Geschichten:Macht des Namens – Ein neuer Tag II.

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Pfalz Halhof, Ende Rahja 1043 BF:

“Zum Rahmen der Kronvogtei”, sagte Roban scheinbar unbeeindruckt zu Leonore, “gehört natürlich auch, unter welcher Krone sie stehen soll. Ich muss zugeben, dass mich Euer gestriges Argument mit den Grenzen von Kaiser- und Königreich nicht zur Gänze überzeugt hat. Grenzen können sich verschieben, wie man in Eslamsgrund aus eigener Erfahrung weiß.”

“Nun Wohlgeboren.” Lächelte sie den Weyringhaus freundlich an. “In der aktuellen politischen Lage, sind eingreifende Veränderungen in diesem Umfang wohl als eher unwahrscheinlich einzustufen. Weshalb ich davon ausgehe, dass wir getrost die Vogtei und die gesamte Grafschaft während unserer Lebenszeit als Bestandteil des Königreiches Garetien erleben werden. In der Tat bin ich davon überzeugt, dass die Vogtei als wichtiges Bollwerk des Königreiches auch diesem direkt unterstellt werden sollte. Natürlich könnte die damit verbundene Bedeutung auch durch die kaiserliche Unterstellung wahrgenommen werden, jedoch befürchte ich, dass dadurch ein ganz anderes Problem geschaffen würde. Wenn auch ebenfalls Bestandteil des Reiches, so gibt es doch immer wieder Scharmützel mit dem benachbarten Fürstentum. Bei einem kaiserlichen Lehen, gäbe es viel weniger Handlungsspielraum um mit der Situation zu verfahren - wäre ein Angriff auf die Vogtei, unmittelbar um einen Angriff auf Ihre kaiserliche Hoheit gleichzusetzen. Während bei einem königlichen Lehen, der reine Grenzstreit zwischen dem Königreich und dem benachbarten Fürstentum angeführt werden könnte und somit eine reichsweite Eskalation vermieden würde.” Erklärte die ältere Hofdame mit neutrale Miene, wobei ihre fundierten Kenntnisse vom höfischen Leben und der Rechtskunde sie dennoch etwas dozierend klingen ließen.

“Danke sehr”, gab Roban ohne eine Spur von Ironie oder Unwillen zurück. “Das ist ein Argument, das mich tatsächlich überzeugt.” Unwillkürlich dachte er an eine komplizierte Geschichte mit den Marmorbrüchen in Kaiserlich Selaque zurück. Wem war die kaiserliche Vögtin dort in Almada eigentlich untertan, nachdem Selindian Hal zum Gegenkaiser gekrönt worden war?

“Dann scheinen wir uns ja einig.” Kommentierte sie die Worte des Edlen dankbar. “Dann würde ich vorschlagen, wir machen bei den, von Seiner Gnaden Pfiffenstock, erwähnten Punkten weiter. Als neuer Name, stehen aktuell Monvaldorn und Silvandorn im Raum, beides sind Einhörner aus den lokalen Mythen, weshalb ich vorschlagen würde, dass die neuen Insignien darauf Bezug nehmen. Zudem schlug Seine Gnaden, bereits gestern vor, das es eine Prozession vom Silvandorn an den Wall geben solle." Eine kurze Pause einlegend, musterte Leonore die anwesenden. "Bei der Namenswahl, muss ich gestehen für beide Vorschläge offen zu sein, jedoch eine dreifache Verwendung für See, Kernlande und Baronie im Falle von Silvandorn als etwas unglücklich zu erachten. Vielleicht sollten wir als nächstes Vorschläge sammeln und direkt diskutieren.”

Denderan hatte die Situation zwischen den auswärtigen Raulschen noch belauert, schlug dann aber eines der Sagenbücher auf. Dort stand “Von Monvaldorn und dem alten Volk”. “Dies ist die Ab’schrift ainär där ältästen Vär’sionen där Geschichtä um Monvaldorn, ärst später taucht där Namä Silvadorn auf. So vär’muten zumindest die Geweihtän där är’zählenden Schlangä in Staynebruck.” Denderan hatte sich tatsächlich mit einem dieser Bücherwürmer aus dem Tempel der Hesinde kurzgeschlossen, die hier auf Halhof weilte, weil er wusste dass solche Dinge für die Raulschen zählten. Auch wenn die Hesindianerin darauf hinwies, dass die historischen Zusammenhänge der Sagen nicht hinreichend geklärt waren, empfand er die vermutliche zeitliche Abfolge als Interessant.

“Was ich bei diesen Sagen allerdings auch interessant finde”, gab Roban von Weyringhaus-Rabenmund zu bedenken, “ist die Erwähnung einer Person … oder eines Wesens … noch vor Monvaldorn. Genauer gesagt: es ist die Rede von einer Holden, einer Fürstin des Alten Volkes aus dem Wald, die Monvaldorn überhaupt erst den Auftrag gab, die Bestie zu besiegen. Gewiss sollten wir an den tapferen Kämpfer erinnern, aber dabei sollten wir seine Herrin nicht übergehen, sondern ebenfalls in Ehren halten. Mir kommt der Name ‘Holdenwald’ in den Sinn - wenn Ihr es laut aussprecht, werdet Ihr gewiss erkennen, warum.”

Der Gedanke des Weyringhaus war nicht abwegig und entsprach eben jenem Vorgehen das sie beabsichtigten, dennoch war Leonore nicht glücklich damit. Die Baronie nach einer Feeischen zu benennen behagte ihr nicht und auch das Argument den Herrn des Kämpfers nicht vergessen zu wollen, machte den Vorschlag nicht besser. Eher das Gegenteil war der Fall, das Blutige Jahr hatte es ihnen erst wieder deutlich gezeigt. Auch dort wurden die Höflinge für ihre wohlfeilen Worte und klugen Vorschläge belohnt, während sie anderer Mütter und Väter Kinder zum Bluten und Sterben auf Schlachtfelder entsandten. Ein Herr, der seine Kämpfer nicht an vorderster Front selbst in die Schlacht führte, verdiente es auch nicht, sich an dem von ihnen erworbenen Ruhm zu laben - wenn, dann sollte der Recke oder womöglich auch das Motiv gerühmt werden. Doch noch schwieg sie, war sie doch sehr daran interessiert wie die beiden Diener des blutigen Kor auf den Wunsch reagierten, statt des Trägers der Klinge den Besitzer der Geldkatze für die Namenswahl zu berücksichtigen.

‘Was für ein schwacher Name.’, dachte sich der Kor-Geweihte. ‘Mit einem solchen Namen als Leitlinie wäre das Land am Höllenwall der Finsternis wehrlos ausgeliefert.’ Sagen tat er aber: “Ich vär’stähe, Euer Wohlgeborän, abär die Sagän erzählän auch dass das Alte Volk Raisaus nahm vor där Bestie und sie ebän Monvaldorn änt’senden musstän um das Land und das Volk vor sainäm Untergang zu bä’wahren. Also muss där Name uns als Credo dienän, diesän Kampf gegen die Saat ainär erneuten Bestie - Malepartus - aufzunähmen.” Kurz dachte Denderan nach, er fühlte sich in diesen Gesprächen mittlerweile deutlich wohler und der Schmerz in seinem Körper beflügelte ihn nur. “Dennoch habt Ihr rächt, diese Fürstin als Symbol für die Härrschaft däs Landäs solltä auch ainä Insignie ärhalten.” Jetzt blickte der Kor-Geweihte zwischen Roban und Leonore hin und her, verweilte aber etwas länger auf der Vairningerin, während Neunfinger die ganze Zeit über schwieg.