Geschichten:Hülle & Fülle – Die Scherbe und die Zeichen

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Die Stille wurde letztlich durchbrochen durch das schmerzhafte Stöhnen Nazirs, auch uns anderen hatten diese Monstrositäten ziemlich mitgespielt, vorallem Roban und Ashina, die zwar gerüstet waren, aber sich auch vor uns geworfen hatten. Sarana nahm sich einen der Zaubertränke, die ich angefertigt bzw. besorgt hatte. Kurz darauf machte sie sich daran Nazir zu heilen. Roban und Ashina ließen sich von mir die Wunden säubern und verbinden, bevor sie mir halfen. Nazir ging es nach der magischen Behandlung schon besser, aber sicher auf den Beinen war er nicht. Erst nachdem alle versorgt waren, etwas geruht und getrunken hatten, nahmen wir unsere Umgebung wieder genauer in Augenschein. Immer noch wirkte die Wiese unschuldig und wild zugleich, doch waren hier und da Pflanzen plattgetreten oder mit Blut besprenkelt, unser eigenes war größtenteils um den Brunnen herum zu finden, das etwas dunklere, zähflüssigere Blut der Harpyien war quasi überall, ebenso wie ihr schwarzes Gefieder und drei tote Körper dieser Vogelfrauen, die in ihrem Tod beinahe etwas erlöstes und erhabenes hatten. Doch nicht fern von der Stelle, an der Lorika zuletzt gestanden hatte, fanden wir ebenfalls Blut. War sie ebenfalls verletzt worden? Im Eifer des Gefechts von den Druden? Oder von uns? Hatte sie sich für einen Zauber vielleicht sogar selbst verletzt? Es war nicht mehr herauszufinden, ebenso wenig wer sie und evtl. weitere Hüterinnen überhaupt gewesen waren. Für solche Fragen blieb uns auch nicht viel Zeit, die Dämmerung hatte schon fast alles Licht verschluckt, wir mussten noch die Scherbe finden und am besten einen ersten Schritt fort von hier machen, bevor Lorika oder die übrigen Druden zurückkehren würden.

Also machten wir uns daran den Brunnen noch einmal zu untersuchen, wie immer fertigte ich Zeichnungen an, Sarana schrieb das Nötigste nieder. Am Sockel/Schaft fanden wir keine weiteren Hinweise. Ein Bassin gab es nicht mehr. Also wendeten wir uns den Figuren der drei Perrin zu. Nazir fiel auf, dass sie alle mit einer Hand nach oben deuteten, so als hätte früher noch etwas auf ihren Köpfen geseßen. Und tatsächlich, als Roban mit Hilfe von Ashina einen Blick dorthin werfen konnte, stellte er fest das hier etwas abgebrochen war. Vielleicht war dort einmal die Darstellung eines Füllhorns angebracht, dachte ich. Robans freudige Augen bestätigten dies, denn dort Oben fand er die Scherbe, eingebettet in eine kleine Kuhle. “Darum sind Zeichen drapiert, wirken wie nachträglich eingeritzt.”, sagte der Hengefeldter Ritter stutzend. “Ich denke, diese haben wir bereits einmal gesehen. Es ist das Banner oder die Standarte, der Hut oder Helm, bzw. die Sichel oder das Säbel.” Wir staunten alle nicht schlecht. Also hatten die Zeichen damals in der Halle der Ahnen doch evtl. doch einen Bezug zum Horn. Ich erinnerte mich erneut an die vermeintliche Prophezeiung der Alxertis-Hexe und dann an den Auftakt zu dieser ganze Queste, den Ärger über eine präsentierte Standarte als sog. Insignie Perricums durch den Seneschall zur Heerschau in Perricum. Konnte dies alles in einem Zusammenhang stehen? Was versprach die Vision der Hexe noch? Ich wusste es nicht mehr haargenau. Hatten unsere Herrinnen doch mehr daraus gezogen, als sie uns berichtet hatten? Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Roban die Scherbe mit seinem Dolch vom Brunnen löste. “Da haben wir sie. Wir sollten aufbrechen.” Nur kurz zeigte er uns das Tongebilde. Darauf zu erahnen, war ein Dreigesicht das mit dem Land verbunden war, beinahe wie eine Blume. Ich nahm noch schnell eine Probe des Bodens, wie bisher überall, dabei fiel mir auf, das in der nähe des Brunnens, das Erdreich nur dünn über steinernem Untergrund lag. Schnell kratzen wir ein Stück weit frei davon. Das was sich uns offenbarte, schien soetwas wie eine Karte zu sein, kaum noch zu erkennen, aber nach unser ersten Annahme konnte es sich dabei nur um eine Karte der (ursprünglichen?) Scherbenstandorte gehandelt haben, doch erkannte man kaum noch etwas. Der Brunnen jedenfalls schien diesen Ort auf der Karte zu markieren, als eine Art Zentrum, davon am nächsten schien ein Ort nah am Zentrum dessen was man als die Perrinmarsch oder dessen Vorgänger interpretieren konnte. Hatten wir für die letzte Scherbe schon eine etwaige Vorstellung, wo sie versteckt sein könnte, konnten wir es nun noch besser eingrenzen. Erschöpft und doch zufrieden machten wir uns auf den Weg ins Ungewisse. Immer auf der Hut vor Lorika und den Druden.