Geschichten:Grauen am Darpat - Feldlazarett

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Dramatis Personae


Letzte Kämpfe

Kain dagegen hatte große Probleme mit seinem Kontrahenten. Eigentlich hatte er vor gehabt, sich lautlos dem Widerling zu nähern und dann genauso zu töten, um dann Selindes Dankbarkeit nicht ablehnen zu wollen. Doch alles kam anders und er rollte sich nun mit diesem auf dem Boden herum. Die Wunde an seinem Hals schmerzte niederhöllisch und er merkte wie sie ihm immer mehr und mehr Kraft raubte. Lang würde er nicht mehr bei Besinnung bleiben…

***


Des Geweihten Blick ging über das ‚Schlachtfeld’. Viele seiner Gefährten hatten die Situation mehr oder minder gut im Griff, doch Kain schien Probleme zu haben. Alexis zog sein zweites Schwert aus der Erde und lief los zum Haus.

Auch Selinde, immer noch von kaltem Zorn erfüllt, sah sich nach einem neuen Gegner um, während ihr alter sich immer noch brüllend vor Schmerz am Boden wandte. Da wurde sie Kain gewahr, der offenbar in großer Not war. Sofort rannte sie zu ihm hin, um seinem Gegner von hinten zu attackieren, auch wenn der fast zeitgleich eintreffende Geweihte dies wohl nur wenig schätzen mochte. Alexis war beim Haus angekommen und hatte den Gegner von Kain auf sich aufmerksam machen können. Dieser hatte von Kain abgelassen, der Geweihte war gefährlicher für ihn. Nun standen sie sich gegenüber, Auge in Auge mit der Waffe in der Hand, bereit für den ersten Angriff. Die Unruhe im Söldner wuchs langsam an.

Der Geweihte hatte ihm zwar bisher nur einen Faustschlag verpasst, so dass er von seinem Gerangel mit dem anderen am Boden ablassen musste, doch wurde keine weitere Attacke gegen ihn geführt. Zudem hatte dieser – so weit er sich erinnerte – gegen den besten Kämpfer unter ihnen – den Anführer – gekämpft. Alexis wartete ab und hielt dem Blick stand. Sein Gegner würde einen Fehler machen, bei der Unruhe, die in ihm herrschte. Der Söldner fing langsam an hin und her zu tippeln, dann sprang er nach vorne und griff den Geweihten an. Darauf hatte Alexis gewartet. Der Kampf begann.

Die Baronesse brach ihren Angriff ab, als sie realisierte, daß der Diener der Leuin bereits den Kampf aufgenommen hatte und sich so ein Eingreifen ihrerseits von selbst verbot. Stattdessen begab sie sich zu Kain und besah sich – nachdem sie sich vergewissert hatte, daß keine Gegner mehr in unmittelbarer Nähe weilten – seine Wunden näher und fragte ihn zugleich:

„Wo und wie schwer wurdet ihr verletzt?“

Der junge Nebachote wollte aufspringen und deutlich machen, dass ihm nichts fehlte. Doch gab sein Bein sogleich unter ihm wieder nach und er wäre zu Boden gestürzt, hätte Selinde nicht zugepackt und ihn aufgefangen. Sie bemerkte jetzt, wie Kain zwischen Schulter und Hals stark blutete und auch sein Körper immer schlaffer in ihren Armen wurde, so dass er ihr nun fast entglitten wäre, hätte sie ihn nicht vorher vorsichtig zu Boden gelegt.

„….fählt nichts…“ Hörte sie ihn noch leise sagen, doch sah sie wie er bereits die Augen verdrehte.


***


Immer noch ziemlich unsicher auf den Beinen versuchte sich Leomara den Berg hoch zu schleppen. Sie hatte gesehen, dass Unswin sich noch mit einem der Kerle rumschlagen musste, also konnte sie von dort keine Hilfe erwarten, eher im Gegenteil. Vor Anstrengung musste sie eine Pause einlegen. Die Bauchwunde blutete stärker als angenommen. Angeekelt von dem Anblick, doch wissend um die Notwendigkeit zog sie schließlich ihr Hemd aus, band es um die Leibesmitte, und schnallte es schließlich mit dem Gürtel unbarmherzig fest. Ein kurzer Schmerzeslaut entrang sich ihr. Kraftlos stütze sie sich kurz mit den Händen auf den Oberschenkeln ab und versuchte Kräfte zu tanken und gegen den drohenden Verlust ihrer Sinne anzukämpfen. Tief saugte sie die frische Luft ein. Sie musste einfach dort noch hinauf... Wer oder was dort oben geschah konnte sie nur hören, doch sie brauchte Gewissheit, und vor allem musste sie sich irgendwohin setzen, um die verdammte Wunde ordentlich zu verbinden.

***


Die Klingen trafen mehrmals aufeinander, doch merkte der Geweihte schnell, dass sein Gegner nicht ansatzweise die ‚Klasse’ aufwies wie der Anführer. Der Kampf sollte nicht lange dauern. Zu unbeholfen die Angriffe, zu zaghaft der Hieb… oder hatte der Söldner Angst? Wie dem auch sei, er hatte das Schwert gegen ihn erhoben.


***


Gerade hatte Marnion mit Hilfe seiner Wasserflasche den Sand so weit aus seinen Augen bekommen, das er wenigstens ein bisschen sehen konnte, als er auf Leomaras Schmerzensschrei aufmerksam wurde. Sie stand oberhalb von ihm am Hang, vorn über gebeugt. Er lief los um ihr zur Hilfe zu eilen, nur um nach einigen schnellen Schritten zu bemerken, das er selbst auch der Hilfe bedurfte. Obwohl er so fest er konnte von vorne auf seine Wunde drückte, spürte er wie weiter Blut an seinem Körper herab lief. Jeder Schritt brachte neue Schmerzen und ein Gefühl tiefer Schwäche mit, die er nun da die Anspannung des Kampfes nachließ umso deutlicher spürte. Seine Schritte wurden ungewollt langsamer. Dennoch holte er Leomara ein, die ohne auf zu sehen den Hang hinauf wankte.

„Gut gekämpft Leomara. Wollen wir uns über das letzte Stück des Weges gegenseitig helfen?” sprach er sie laut an, da der Junker nicht wusste ob sie noch alles vernahm, was um sie herum vorging.

Ihm zumindest ging es so. Er realisierte, das er nicht einmal wusste ob noch jemand kämpfte, es hatte ihn nicht mehr interessiert. Seine eigenen Sinne waren zunehmend eingeschränkt und das lag nicht nur am Sand. Bestimmt machte ihm der Blutverlust zu schaffen und sein linker Arm schmerzte niederhöllisch, nach dem Gerangel. Er würde bald ohnmächtig werden, wenn er nichts unternahm. Marnion versuchte sich zu konzentrieren und sprach weiter, wenn auch zunehmend leiser und stockender zu Leomara, während sie schweren Schrittes die letzten Schritte den Hang hin zur Scheune hoch stapften und sich dabei gegenseitig stützten. Ganz gegen ihre sonstige Art war die Ritterin sehr schweigsam, und hatte nur zustimmend genickt, als er ihr angeboten hatte, das letzte Stück des Weges gemeinsam zu gehen. Nicht einmal seine Berührung hatte sie abgelehnt, sondern nur dankbar angenommen.

„Habt Ihr ... schon einen bestimmten Wunsch für unser .... gemeinsames Abendessen, meine Liebe?“

Nun schien allerdings wieder Leben in ihre Züge zu kommen- sie lachte kurz und hart auf.

„Netter Versuch Junker, aber momentan kann mich glaube ich kaum etwas von diesem Schmerz in meiner Mitte ablenken, nicht einmal ein Nebachote.“

Doch scheinbar hatte er gar nicht richtig zugehört, oder er versuchte sich selbst von seiner Wunde abzulenken indem er weiter sprach überlegte sie.

„Meine Spezialität ist Zicklein mit feinen Bergkräutlein und Käse, klingt das ... als könnte Euch ... das ... verführen?”

„Verführen? Marnion ihr seid ein hoffnungsloser Fall. Ihr solltet nicht ernsthaft darüber grübeln, was ihr mir zum Abendessen reichen wollt. Nur weil mich dieses vermaledeite Missstück mit ihrer Peitsche malträtieren konnte, heißt das noch lange nicht, dass ich euch in einem ehrenhaften Kampf unterlegen sein werde.“

Es war klar, dass sie gerne noch mehr gesagt hätte, doch sie musste schwer schnaufen, und hielt erst einmal ein um nun auf der Bergkuppe angekommen einen Blick auf die anderen zu werfen. Die eigene Blöße unter dem Wams nahm sie dabei nicht wahr.

„Kommt weiter, es sieht aus, als könnten wir in den Stall.“


***


Der Geweihte machte schnelle Attacken auf den Söldner, nur mit Mühe konnte dieser viele von ihnen parieren, doch wurde er dabei immer weiter zurück getrieben. Er wurde auf Entfernung gehalten, so dass er mit seinem Kurzschwert keine vernünftige Attacke setzen konnte. Dann endete die Attackeserie des Geweihten plötzlich. Er schien eine kurze Pause zu brauchen, zudem stand er nun näher. Der Söldner grinste.

„Ihr verausgabt euch, euer Gnaden. Ich werde euch Ruhe bringen.“

Er holte kräftig aus, doch stieß er dabei mit dem Schwert hinter sich in etwas und blieb stecken. Schnell blickte er an diese Stelle – ein Holzbalken. ‚Das verdammte Haus…“, waren seine letzten Gedanken als er wieder nach vorne blickte. Er sah noch, wie der Geweihte den Kopf schüttelte.

„Danke für das Angebot“, entgegnete dieser und schlug mit seiner Rechten samt Schwertheft eine platzierte Gerade in das Gesicht es Söldners – ein klassisches KO.

„…doch für Ruhe sind die Boroni zuständig.“

***


Unswin hatte den aufgehaltenen Flüchtling schnell entwaffnet und ihn mit seinem eigenen Gürtel gefesselt. Der Blick auf Leomara und Marnion, die sich Arm in Arm den Hügel hinaufschleppten, versetzte ihm einen Stich. Selbst in dieser Situation schien der Nebachote noch rahjaische Gedanken zu haben. Wenn es nicht um Leomara gegangen wäre, hätte Unswin ihn fast dafür bewundern mögen.

Derb stieß der Edelknappe seinen Gefangenen vor sich her. Weiter oben hatte Alexis gerade den letzten Söldner niedergerungen und jetzt schien es, dass alle wieder dem Feuer und dem Stall zustrebten. Er kam an der leblosen Gestalt von Jarlek vorbei. Er hatte diesen schmierigen Abschaum nie leiden können, trotzdem beugte Unswin sich nieder um zu prüfen ob noch Leben in ihm war. Die tiefen Wunden die er geschlagen hatte bluteten noch immer und aus der Bauchwunde sah er zudem Gedärm hervorquellen. Für Jarlek war die Zeit auf Dere abgelaufen und er, Unswin, hatte sein Leben beendet. Fast wehmütig betrachtete der Novize das blutleere Gesicht des Toten. Vollkommen unerwartet war er mit einem Kapitel seiner Vergangenheit konfrontiert worden und hatte es zugleich beendet. Ihm schauderte dabei, als er überlegte was Jarlek alles hätte erzählen können. Was hätte wohl Leomara dazu gesagt wenn sie diese Geschichten gehört hätte? Unswin würde ihr eines Tages die ganze Wahrheit erzählen, aber er wollte es selber tun. Sie sollte es nicht aus dem Mund dieser Kreatur erfahren.

Nachdem sich Unswin vom Ableben Jarleks überzeugt hatte, erhob er sich und schob den Gefangenen vor sich her zum Feuer. Er war froh, dass sich der Söldner ergeben hatte, denn nun hatten sie die Gelegenheit ein paar Antworten zu erhalten. Der Novize konnte sich zwar nicht vorstellen, dass dieser jämmerliche Haufen das Blutbad im Turm zu verantworten hatte, aber irgendetwas schienen sie darüber gewusst zu haben.


***


Als Leomara und Marnion zusammen den Stall erreicht hatten, waren beide still geworden. Der Junker war Leomara dabei behilflich sich auf Ihr Lager niederzulassen, wobei sie vor Schmerzen die Zähne zusammenbeißen mußte, dabei bemerkte sie das seine Hände kalt waren und ihm neben etwas getrockneten Blut auch Schweiß auf der Stirn stand, zudem schien er verweinte Augen zu haben. Da er ihr so nahe war, erkannte sie das er Sand oder Staub in die Augen bekommen hatte. Blinzelnd ging der Junker so dann zum Verbandszeug. Auf dem Weg dorthin öffnete er ohne hin zu sehen die Schnallen seiner blutbefleckten Rüstung, die von ihm herab zu Boden fiel. Auf dem Weg zurück streifte er auch noch seine restliche Oberbekleidung ab, so dass sein muskulöser Oberkörper entblößt war. Von seiner Brust bis zum Bauchnabel bedeckte ein dichtes lockiges Dreieck aus kupferfarbenen Haaren seinen Körper, wie Leomara bemerkte.

Marnion ging neben ihr in die Knie, wobei nicht zu übersehen war, das er eine Wunde hatte, die sowohl im Rücken als auch in kleineren Maße vorne am Oberkörper blutete, holte zwei Pressverbände, sowie Nadel und Faden aus den Verbandskasten heraus und wandte sich sodann mit tonloser leiser Stimme und leeren Augen an die Isenbrunnerin.

"Wenn Ihr bitte dies auf meine Wunde pressen könntet und so fest anzieht wie ihr könnt? Dann will ich Euch gerne diesen Gefallen erwidern und Euere Wunde zu nähen. Keine Angst, ich habe das im Felde schon oft gemacht. Meistens geht das bei genügend Ruhe ohne Narbe ab.”

Während Marnion dies sagte begann er sich auch noch seiner Beinkleider zu erledigen. Leomara wollte schon protestieren als sie bemerkte, das auch der Oberschenkel des Kelsensteiners blutete. So waren sich nun der Kelsensteiner Nebachote und die Raulsche Isenbrunnerin zum ersten Mal in ihrer Blöße nahe. Doch nicht als Paar in Rahjas Namen, sondern in Ihrem Blute und dem Ihrer Feinde sitzend, wie es die Götter für sie verfügt hatten.


Als Leomara Marnions Wunden verbunden hatte und fest anzog schrie der Kelsensteiner auf. Danach lächelte er , beugte sich zu ihrer Bauchwunde hinab und begann sein Werk mit Nadel und Faden, ohne Notiz von dem zu nehmen was um ihn herum vorging, aber zielsicher und achtsam. Unbemerkt trieb sein Geist davon.


Berglöwin und Mantikor

, Die Berglöwin und der Mantikor liefen über eine weite Ebene zum Meer hin. Beide flogen förmlich über das Gras um zu erproben, wer als erster das Wasser erreichen könne. Die Löwin erreichte trotz Ihrer geringeren Größe knapp als erste das Meer und spritzte mit Ihrer Pfote den Mantikor an. Dieser zog sein Gesicht in eine Schnutte und brüllte seine Enttäuschung hinaus. Sein stachelbewehrter Schwanz zuckte hinaus. Doch er stach nicht die übermütige Berglöwin, sondern erwiderte Ihren Angriff mit gleichen Mitteln. Ein Schwall Wasser benetzte nun auch den Rücken, der Löwin. Die Beiden balgten und alberten im Wasser herum, wobei sie immer weiter hinaus schwammen. Vor Ihnen tauchten drei Delfine auf, die sich einen Spaß daraus machten knapp außer Reichweite der Raubtiere diese zu umkreisen und sich dabei gegenseitig spielerisch zu jagen.`


Derweil setzte der Junker in einem eigentümlichen dreier Rhythmus Stich um Stich, bis die Bauchwunde Leomaras mit feinen Kreuzstichen wie Perlen an einer Schnur geschlossen war. Er strich Ihr über die Haare, die sich längst selbstständig gemacht hatten und sprach vor sich hin.

"Zeit um an Land zurück zu kommen.” Dann legte er sich neben Sie hin und schlief augenblicklich ein.

Völlig erschöpft und absolut sicher, dass mit dem Junker was nicht in Ordnung war, versuchte Leomara aufzustehen. Tränen des Schmerzes traten ihr in die Augen. So gut es ging warf sie dem Junker eine Decke von Tjalf über den nackten Körper. Arn hatte die ganze Szene mit deutlicher Irritation beäugt.

„Ist schon gut. Er ist schwer verwundet, kümmerst du dich auch um ihn? Wir brauchen eine stärkende Mahlzeit. Am besten nimmst du vom Fleisch und suchst noch nach Rüben. Die Wegelagerer hatten sicher auch Proviant dabei.“

Ein Blick auf Arn, der völlig ruhig da lag genügte um ihr zu zeigen, dass er auf dem Weg der Besserung war. Dann nahm sie sich eine weitere Decke, in die sie sich selbst wickelte und ging stacksig leicht vornüber gebeugt nach draußen.



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Texte der Hauptreihe:
1. Rah 1032 BF zur mittäglichen Ingerimmstunde
Feldlazarett
Stutenbeißereien


Kapitel 37

Das Selbstverständnis der Nebachoten
Autor: Alex N., Eslam, Hermann K., Nicole R., Marcus F., Robert O.