück nicht soweit, als dass ihn Kains Angriff nicht selbst von den Beinen gerissen hätte. Beide Männer krachten mit einem lauten Schrei aufeinander. Der eine schrie aus Verwunderung, der andere vor Schmerzen. Leider hatte die unglückliche Attacke Kain daran gehindert seinen Säbel wie geplant in den Schädel des Galgenvogels zu versenken. Stattdessen rollten sich nun beide soweit über den Boden, so dass Selinde sich wieder erheben konnte. Immer und immer wieder hämmerte Kain seine Stirn in das Gesicht seines Gegners, den eigenen Schmerz an der Schulter ignorierend.


***


„Ich muss nah ran, und zwar so schnell wie möglich, sodass ihr diese gemeine Waffe nichts mehr bringt.“ schoss es Leomara von Isenbrunn alarmiert durch den Kopf.

Inzwischen hatte sie es geschafft sich mithilfe Ihrer Waffe aufzurichten. Leider war es ihr dabei nicht gelungen gleichzeitig die Peitsche länger gefangen zu halten oder gar zu versuchen diese zu durchtrennen. Kaum, dass diese jedoch wieder frei war, wurde sie wieder heran geholt und es ertönte wieder das Unheil bringende Geräusch. Nun konnte sie auch das metallische Klirren besser deuten, das sie zuvor verwundert hatte. Bevor sie auch noch recht einzuschätzen vermochte aus welcher Richtung und wo es sie treffen würde, war es schon geschehen. Schmerz brandete plötzlich von ihrer Mitte auf. Verwundert schaute sie auf die klaffende Stelle an ihrem Lederwams. Ihr Schwertgehänge hatte vermutlich noch Schlimmeres verhindert. Sie schrie entsetzt und wütend zugleich auf- Ein Instinkt brach jetzt durch, der aus der puren Not des Überlebens rührte.

Mit zusammengebissenen Zähnen nahm die Ritterin von Isenbrunn alle Kraft zusammen und rannte die Wunde ignorierend auf die Frau zu. Die Peitsche hatte diese achtlos fallen lassen, als sie wahr nahm, dass Leomara noch immer stand trotz der Verletzung am Bauch. Das Weib zog kalt lächelnd ihr Entermesser und humpelte nun ihrerseits auf die Ritterin zu.

„Komm nur meine kleine Katze. Dein Blut werde ich ebenso willkommen heißen wie alles andere von dir, was mit bald gehören wird.“

Die Frau redete irr, auch ihr Blick kündete davon, dass in ihrem Kopf vermutlich einiges nicht mehr so war, wie es sein sollte. Ein kalter Schauer jagte über den Rücken Leoamras und sie machte sich Mut indem sie „Für Rondra!“ laut in die Fratze des Weibes brüllte, bevor sich ihre Klingen erneut trafen.

Hart prallten ihre Waffen aufeinander, trennten sich jedoch wieder ohne einen Schaden hinterlassen zu haben. Mehr aus einem Gefühl, denn dass sie es wusste, ahnte sie, was die Frau als nächstes tun würde. Mit einer angetäuschten Bewegung schien sie den Plan der Frau gelingen zu lassen, um dann jedoch abrupt genau unter dem Entermesser hindurch in die ungeschützte Seite der Kontrahentin vorzudringen.

Diese ließ sich sogleich stöhnend schwer zu Boden sinken, und hätte ihr damit fast das Kurzschwert aus der Hand, oder sie mit, in den Dreck gerissen. Deutlich brutaler als zuvor verhalf Leomara jedoch ein eher als unrondrianisch zu bezeichnender Fußtritt dazu ihre Waffe zu befreien, und der mitnichten schwer getroffenen Frau erneut beizukommen.

Schwer atmend standen sie sich gegenüber. In den Augen der Blonden, deren Haare inzwischen wirr vom Kopf abstanden war pure Mordlust zu erkennen, soviel stand fest. Fast widerwillig musste sich Leomara dazu anfeuern weiter gegen sie zu kämpfen. Es war ihr zuwider. Das Humpeln behinderte die Frau im Nahkampf, daher hatte sie sich wohl auch die Peitsche zugelegt.

„Ein letztes Mal, lass die Waffe fallen...!“ Doch sie hatte den Satz noch nicht beendet, hieb die Frau eine Serie von wütend geführten Angriffen auf sie ein. Glücklicherweise hielt ihr Kurzschwert diesen Angriffen stand, und letztendlich hatte sie es eben ihrer Sicherheit und Übung im Umgang mit der Waffe zu verdanken, der ihren Schwertarm später ermüden ließ, als es bei der Wegelagerin der Fall war.

Nach diesen brachial geführten Attacken hatte sie ihre Kräfte verbraucht. Sie konnte nicht mehr schnell genug das Entermesser herumreißen, und auf einen schnellen Richtungswechsel von Leomara reagieren. Tief trat die Klinge in den Körper der Frau ein. Erstaunen zeigte sich auf den verlebten und doch jungen Zügen der Straßenräuberin, dann ein Röcheln und Zittern, dass den Leib befiel, und schließlich das Fallen des schweren Körpers an sich, der mitsamt dem Kurzschwert zu Boden ging.

Schwer atmend und unsicher schwankend blieb Leomara noch einen Augenblick vor der Frau stehen. Ein schwammiges Gefühl in den Knien machte sich breit. Sie blickte auf die Wunde an ihrem Bauch. Viel konnte sie vor lauter Blut nicht erkennen. Noch immer etwas wankend hob sie ihr Kurzschwert vom Boden wieder auf, und schaute sich nach den anderen um.

***


Selinde wollte sich gerade wieder aufrichten, als ein anderer Scherge, der, soweit sie es sehen konnte, von Kor’win bereits verletzt worden war, sie auf seiner Flucht heftig anrempelte. Erneut lag die Vellbergerin auf dem Boden und hatte – schlimmer noch – auch ihre Waffe fallen lassen. Sie kam gar nicht erst dazu, danach zu greifen, da ein weiterer Gegner sich fast schon wie ein Raubtier mit einem Dolch auf sie stürzte.

In der nun beginnenden Rangelei konnte sie ihm zwar mit einem hässlichen Knacken die Nase brechen, doch schien diesen Widerling dies überhaupt nicht zu beeindrucken. Stattdessen gelang es ihm, der Baronesse dein Knauf seines Dolches in die Magengrube zu rammen, was sie für einige entscheidende Sekunden außer Gefecht setzte. Sie kam erst gar nicht dazu, einen klaren Gedanken zu fassen, da der Mistkerl die Gunst des Augenblicks sofort ausgenutzt und ihr seinen Dolch an die Kehle gesetzt hatte.

„So Du kleine Schlampe“, sprach er sie mit unheilvollem Grinsen an, „Die Arbeit ist getan, nun kommt das Vergnügen. Wird Zeit, dass Du Adelsschlampe es mal von einem richtigen Kerl besorgt bekommst, als von Deinesgleichen. Ich mag so störrische Weiber wie Dich, das erhöht die Herausforderung. Und Frauen wie Du träumen doch insgeheim davon, hart ran genommen zu werden.“

Mit seiner linken Hand begann der Schurke an seinen Beinkleidern zu nesteln, während sein Opfer wie paralysiert war. Mit allem hatte Selinde gerechnet, aber nicht damit! Plötzlich stöhnte ihr Peiniger schmerzvoll auf und ließ den Dolch fallen. Erst konnte sie sich keinen Reim darauf machen, wieso, bis sie ihre Starre überwand und Kor’wins Speer in seiner rechten Schulter bemerkte. Rasender Zorn überkam die Adlige nun darüber, was dieser Abschaum ihr antun wollte. Mit ihrer linken Faust schlug sie ihm gegen die verletzte Schulter, wodurch er mit einem lauten Schmerzensschrei zur Seite kippte. Die Vellbergerin stand auf, schaute sich kurz um und sah die Leiche des Mannes, der sie auf seiner Flucht angerempelt hatte. Über der Leiche stand Kor’win, winkte der Vellbergerin zu und zog nun – seiner Hauptwaffe, dem Speer beraubt – seinerseits sein Kurzschwert. Nur einen Schritt von Selinde entfernt lag die Waffe eines der Räuber, ein schartiges Kurzschwert. Ihr Gegner stand gerade mit lautem Stöhnen vorsichtig auf, was ihr die Gelegenheit verschaffte, sich das Kurzschwert zu greifen und mit hassverzerrtem Gesicht dem verwundeten Schurken zuzuwenden.

„Scheint so, als käme ich mehr auf meine Kosten als Du.“ zischte sie und trat ihm gegen das rechte Knie, was ihn mit einem lauten Schmerzensschrei wieder zu Boden sinken ließ.

„Ich werde Dir nicht das geben, was Du willst, wohl aber das was Du brauchst“, rief sie ihm mit einem bösen Lächeln zu, „und hart ran nehmen werde ich Dich ebenfalls.“

Entsetzen flammte in den Augen des Mannes auf. Dann rammte sie ihm die Waffe zwischen die Beine, was den Mann zu einem gellendem, nicht enden wollenden weiteren Schmerzensschrei veranlasste, während er sich irr vor Schmerzen auf den Boden wälzte. Selinde nahm davon keine Notiz mehr, sondern drehte sich einfach um, griff ihre eigene Waffe und suchte sich mit scheinbar unerschütterlicher Ruhe den nächsten Gegner.


***


Auf dem Kampfplatz war es mittlerweile ruhiger geworden. Selinde sah, das Marnion etwas weiter unten am Hang noch mit einem kleinen aber wendigen Schurken kämpfte. Der Nebachote war überall mit Blut besudelt, ob es das seine war oder das seiner Feinde ließ sich nicht ausmachen. Das er die Linke an den Leib gepresst hielt ließ vermuten, das er getroffen war. Der Schurke umkreiste den Bergbewohner mit hämischen aber auch keuchenden Kichern. Selinde konnte es kaum glauben, der Kampf erfahrene große Mann hatte sich von dem viel kleineren Gegner abgewandt und hielt ein rostiges Kurzschwert dicht vor sich am Körper.

‚Da stimmte etwas ganz und gar nicht.’ Mittlerweile hatte auch der Schurke die heran eilende Selinde entdeckt und offenbar begriffen, das dieser Kampf für sie verloren war. Er wandte sich von seinen Gegner ab und suchte das Heil in der Flucht den Hügel hinab. Dabei rannte er dicht an Marnion vorbei, der diese Gelegenheit aber offensichtlich nicht zu nutzen wusste. Er drehte sich mit der Waffe im Kreis, statt einen einfachen Passierschlag anzubringen. Der Schurke war nach wie vor flink und schlug den Hang hinab Hacken wie ein Hase.

Mit Erleichterung sah Unswin, dass Leomara ihre Gegnerin letztlich niedergerungen hatte. Er drehte sich wieder zu den anderen Kämpfern um und erkannte, dass Marnions Gegner sich von dem Nebachoten befreit hatte und nun den Hang hinab versuchte an ihm vorbei zukommen. Hastig eilte der Edelknappe den Hang entlang um dem Banditen den Weg abzuschneiden. Dieser nahm ihn zu spät war und wäre Unswin fast ins Schwert gelaufen. Mit Mühe fing sich der Söldner und blickte sich um wo sich die nächste Fluchtmöglichkeit ergeben könnte.

„Letzte Chance ein wenig länger zu leben.“ Kampfbereit hob Unswin seine Waffe und ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht gedachte den Söldner entkommen zu lassen.



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Texte der Hauptreihe:
1. Rah 1032 BF
Stutenbeißereien
Gesundes Misstrauen


Kapitel 36

Feldlazarett
Autor: Alex N., Eslam, Hermann K., Nicole R., Marcus F., Robert O.