Geschichten:Nimmgalfs 50. Tsatag - Zusammenkunft der Familie Hirschfurten-Zweifelfels

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Zusammenkunft der Familie Hirschfurten-Zweifelfels

Feierhalle, ca 23:30h

„Hallo große Schwester! Setz dich doch zu uns!“ Ludolf rief seine Schwester Jendara zu sich an den Tisch, wo bereits seine Verlobte Selinde von Ruchin, sowie seine Mutter Yolande und sein Stiefvater Oldebor von Zweifelfels saßen. „Wenn ich kurz vorstellen darf: meine Verlobte Selinde von Ruchin, die Baronin zu Erlenstamm – meine Schwester Jendara, die Perainehochgeweihte zu Rabenfelde in Leihenbutt.“

Die beiden Damen begrüßten sich standesgemäß. Selinde schien es jedoch eilig zu haben: „Wenn ihr mich kurz entschuldigen würdet, ich müsste mal ein paar Worte mit Baron Nimmgalf wegen der Hochzeit im Tsa bereden. Dann habt ihr ein wenig Zeit für Eure Familie“, lächelte sie. "Natürlich, Euer Hochgeboren!" entgegnete Jendara.

Damit verabschiedete sich Selinde. Jendara zuckte mit den Schultern und wandte sich dann ihrer Familie zu: „Oh, Mutter, Vater, Bruder, ich freue mich, Euch wiederzusehen. Wie geht es Euch?“ damit nahm Jendara am Tisch ihrer Familie Platz.

„Nun, abgesehen davon, dass die Sighelmsmark im Rahmen dieser unsäglichen Fehde zwischen den Grafschaften arg gebeutelt wurde, geht es uns noch ganz gut, würde ich sagen!“ antwortete Yolande.

„Du darfst aber nicht vergessen, dass es uns auch wesentlich schlimmer hätte treffen können, wenn Nimmgalf nicht sämtliche Plünderungen durch Reichsforster in unserem Junkersgut untersagt hätte – schau dir mal an was die Reichsforster in Sighelmsaue angerichtet haben, dagegen geht es uns noch richtig gut“

„Ja ja, Nimmgalf. Der hätte sich besser darauf konzentrieren sollen, die Kampfhandlungen in seinen Gefilden zu vermeiden, statt mit wehenden Fahnen über die Kaisermark herzufallen“, entgegnete Yolande. Kein Wunder, dass die Hirschfurtens dort inzwischen wenig gelitten sind. Man traut sich ja kaum noch vor die Türe.“

„Mutter bitte, es ist weder die Zeit, noch der Ort, um sich darüber zu echauffieren!“ erwiderte Ludalf streng.

„Na schön. Dann eben zu dir, Jendara. Wie geht es dir im fernen Leihenbutt? Und wo ist eigentlich dein Gemahl?“ Jendara sah ihre Mutter an: „Eslam konnte mich leider nicht begleiten, er ist mit dem Fuchsrudel rings um den künftigen Großfürsten Sigman von Gareth unterwegs. Ich bin gemeinsam mit Hernulf-Answin und seiner Frau Sharbane angereist, allerdings zu Pferd, da ich, wie ihr wißt, keine Kutschen mag.“

„Ach diese obskure Großfürstenbewegung, ich halte davon rein gar nichts!“ entgegnete ihr Stiefvater Oldebor. Die bringt nur zusätzliche Unruhe ins Königreich, das können wir jetzt gerade gar nicht gebrauchen. Und ich bezweifle, dass die Königin das noch lange mitmachen wird.“

„Ja, ich hatte ihm auch stark abgeraten, sich da so reinzusteigern, aber er ist nun mal ein Dickkopf. Ich hoffe, das nimmt kein böses Ende.“

„Und wie geht es der kleinen Emer?“ wollte Oldebor wissen?

„Oh, sie macht sich prächtig! Ist vor kurzem 6 Jahre alt geworden. Sie geht schon mit anderen Kindern in die Praiostagssschule. Momentan ist sie bei ihrer Großmutter in Rabenfelde. Da spielt sie immer so gerne mit Ritterfiguren. Im nächsten Götterlauf werden wir sie wohl zu Baron Hernulf-Answin in Pagenschaft geben.“

Ludolf mischte sich ein: „Und hast du dich schon etwas eingelebt in Leihenbutt?“

„Oh ja. Ich habe schon einen neuen Tempelgarten angelegt, und das Siechenhaus ist auf meine Veranlassung hin komplett renoviert worden, was auch dringend nötig war. Es tut sich auch einiges in Rabenfelde. Ich wünschte nur, dass die Streitereien um diese Burg Rabenfels endlich aufhören würden. So was ist auf Dauer einfach zermürbend.“

„Was ist denn mit der Burg?“ fragte Ludolf.

„Es ist eine gräfliche Festung an der Südgrenze zu Leihenbutt. Meine Schwiegermutter würde sich die gerne einverleiben – Familie Wegfeld besitzt momentan keine eigene Burg, und das wo es so einige in Leihenbutt gibt. Darüber schwelt nun schon seit Jahren ein Streit, und es sieht nicht danach aus, dass da bald eine Einigung erzielt werden könnte, zumindest nicht, solange der Seneschall Coswin von Streitzig noch fest im Sattel sitzt. Er war es übrigens auch, der dafür gesorgt hat, dass Onkel Nimmgalf damals entlehnt wurde.“

Die anderen machten große Augen. „WAS?“

„Nun ja, ich war letztens in Hirschfurt – also der Stadt Hirschfurt – zu Besuch, um einige Besorgungen für den Tempel zu erledigen, und nahm gerade mein Mittagsmahl in der Taverne Waldmeister ein. Es gibt da auch das gute Uslenrieder Rotbier, müsst ihr wissen. Und dann wurde ich Zeuge eines Vorfalls: ein älterer Herr, der ebenfalls dort zu Gast war, hatte sich wohl an einem Hühnerknochen verschluckt und bekam kaum noch Luft. Panisch wedelte er mit den Händen, stürzte mit dem Stuhl um, dabei sein Essen mit sich reißend, und lief schon dunkelblau an. Man konnte beinahe schon Golgaris Schwingen rauschen hören. Zu seinem Glück habe ich aber Erfahrung mit solchen Notlagen. Ich drängte die Umstehenden beiseite, zückte mein Skalpell und setze dem armen Mann einen sauberen Luftröhrenschnitt, so dass seine Lunge wieder arbeiten konnte. Das Knöchelchen konnte ich dann mit einer Pinzette entfernen. Nach einem Heilungssegen war der Mann dann so weit über den Berg, dass ihn zwei Knechte dann auf ein Lager betten konnten. Ich blieb noch eine Weile bei ihm, um mich davon zu überzeugen, dass er auf dem Wege der Besserung wäre. Ich wollte schon gehen, als er mich nochmal zu sich rief. Er fragte nach meinem Namen, in seinen Augen stand tiefste Dankbarkeit. Als ich ihm den Namen Hirschfurten nannte, machte er große Augen. Er stellte sich mir als Jendor Allensbacher, der Sekretarius des Waldsteiner Grafschaftsrates Coswin von Streitzig vor.

Und zum Dank für die Rettung seines Lebens vertraute er mir ein nun schon über 10 Götterläufe altes Geheimnis an: Es war Coswin von Streitzig, der damals einen schändlichen Brief an den Staatsrat Horbald von Schroeckh verfassen ließ, in welchem er kein gutes Haar an Onkel Nimmgalf ließ, und auch einige dicke Lügen über ihn verbreitete, was wohl schließlich zu seiner Entlehnung geführt hat. Er konnte es mir bezeugen, denn er selbst war es, der die Zeilen zu Papier brachte.“

Die anderen blickten Jendara mit offenen Mündern an. Ludolf fasste sich als erstes wieder: „Hast du das Nimmgalf schon berichtet?“

Jendara schüttelte den Kopf. „Oh nein, und das solltet ihr auch nicht tun. Nimmgalf hat schon genug Fehden und Streit, und es ist nun auch schon so lange her. Es wäre unklug, die alten Geschichten wieder aufzurollen, daraus kann nichts Gutes erwachsen. Und dies wäre gewiss nicht im Sinne der Herrin Peraine!“ Sie blickte die anderen an. „Ihr werdet ihm doch nichts sagen, oder?“

„Natürlich nicht, Kind!“ antwortete Yolande. „Du kannst dich auf uns verlassen“, und warf Oldebor einen vielsagenden Blick zu.

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