Geschichten:Nimmgalfs 50. Tsatag - Nachrichten aus Leihenbutt

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Nachrichten aus Leihenbutt

Burg Trollhammer, 10. Boron 1044, ca 19:00 h

Die Festgemeinde langte kräftig zu, es wurden köstlichste Speisen aus der Reichsforster Küche aufgetragen. Nimmgalf beobachtete seine Gäste mit großem Wohlgefallen. An seinem entfernten Vetter Hernulf-Answin, der mit seiner reizenden Gattin Sharbane angereist war, blieb sein Blick haften. "Vetter Hernulf-Answin, ich hoffe doch, dass Euch die Reichsforster Küche zusagt?" sprach er den noch jungen Baron an.

Der Angesprochene sah auf und nickte: "Wirklich köstlich, Vetter! Mein Kompliment an die Köche."

"Sagt Vetter, was gibt es Neues aus meiner alten Baronie aus Waldstein zu berichten? Ihr habt dort alles im Griff, nehme ich an?"

"Selbstverständlich habe ich alles im Griff." Der Baron hatte einen deutlich selbstgefälligen Unterton. "Die Leihenbutter sind sehr obrigkeitsergebene Untertanen, die nach den finsteren Umtrieben Eurer Gattin ... also Eurer ersten Gattin versteht sich ... wieder Vertrauen in die Herrschaft unseres Hauses gefasst haben." Sharbanes Gesichtszüge schienen gerade bei den letzten Worten ihres Gatten für einen Moment zu entgleiten, doch konnte sie sich schnell wieder fangen. "Aber lasst uns nicht von Waldstein sprechen, außer wucherndem Wald und diesem unsäglichen Streit zwischen der Junkerin von Rabenfelde und der gräflichen Administration über die Burg Rabenfels gibt es dort nichts. Viel wichtiger für unser Haus sind doch die Entwicklungen in der Kaisermark. Ich weiß, lieber Vetter, Ihr seid auf den Kaisermärker Adel nicht gut zu sprechen. Doch sollte unser Haus die Goldene Au nicht außer Augen lassen, auch wir haben Interessen dort. Mein Schwertvater, der alte Rabenmund, ist nun dahin, unser Haus muss nun aktiv werden."

"Und wie habt Ihr Euch das vorgestellt? An irgendwelchen Allianzen mit Kaisermärkern habe ich momentan wenig Interesse, dazu sind die Wunden des Verrats noch zu tief! Bedenkt dass auch Euer Vater auf falsche Freunde hereingefallen ist, was ihn vermutlich letztlich das Leben gekostet hat!" entgegnete Nimmgalf.

"Unser Haus ist auf dem absteigenden Ast, seit dem wir Randersburg verloren haben, lieber Vetter. Da mögen ein paar gut eingefädelte Hochzeiten, wie die in den Schlund nicht drüber hinwegtäuschen. Wenn unser Haus weiterhin im Reigen der großen Häuser mittanzen will, dürfen wir uns nicht in kleinkarierten Befindlichkeiten verlieren, sondern müssen kühl handeln. Nicht alle Kaisermärker Familien waren an dem Überfall auf Reichsforst beteiligt und selten war der Kaisermärker Adel so zerstritten wie jetzt."

"Und das wollt Ihr zu unserem Vorteil nutzen? Hm, nun gut. Einen Versuch wäre es sicher wert. Aber an welchen potentiellen Verbündeten hattet Ihr denn gedacht? Wir haben bereits gute Kontakte zu den Häusern Weyringhaus und Luring-Rabenmund. Habt Ihr da noch weitere Häuser im Blick?"

"Es lohnt sich zuweilen in die vermeintlich zweite Reihe zu blicken, lieber Vetter. Ja, Weyringhaus und Luring-Rabenmund sind wichtige Verbündete - wobei Roban von Weyringhaus beim Überfall auf deine Baronie beteiligt war. Das gilt es aber hinter uns zu lassen. Ich habe sehr fruchtbare informelle Gespräche mit den Familien Pfundt und Perainenhold geführt. Die Pfundtern sind ein ordentliches Pfundt in der Kaisermark." Der Baron von Leihenbutt kicherte in sich hinein. "Sie sind die großen Gewinner des Blutigen Jahres und können zweifelsohne neben den Isppernberg als eine der einflussreichsten Familien in der Kaisermark gelten. Doch anders als die anderen mächtigen Familien streben sie nicht auf den Kaisermärker Thron. Mit den Pfundtern und denen mit ihnen verbündeten Prainenhold würden wir ein veritables Gegengewicht zu den Aimar-Gor und den schon erwähnten Isppernberg bilden." Nimmgalf schien nicht sehr überzeugt zu sein. "Nun, mag sein, dass dieses Junkershaus inzwischen einen gewissen Einfluss hat, ich setze aber nach wie vor auf die alten Häuser. Und einem Bund mit den Schlunder Ruchis messe ich da deutlich mehr Gewicht bei. Zudem stehe ich inzwischen wieder in Verhandlungen bezüglich eines Bräutigams für meine Tochter Irnfrede, dieses mal mit einem hohen Haus aus dem Ausland."

Er sah, dass Hernulf-Answin wenig beeindruckt schien. Ebenso wie sein verschollener Vater Junkobald von Hirschfurten scherte er sich anscheinend wenig bis gar nicht um die Familienpolitik, und war vor allem an seiner eigenen Agenda interessiert. "Nun, sei es drum. Ich will Eure Bemühungen für die Kaisermark nicht unterminieren. Ihr dürft Knappschaften und Ähnliches nach eigenem Ermessen aushandeln. Bei Traviabünden erwarte ich aber eine vorherige Rücksprache, wobei ich mir in jedem Falle ein Vetorecht vorbehalte."

Damit war für Nimmgalf die Unterhaltung beendet.