Geschichten:Macht des Namens – Im Burggarten von Halhof

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Pfalz Halhof, Rahja 1043 BF:


Die Sonne stand hoch am Himmel und tauchte den idyllisch anmutenden Burggarten der königlichen Pfalz in ein Meer aus Tausend Farben. Der Park diente besonders während der Anwesenheit des reisenden Kaiserhofes als Ort der Zerstreuung, aber auch als Ort der unverbindlichen Begegnungen außerhalb des strengen Hofzeremoniells. So konnte der aufmerksame Beobachter den ein oder anderen Adligen im vertrauten Gespräch erhaschen.


Eine dieser adligen Damen war Baronin Rymiona von Aimar-Gor – eine Edeldame mit altaranischer Grandezza, wie man sie heute sonst nicht mehr fand. Die Aranierin war eine gewiefte, rhetorisch gewandte Dame, die wegen ihrem scharfsinnigen Verstand und ihrer Schlagfertigkeit von Freund und Feind bewundert wie gefürchtet wurde. Schon zu Lebzeiten ihres Gatten war sie eine Institution in der hohen Gesellschaft der Kaisermark. Ihre Empfänge auf Schloss Ginsterhold waren an Glanz und Gloria stets unerreicht gewesen. Im blutigen Jahr der großen Fehde stieg die Aimar-Gor, die den gesundheitlich angeschlagenen Kaisermärker Markvogt Barnhelm von Rabenmund als rechte Hand diente und immer mehr seiner Aufgaben und Pflichten übernahm, wohl zum Dank als Baronin des reichen Vierok auf. Dem Pakt von Kaisermark und Schlund war es wohl auch zu verdanken, dass Vierok von den Verheerungen der Fehdeparteien verschont blieb. Fügungen des Schicksals freilich.


Wenn die Kaiserin die garetischen Lande besuchte und ihre Vasallen rief, ließ sich auch Baronin Rymiona nicht nehmen selbst im hohen Alter persönlich nach Halhof zu reisen. So hielt die in der guten alten Zeit Landvögtin der aranischen Grafschaft Palmyramis gewesene Edeldame Hof unter einem schattigen Pavillon. An ihrer Seite ihre beiden Hofdamen Sadia von Waraqis und Ramira von Barûn-Bari. Auf dem perfekt frisierten Rasen tollte Rymionas Enkelin Rohaja jauchzend umher. Der kleine Wirbelwind war kaum zu stoppen, so dass Amira von Palmyr-Donas – die Nichte der Baronin – Mühe hatte das Mädchen wieder einzufangen. Etwas abseits standen die beiden Hausritterinnen Mechtessa von Cronenfurt und Doranthe von Trenck, sowie die herrschaftlichen Knappen Serban von Waraqis und Sheriane von Pfiffenstock.


In diese Idylle, die wie aus einem Sittengemälde entsprungen schien, führte die Zofe Laitha von Zolipantessa die Junkerin Leonore von Vairningen. Die Vasallin der Baronin war ebenfalls während der Fehde zu hohen Ämtern und Würden aufgestiegen. Beide Frauen hatten dabei voneinander profitiert, gehörten doch ihre Familien dem sogenannten 'Bund der vier Eichen' an. Diesem Bündnis des Hauses Aimar-Gor und den Familien Pfiffenstock, Heiterfeld und Vairningen war durch geschicktes Taktieren und Intrigieren die Machtübernahme in der Baronie Vierok gelungen. Nun galt es diese Macht zu festigen und noch weiter auszubauen.


Junkerin Leonore ließ ihren Blick schweifen und ruhte einen Moment auf den alternden Hofdamen der Baronin. Sadia von Waraqis spitze Nase und ihre erhabenen, von Stolz kündenden Gesichtszüge offenbarten ihre edle Herkunft, doch war der Blick, der Leonore traf kalt, unnahbar und abweisend. Ramira von Barûn-Bari hingegen wirkte aufgeschlossen, lebensfroh und unbeschwert. Die Perricumerin war in die neuste Mode gehüllt, mit viel Schmuck und ausladenden Dekorationen perricumer, wenn nicht gar aranischer Couleur.


Der aufmerksame Blick der Junkerin streifte nun die beiden Hausritterinen. Mechtessa von Cronenfurt galt am Hof als sittenstrenge Ritterin die sich den Idealen Korgonds verschrieben hatte, während Doranthe von Trenck als Parteigängerin der Großfürstenbewegung bekannt war. Beiden ließ die Aimar-Gor ihr Steckenpferd.


Baronin und Junkerin begrüßten sich standesgemäß. Es lag ein gewisser Respekt füreinander zwischen den beiden ungleichen Frauen. Wer Rymiona kannte, wusste um die hohe Bedeutung dieser Geste.


„Da sind wir also. Die Krone lädt an die Almadaner Pforte und die Diener folgen. Die stieren Augen der Mächtigen blicken nun auf den gefallenen Höllenwall. Es ist unsere Pflicht, standhaft und ungebeugt, wie die vier Eichen Vieroks, dafür Sorge zu tragen, dass die gefallenen Lande im Sinne des Bundes wieder auferstehen.“


Ein vielsagendes Lächeln huschte über das Gesicht der alternden Edeldame.


„Geschmeidig wie eine Aranierkatze haben wir unsere gemeinsamen Ziele erreicht und unseren Gegnern mit dem perricumer Säbel in die Schranken gewiesen. Doch das Spiel ist noch nicht vorbei. In unserer Mitte machen sich unsere Gegner breit und auch hier am Hofe sind sie nicht weit.“


Der Blick der Baronin wurde eindringlicher.


„Ihr, verehrte Leonore, wisst was Ihr zu tun habt. Blickt in das Auge des Morgens, aber seit Euch gewahr, der Feind ist euch nah!“