Geschichten:Familiengeschichten aus Hartsteen - Der Landvogt zu Natzungen

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Burg Weizengrund, Tsa 1044 BF

Sigmann betrat kreidebleich das Arbeitszimmer. Haldora schaute erschrocken zu ihrem Bruder, während Oderik weiterhin Papiere ordnete und ohne Aufzusehen fragte: „Was gibt es Neues?“ „Man hat sich bei Dorp geeinigt!“ sprach Sigmann heiser. Er war fast ohne Stimme, was Oderik dazu veranlasste, doch aufzusehen. Sein Blick ging von Sigmann zu Haldora, welche mittlerweile das Pergament aus Sigmanns Händen genommen hatte und dieses las.

„Ich habe nichts damit zu tun!“ sprach Sigmann immer noch heiser. Oderik war zusehends verwirrt. „Was ist geschehen?“ fragte er vorsichtig. „Nun, die Fehde ist beendet! Der Schallenberger und der Wetterfelser haben ihre Eide gegenüber dem Grafen erneuert!“ sprach Haldora ruhig. Oderik schaute sie ernst an. „Deshalb wird Sigmann hier doch nicht so durcheinander sein! Also, raus damit! Was ist los?“ Haldora schob das Pergament zu ihm herüber. „Natzungen und Praioreth werden neu belehnt!“ antwortete sie resignierend. „Das war doch eine Forderung des Schallenbergers, dass Praioreth neu belehnt wird!“ antwortete Oderik und griff zu dem dargebotenen Pergament.

„Er macht den jungen Wetterfelser zum Baron von Natzungen?“ fragte Oderik ungläubig. „Dieser Hundsfott! Praiofist war ihm nicht alt genug und jetzt wird dieses Muttersöhnchen Baron?“ Oderik konnte nicht glauben, auf was man sich da geeinigt hatte. Haldora blieb ruhig. „Das ist aber noch nicht Alles!“ Oderik las die letzten Zeilen des Pergaments, wonach Sigmann von Windsichgrütz zum 01. Praios des neuen Jahres zum Landvogt von Praioreth ernannt wurde. „Interessant!“ sprach Oderik ruhig.

Sigmann starrte ihn mit offenem Mund an. „Mehr hast Du dazu nicht zu sagen?“ fragte er verwirrt. Oderik legte das Pergament beiseite. „Nun, ich sollte Dir wohl zur Ernennung gratulieren!“ Sigmann konnte Oderiks Gelassenheit nicht fassen. „Wie kann der Graf auf eine solche Idee kommen? Ich habe das doch nicht verdient!“ sprach er aufgeregt. Oderik blieb weiterhin gelassen. „Nun, das sieht der Graf anscheinend anders!“ Dabei deutete er auf das Pergament. Sigmanns Blick ging gehetzt von seiner Schwester zu Oderik und wieder zurück zu seiner Schwester. „Ich will das nicht! Egal, was der Graf sagt! Ich habe das nicht verdient!“ Oderik erhob sich. „Sigmann von Windischgrütz! Du beruhigst Dich jetzt!“ sprach er mit strenger Stimme. „Und setz dich erst einmal!“ sprach Oderik jetzt wieder ruhiger.

Sigmann setzte sich und sackte in sich zusammen. „Was mache ich denn jetzt?“ fragte er resignierend. „Wer kommt denn auf eine solche Idee?“ Haldora legte ihm eine Hand auf seine Schulter und versuchte, ihren Bruder zu beruhigen. Sie schaute ihren Mann fragend an. „Das war bestimmt der Schallenberger!“ antwortete Oderik. Haldora nickte verstehend. Sigmann schaute weiterhin verwirrt zwischen den beiden hin und her. „Ich bin dem Mann nie begegnet! Wie kommt er darauf, dass ich Landvogt werden wolle?“ fragte er beunruhigt. Haldora versuchte weiterhin, ihn zu beruhigen. „Ich denke, dass ist seine Art, um das Andenken an unseren Vater zu ehren!“ Sigmann ließ noch mehr seine Schultern sinken. „Ich habe den Mann nicht darum gebeten! Es fühlt sich falsch an, für etwas geehrt zu werden, was mein Vater erreicht hat!“

Oderik legte seine Hand ebenfalls beruhigend auf seine Schulter. „Nun, manchmal geschehen Dinge, um die wir nicht gebeten haben!“ „Aber was soll ich denn nun machen?“ fragte Sigmann resignierend. „Nun, aus meiner Sicht gibt es zwei Dinge, welche Du nun machen kannst.“ Sigmann schaute zu Oderik auf. „Welche?“ fragte er mit leiser Stimme. „Du kannst diesen Posten ablehnen und dem Grafen sagen, er soll sich jemand anderen suchen. Oder Du nimmst diesen Posten an!“ Sigmann schaute von Oderik zu Haldora, welche ihm bestätigend zu nickte. „Du solltest Dir auf jeden Fall erst einmal anhören, was der Graf von Dir verlangt!“ antwortete sie. „Wie Du Dich auch entscheidest, in jedem Fall solltest Du nach Hutt reiten!“ ergänzte Oderik. Sigmann straffte sich, stand auf, dankte beiden und verließ das Zimmer.

„Was glaubst Du, wird er machen?“ fragte Haldora neugierig ihren Mann. Oderik ging wieder um den Tisch herum. „Das weiß ich nicht!“ „Das ist doch verrückt!“ Haldora schüttelte dem Kopf. Oderik nahm ihre Hände in die seinen. „Sieh es mal so! Wenn er den Posten antritt, wird er sich kaum dem Fuchsrudel anschließen!“ Haldora seufzte. „Ja, ich weiß! Und trotzdem würde ich mir wünschen, dass er das machen darf, was er machen will!“ Oderik nickte. „Er wird sich entscheiden müssen.“ „Ich habe Angst, Oderik. Sigmann hat es gerade eben gesagt, dass er nicht für etwas geehrt werden möchte, was andere erreicht haben. Was geschieht, wenn er den Posten ablehnt?“ „Dann wird er diese Entscheidung alleine treffen müssen. Du kannst ihm diese nicht abnehmen!“ antwortete Oderik gelassen. „Und wenn er den Posten antritt! Können wir dann irgendetwas für ihn tun?“ fragte sie neugierig hoffend. Oderik schüttelte den Kopf. „Egal, wie er sich entscheiden wird, wird er da ganz alleine durchmüssen!“



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20. Tsa 1044 BF 11:00:00 Uhr
Der Landvogt zu Praioreth
Lorbeeren


Kapitel 47

Lucarna