Geschichten:Grauen am Darpat - Abschiedsworte

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Dramatis Personae


Junkertum Kaltengrundt

Die Rittfrau von Isenbrunn hatte sich erhoben und schaute lächelnd in die Runde. „Es scheint unsere Baronin hat recht, es wird Zeit sich wieder um die eigenen Belange zu kümmern.“ Dabei schaute sie einen jeden Anwesenden kurz an, und überlegte kurz für sich was sie über ihn und seine Beweggründe an dieser Hatz teilzunehmen, wusste.

„Ich weiß, dass es letztendlich eure Entscheidung ist, was ihr alle nun zu tun gedenkt. Leider hat sich uns das Untier nicht gezeigt, wir haben wohl nur mit seinen Herren, oder genauer seinen Handlangern zu tun gehabt. Der Nebel der Unwissenheit hat sich nicht gelichtet, sondern man hat eher den Eindruck dass er sich ausgebreitet hat. Das ist bedauerlich, doch sollte doch ein jeder mit den Gedanken, dass hier etwas seinen Anfang genommen hat, was nicht sein soll, wieder nach hause reiten, oder diese Kunde dorthin tragen, wo sie gehört wird. Wachsamkeit sollte die Order heißen und Kontakte zu seinen Nachbarn zu pflegen, damit man schnell Neuigkeiten erfährt. Geshla von Gnitzenkuhl macht hier einen Anfang, auch wenn ihr sicher bewusst ist, dass ihr persönliches Erscheinen...vielleicht nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Doch es ist wichtig sich darum zu kümmern, wenn derartige Umtriebe sich direkt auf der Lebensader der Baronie ereignen.“

Sie nahm einen Schluck aus ihrem Becher, gedachte aber noch nicht zu schweigen.

„Werte Selinde von Löwenhaupt-Hauberach...“ Sie musste selbst lachen bei den gestelzten Worten. „Verzeiht mir, wenn ich wieder in das starre Korsett der Etikette verfalle, das bringt die Umgebung so mit sich.“ Sie zuckte kurz die Schultern. „Also Selinde, du bist weitgehend unversehrt. Solange die Spur noch warm ist, sollte jemand so schnell es geht nach Dergelmund reiten, da stimme ich dir voll und ganz zu.“ „Kor’win, auch du bist wohlauf. Ich würde es für eine gute Sache halten, wenn ihr beide schon einmal vorreiten würdet, um Erkundigungen über diese Person anzustellen.“

Der alte Nebachote verzog bei diesem Vorschlag das Gesicht. Hätte es Kain erheitert mit Selinde alleine durch die Gegend zu ziehen, so zog Kor’win die völlige Abgeschiedenheit, oder eben die Gesellschaft von Kain vor. Ein fragender Blick in Richtung Kain, was würde mit ihm hier so lange geschehen? Doch Leomara fuhr erst einmal weiter fort und richtete ihre Worte an den Geweihten. Auch Selindes Mundwinkel zuckten kurz als Reaktion auf Leomaras Vorschlag, auch wenn sie sich eingestehen mußte, daß diese Idee nüchtern betrachtet durchaus vernünftig war.

Unswin sah sie einen Augenblick zu lange an, als dass es unauffällig geblieben sein könnte. Sie räusperte sich, bevor sie weiter sprach.

„Ich denke es steht außer Frage, dass die Verletzungen unserer nebachotischen Freunde hier“ sie deutete dabei auf Marnion von Kelsenstein und Kain „weitere Tage hier verweilen, da die Wunden schwer sind, und eine Reise eurer Gesundheit nicht zuträglich ist.“ Ihr Blick ruhte fast streng auf den beiden, da sie schon mit Widerspruch zu rechnen schien.

„Habt dank für Euer freundliches Angebot, Euer Wohlgeboren, doch habe ich ein Gelübde zu erfüllen, wie Ihr wisst. Gewiss werden wir uns zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort in Bälde wieder sehen. Dank Peraines Segen kann ich meine Reise aufnehmen. ” Der Kel´zen Tell hatte sich erhoben und verbeugte sich förmlich vor seiner Gastgeberin.

Auch sie neigte das Haupt und blickte ihn wehmütig an. Was blieb ihr anderes übrig als sie ziehen zu lassen? Sie hatte nie ein herzliches Verhältnis zu den Nebachoten gepflegt, doch wäre Quanion nicht gewesen, hätte sie ihnen wenigstens eine Travia gefällige Gastung geboten, und Marnion vielleicht auch von dem ein oder anderen Irrglauben befreien können. Schließlich hatte man Seite an Seite gekämpft, das verband. Und bis auf ihre etwas archaisch anmutenden Bräuche waren sie wenigstens gläubige Anhänger des Pantheons.

„Es war mir eine Ehre euch kennen gelernt zu haben, doch vergesst nicht, ihr seid mir noch etwas schuldig. Euer hitziges Gebaren am Abend des Bankettes ist noch nicht vergessen.“ Sie musste schmunzeln während sie ihn an ihr Duell erinnerte.

Marnion lief rot an und erwiderte eilig. „Keinesfalls möchte ich Euch um Eueren Kampf und die Gelegenheit eines Abendessens nach Raschtullswaller Art bringen.“ An dieser Stelle legte Leomara den Kopf schief auf die Seite und machte große Augen. Typisch, an die Sache, dass er sich gegebenenfalls entschuldigen müsste erinnerte er sich wohl nicht so gerne. „Nur sollten wir Beide voll und ganz wieder her gestellt sein, bevor wir uns vor den Göttern messen. Ich kehre so bald zurück, wie es meine Queste zulässt. So die Götter wollen, können wir unser Zusammentreffen auch an einem anderen Ort finden, wenn Ihr Euch bisweilen auch aus den Schatten Euerer Heimstatt heraus begebt.”

Ganz offenkundig hatte der Nebachote nichts dazu gelernt. Wie zum ersten Kennenlernen, so auch zum Abschied hatte er eine Frechheit parat.

„Wie ihr sicher schon einmal bemerkt haben dürftet sind die Schatten nicht immer lang, zudem kommt es darauf an von welchem Standpunkt aus der Betrachter es beliebt darauf zu blicken. Aus einer dunklen Höhle heraus besehen mag Kaltengrundt geradezu idyllisch und Licht durchflutet sein.“ Der Ton den sie nun gewählt hatte, ließ deutlich die alte Leomara zu Vorschein kommen. Wenn Marnion glaubte auf Distanz gehen zu müssen, bitte, dann sollte er das bekommen. Doch wer Selbst mit seiner Vergangenheit zu kämpfen hatte, sollte hier in aller Öffentlichkeit nicht glauben sie bloß stellen zu dürfen.

„Da der Schwur den ihr geleistet habt sich auf das Erlegen des Monsters bezog, oder genauer gesagt dem Auffinden und zur Strecke bringen der Meuchler vom Turm, wird es wohl noch eine Weile dauern, bis wir uns wieder sehen.“ Spöttisch blickte sie ihn an. „Daher sage ich euch, lebt wohl. Mögen Aves Schwingen euch wohlbehalten dorthin bringen wo eure Aufgabe euch erwartet.“

„Seid versichert werte Dame, das ich mich beeilen werde die Schurken zur Rechenschaft zu ziehen, und für unser Duell zurück zu kehren. Was die Höhle angeht, so habt Ihr sicher Recht, das der Blickwinkel eine Rolle spielt. Doch möchte ich Euch auch zu bedenken geben auf welcher Höhe meine Höhle liegt, und welches wahrhaft sehr idyllische Bild Kaltengrundt von dort abgibt. Da ihr mich hier so gastfreundlich aufgenommen habt, lade ich Euch gerne ein, Euch selbst ein Bild von der Aussicht zu verschaffen und mich auf Burg Kel´zen Tell zu besuchen.”


„Die Götter sollen Euch geleiten und beschützen.” Der Junker nickte Ihr zu und machte mit der rechten Hand, den Abschiedsgruß.

Kain hielt sich mit Äußerungen derweilen noch zurück. Er schien verwundert zu sein, ob der Heftigkeit, mit der sein Mentor darauf bestand, das Gut hier zu verlassen. Jetzt fiel ihm auch auf, dass Kor’win wohl nicht viel geschlafen hatte und war neugierig darauf zu sein, was in der Nacht vorgefallen war. Als Marnion und Leomara jedoch endlich zu einem Schluß gekommen waren, verabschiedete sich auch der junge Nebachote von allen anderen Anwesenden.

„Gehabt Euch wohl!“ Gab er laut in die Runde kund. „Megen die Getter Euch wohl gesonenn sain und Euch in Eurem nächsten Lebän dafir belohnen.“ Kor’win murmelte dagegen nur etwas Unverständliches.


„Ob und wohin ich meine Schritte lenken werde hängt wohl noch von der Rückkehr des Kapitäns und von Dingen ab, auf die ich nur wenig bis keinen Einfluß nehmen kann. Daher würde ich mich jetzt gerne zurück ziehen, ich muss noch einige Dinge besprechen, unter anderem mit meiner Frau Mutter.“ Fragend blickte sie in die Runde ob noch Wünsche an sie gerichtet wurden.

Hatte sich Kor’win bisher zurückgehalten, warf er nun abfällig ein ‚Pah‘ ein und deutete Kain an sich fertig zu machen. Erst als er die fragenden Blicke der anderen bemerkte, sprach er brummig seine Gedanken aus.

„Eine Raise soll ihrär Gä’sundtheit nicht zuträglich sain? Pah, wuenn sie hier blaiben, wird äs ihrer Gä’sundtheit wohl noch viel wäniger bekommen.“

Leomara warf ihm einen finsteren Blick zu, doch war sie nicht gewillt seinen für nicht eingeweihte Personen, wirren Worte zu erläutern.

„Ich kann sehr wohl dafür Sorge tragen, dass es ihnen gut ergeht, bis ihr wieder hier seid.“ Sie war nicht gewillt in diesem Punkt nachzugeben. Die Sache mit der Zahori würde ein Nachspiel haben. Dafür würde sie sorgen.

„Ich wärde Kain hier zunächst an einem sichären Ort bringen und mich dann gen Dergelmund aufmachän. Wartet oder raitet, wie es Euch beliebt.“ Damit schien für ihn alles gesagt zu sein und er half Kain auf sich zu erheben. Dabei sprach er weiter, ohne jemanden bestimmtes anzuschauen. „Leomara, so wir,“ das schien er auf Kain und sich zu münzen, „ätwas heraus bekommen sollten, wärden wir Dir Kundä zukommen lassen.“

‚Was für eine hilfreiche Antwort!‘ dachte sich die Vellbergerin mit säuerlicher Miene, bevor sie dann zu einer Entgegnung anhub. „Dann werde ich mich wie gesagt schon mal auf die Reise begeben und wir mögen uns dann ebenfalls in Dergelmund wieder sehen.“

Dann wandte sie sich Kain zu, wobei sich ihr Antlitz deutlich aufhellte. „So ist es dann wohl an der Zeit Abschied zu nehmen. Es war mir ein großes Vergnügen, Dich kennen gelernt zu haben und ich freute mich sehr, wenn sich unsere Wege bald wieder kreuzten!“ Zum Abschied schenkte sie ihm nicht nur ein Lächeln sondern auch einen langen und herzlichen Händedruck.

Kain erwiderte den Händedruck nicht nur, sondern drehte auch geschickte ihre Hand um und hauchte ihr einen Handkuss auf, so wie er es schon manchmal bei hochadeligen Persönlichkeiten beobachtet hatte. „Und wuänn sie sich wiedär kreuzän.“ Meinte er mit einem fast unverschämten Lächeln, „ solltän wir waiter an der diplomatischän Sachä arbeiten.“

Mit einem beinahe ebenso dreisten Lächeln antwortete die Baronesse: „Gerne können wir bei passender Gelegenheit unsere diplomatischen Kontakte weiter vertiefen. Ich würde mich freuen.“ und zwinkerte Kain zum Abschied zu.


***


Kurz nachdem die Ritterin und die nebachotischen Jäger aus dem Raum geeilt waren, erhob sich auch Unswin von seinem Stuhl. Da er als einer der Ersten zum Frühstück erschienen war, hatte er seinen Hunger im Gegensatz zu den meisten schon lange gestillt. Jetzt da alles Wichtige besprochen war, gab es keinen Grund länger bei Tisch zu verweilen.

„Ich werde dann wohl schon meine Sachen packen gehen, da wir nach der Rückkehr unseres Bruders so oder so abreisen werden. Es war mir eine Freude mit Euch zu reisen und zu kämpfen.“ Der Edelknappe schaute mit ausdruckslosem Gesicht erst Selinde und schließlich auch den Kelsensteiner an. „Vielleicht sehen wir uns wieder... wenn es Rondra gefällt. Möge die Leuin euch behüten“ Mit einem knappen Nicken wandte er sich zur Tür um und verließ zügig den Raum.

„Die Götter mit Euch.” antwortete der Junker knapp und wandte sich an Selinde. „Euer Hochgeboren, es war mir eine Ehre an Euerer Seite zu streiten, Ihr seid eine ebenso Charmante wie entschlossene Gefährtin.”

Selinde konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: „Charmant und entschlossen – eine interessante Kombination, die ihr mir da unterstellt.“ Nun deutlich ernster fuhr sie fort: „Sei es wie es sei: Vielen Dank für eure Worte; auch mir war es Ehre und Vergnügen gleichermaßen, gemeinsam mit Euch die jüngsten Fährnisse bestritten zu haben.“

Dann wandte sich auch Marnion eilig zum Gehen. Es war an der Zeit Nefalot zu Satteln. Es war ein weiter weg nach Rsahi´Hal und er hatte unterwegs im Ort noch einen Wappenrock für Taíra zu besorgen. Er wusste solange er einer Queste nachging würden seine Anfälle schweigen. Leomara hatte er einen Hinweis gegeben, wohin er sich wenden würde. Wenn es die Götter wollten würden Sie sich wieder sehen. Er hatte das Gefühl. es würde gar nicht so lange dauern. Lächelnd machte Marnion sich auf den Weg.



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Texte der Hauptreihe:
2. Rah 1032 BF zur mittäglichen Rahjastunde
Abschiedsworte
Letzte Absprachen


Kapitel 67

Heimlichkeiten
Autor: Alex N., Eslam, Hermann K., Nicole R., Marcus F., Robert O.