Geschichten:Hülle & Fülle – Die Zusammenkunft I

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Schloss Reichsgarten, Ende Peraine 1045 BF

Tatsächlich hatten wir noch etwas mehr Zeit für Ruhe und Annehmlichkeiten, die Ankunft der zweiten Gruppe hatte sich wegen Herbststürmen verzögert, sodass sie erst am übernächsten Tage nach uns ankamen und sich ebenfalls frisch machen und ausruhen mussten. Schließlich wurde für den Abend ihres Ankunftstags unsere Zusammenkunft anberaumt.

So trafen wir uns, angetan in das geschenkte Geschmeide, Schmuck und Zier, erneut im Yalaiadischen Salon, auch die Gäste (Hessinya von Altmark, Xanjida von Sanzerforst, Yaela von Rabenstock, Nedarna von Waraqis) der erstmaligen Zusammenkunft waren erneut angereist. Die ersten Blicke zwischen uns wettstreitenden Gruppen waren immer noch von Konkurrenz geprägt und bei unseren Kontrahenten auch von ein wenig Neid, doch schnell brachen die Dämme und lachend und lächelnd begrüßten wir uns, auch in der Gewissenheit ähnliches erlebt zu haben und beiden unseren Herrinnen gedient zu haben. Diese, erneut auf ihren Divanen platz nehmend, begrüßten uns freundlich und in gebieterischer Hochstimmung und wiesen uns an Platz zunehmen entlang der langen, flachen Tafel mit den Kissen, diesmal ohne Namensschildchen, denn wir wussten wer wir waren.
Dann klatschte Sulamith von Aimar-Gor, diesmal trug sie zur Feier des Tages den Eorcaïdos um den Hals, zweimal sanft in die Hände und Dienerinnen traten heran mit 12 Kissen, auf denen die 12 Scherben lagen. Anerkennend und mit gewisser Hochstimmung trafen sich all unsere Blicke.

“Verehrte und edle Anwesende.”, “Freundinnen, Verbündete, Familie.”, “Uns umfängt die wohlig-warme Umarmung des Erfolgs und der Dankbarkeit.”, “Darüber so vortreffliche Vertraute wie euch hinter sich zu wissen.”, “Ihr habt uns nicht enttäuscht und unser Begehr zu mehr als unserer Zufriedenheit erfüllt.”, “12 Scherben liegen nun vor uns, eine ganze Geschichte dazu.”, “Eine Geschichte, die die Lande Perrins und unseren Ruf prägen werden.”, “Doch bevor wir das zusammensetzen, was zusammen gehört, um unseren Ruhm zu mehren, sollt ihr hören, was diese Geschichten sind.” Die beiden Grandessas ergänzten sich und man merkte ihnen Stolz, Hochgefühl und Zufriedenheit an, beinahe als wollten sie sagen, “die alte Standarte des Seneschalls kann ihm im Halse stecken bleiben.”
Zuerst hießen sie uns unsere Geschichten zu erzählen und die andere Gruppe staunte nicht schlecht, zumal Nazir sich als außerordentlich guter Geschichtenerzähler herausstellte, der unsere Erlebnisse blumig und dramatisch auszuschmücken wusste, ohne dabei völlig in die Übertreibung zu verfallen. In den Augen der Anwesenden konnte man sofort erkennen, für welche unserer Geschichten sie am meisten brannten. Applaus kam auf, nachdem er geendet hatte, wir prosteten uns zu und dann begannen die anderen zu berichten.

So verlas die sehr eloquente Melandra von Palmyr-Donas aus ihrem Notizbuch, den Bericht über ihre Suche in der Reichsstadt, wo sie natürlich zuallererst die Horte des Wissens, Hesinde-Tempel, Magierakademie und die Grauen Stäbe aufgesucht hatten. Doch wie es mit einer Überfülle an Wissen so ist, hatten sie sich darin ein wenig verloren, wenn sie auch viele Informationen zu Perricum in verschiedenen Zeitaltern entdeckt hatten, die sich in Teilen mit den unseren deckten oder noch das ein oder andere wichtige Detail hinzufügten. Dennoch hatten sie einige Tage gebraucht, um bestimmte Dinge auszuschließen, sich jedoch letztlich dazu entschieden sich intuitiver an der Reimgeschichte entlang zuhangeln. Der 'Haupstadtwall', war natürlich die alten Mauern Nebachots, auf denen die neuen Mauern Perricums fußten. Geschichte und Neubeginn, der Übergang, der aus Nebachot Perricum, aber auch in letzter Konsequenz Aranien, machte. Mutter, Töchter, Schwestern, Nachbarinnen und Basen. Und da sie mit Bücherwissen nicht weitergekommen waren, hatten sie sich an den Tempel der klingenden Münze und ein paar Kontakte Orelians gewandt, die sich mit Wegen “entlang” der Mauern gut auskannten. Dadurch, dass man durch die Nachforschungen zuvor einiges ausschließen hatte können, blieben nur wenige Abschnitte übrig. Und tatsächlich hatte man in einem ehemaligen Wehr- oder Mauergang, der mittlerweile als “Speziallager” genutzt wurde, die erste Scherbe entdecken können, die wohl mal das Zentrum eines schlichten Wandbildes gewesen war, genau an einer Stelle wo die neuen Mauersteine auf den alten saßen. Das Bild hatte wohl Szenen des alten Sultanats, die Schlacht um die Stadt, samt Streitwagen und Posaunen und Szenen des neuen Perricums dargestellt. Vergangenheit, Umbruch und Neubeginn. Viele Gestalten, Männer und Frauen, waren im Bild nicht mehr zu erkennen. Aber nach dem sie unsere Geschichten gehört hatten, hätte man drei davon evtl. als unsere drei Herrinnen erkennen können. Diese hätten sich dort aber eingereiht in einen Reigen verschiedener Herrscher und Herrscherinnen, Helden und Heldinnen, doch leider war all dies nicht mehr gut erhalten gewesen. Die Scherbe allerdings, hatte noch Schmucksteine und Perlen enthalten und zeigte, vor allem rondragefällige Motive, Sphingen und Delfine, Säbel und die Fratze des Rondrasohnes Kor als ihr Untergebener und Mittler.

Daraufhin übernahm Orelian Barûn-Bari die Geschichte, mit der Vehemenz eines Mannes, der schon viele Abenteuer zur See erlebt hatte. Von der Reichsstadt waren sie nach Rabicum gereist, in die Höhle des Seneschalls oder besser in die Höhle der Seeschlange. Denn zuerst hatten sie nicht viel mit dem Begriff “Hort der Seeschlange” anfangen können, zwar hatte man um das ikonische Wappen des Rabicumers gewusst, aber nicht woher es rührte. Dies aber hatte man zufällig bei der Recherche in den Wissenshorten der Reichsstadt entdeckt. So war Rabicum eine Neuschöpfung, manche würden sagen Verballhornung, des nebachotischen “Hra’Bacuh”, was eben genau “Hort der Seeschlange” bedeutete. Relativ schnell hatte man dann herausgefunden, wo sich damals die Truppen Bosparans für den Schlag gegen die Stadt Nebachot gesammelt hatten. Dort stehe nämlich heute eine kleine Stele, die daran erinnere, gestiftet von den Rabicumern und stets gepflegt durch persönliche Gelder Welferich von Rabicums. Dieser Ort lag verdächtig nahe an dem Ort, wo vor zwei Jahren Seeschlangen getobt und die Sonderflotille angegriffen hatten, also auf Höhe der Stadt Rabicum. Sie waren zu dem Zeitpunkt wieder guter Dinge gewesen, etwas Zeit aufzuholen. Doch als man an der Stele ankam - die laut Geschichten auf dem Fundament eines ehemaligen Schreins für drei Flussgötter errichtet worden war - und sie untersuchte, fand die Gruppe nur eine Stelle, die zwar den Abdruck einer Scherbe enthielt, sonst allerdings nur noch das Zeichen eines Handwerkers. Zum Glück hatte sich die Verwalterin Melandra mit Zunft-, Gilden- und Handwerkersiegeln aus und sie wusste, dass diese Handwerker auch an der Reshmina-Brücke mitgearbeitet hatten. Diesen Strohhalm hatten sie ergriffen und waren zurück bis zur Brücke gereist, auch wenn sie dadurch wieder Zeit verloren hatten. An der Brücke angekommen, hatten ihnen die dortigen Wächter des Markgrafen und der Reshminianer das Leben schwer gemacht. Gerade letztere schienen hier beinahe sowas wie eine offene Rechnung begleichen zu wollen, warum wusste niemand. Doch letztlich konnte man die Schikanen der Garden umgehen und die Scherbe am kleinen Schrein des Efferd an der Brücke finden, den die Handwerker von Rabicum wohl hierher gebracht hatten, wohl weil sie einst Teil eines Schreins gewesen war und nun wieder einer werden sollte. Unangenehm war es der Geweihten Seniia gewesen, die Scherbe mit ihren feinen Werkzeugen aus dem Schrein in der Nacht herauszuarbeiten, während Holmreich, Deidre und Orelian die Wachen mit Trinkspielen abgelenkt und Melandra - etwas unstandesgemäß - Schmiere gestanden hatte. Doch hatten die Handwerker diese Scherbe nicht selbst unrechtmäßig entwendet und waren sie nicht in größerem Auftrag unterwegs gewesen? So hatte sich Seniia dies letztendlich "schön geredet". Sulamith und Serima bestätigten dies, die Tempelhofer Geweihte wollte aber dennoch der Kirche des Meeresgottes Abbitte leisten, wenn das Horn enthüllt wäre. Ohnehin gab es dazu etwas mit der Kirche des Unbändigen zu besprechen, denn die Scherbe zeigte, das Leben an der Lebensader Perricums, dem Darpat und das Perlenmeer, doch schien Fluss und Meer sich in der Untertänigkeit nicht ganz sicher, drei Wasser”geister” waren darauf zu sehen, die stritten, zwar war der, den man als Efferd erahnen konnte, am größten dargestellt, doch die anderen beiden in der Strömung und am Grund neideten ihm seine Position. Während die verschiedenen Menschen am Ufer der Gewässer nichts davon ahnten und Fluss und Meer priesen für ihre Reichtümer sowie Wasser und Schlamm, was ihr Land nährte. Darunter Raulsche und Tulamiden.