Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 87: Reshminianer I: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. Februar 2014, 17:50 Uhr
Baronie Wasserburg, am Ufer des Darpat, später Praios 1034 BF
Das Lachen des Söldners ließ in Leomara die kalte Wut aufsteigen. Voller Entsetzen sah sie, wie sich der Kerl von ihr abwandte und anscheinend Gerion bei lebendigen Leibe skalpieren wollte. Sie wollte schon – alle Vernunft in den Wind schlagend –einfach losrennen, um zu versuchen durch die Reihe von Feinden zu preschen und dem Kerl einfach den Schädel einschlagen, solange bis dieser nur noch eine blutige Masse sein würde. Doch sie hielt inne, spürte sie doch in diesem Moment ein leichtes Beben unter ihren Füßen. Jetzt war es an ihr zu lächeln, als sie Kraven anrief.
„Haltet ein, Ihr Bastard!“ Leomara konnte ihre Gefühle, Hass, Wut, Freude, Erleichterung, alles zusammen eben, kaum verbergen, so dass Kraven wirklich noch einmal zu ihr sah ... Und dann hörte man es auch. Es klang zunächst wie ein leichtes Donnergrollen des Gewitters, doch hielt es an und wurde stetig lauter und lauter. Zudem spürte man auch auf dem Boden, dass sie etwas näherte ... Nur was? Es mußte unglaublich groß und massig sein, doch der verdammte Regen ließ kaum zu, dass man etwas sah, zumal das Feuer am Wagen langsam erlosch.
Dann mit einem mal teilte sich der Mantel aus Regen und allen voran preschte Malina von Niederriet-Brendiltal auf den Ring aus Schmugglern zu. Sie war an den hellen Haaren die eng an ihrem Kopf klebten gut erkennbar. Ihre Rüstung reflektierte den wenigen Fackelschein und es war deutlich sichtbar, dass sie die Anführerin der berittenen Einheit war.
Sie hatte eben eine Geste gemacht – mehr aus Gewohntheit, denn sehen konnten dies nur die wenigsten um sie herum bei dem Regen, doch das mußte auch niemand, die Reshminianer wußten was sie jetzt zu tun hatten - und als ob die Finger einer Hand sich öffneten fächerten hinter ihr zwei Gruppen auf, die sich einer Walze gleich näherten und infernalisch brüllten: „MIT DONNER UND STURM FÜR PERRICUM!“
In der zweiten Reihe hatten sich bereits die nebachotischen Reiter mit ihren Bögen parallel zu der Gruppe bewegt, denn der Pfeilhagel, der sich nun über die Feinde ergoss kam von den Flanken an denen die leichte Reiterei sich durch ihre schnelleren Rösser bereits positioniert hatte.
Schreie wurden laut, doch diese erloschen bald gurgelnd, als die, die sie ausstießen mit gezückten Säbeln, Speeren oder Schwertern Bekanntschaft machten. Der erste Moment der Überraschung wurde von den erfahrenen Reitern erbarmungslos ausgenutzt. Jeder, der nicht mit besonderen Instinkten gesegnet war wurde entweder von den Schlachtrössern oder deren Reitern übel verletzt.
Mit fieberhaftem Blick versuchte sich die erste Feldrittmeisterin einen Überblick zu verschaffen. Wo war ihre Schwägerin? Ihr fühlte sie sich trotz ihrer Aufgabe und Position in besonderem Maße verbunden- zumal sie in gesegneten Umständen war! Reshminianer hin oder her, ihre Familie war ihr wichtig, und Ra’oul würde wahnsinnig werden, wenn der kleinen Albernierin was passierte. Endlich erspähte sie den roten Schopf und Erleichterung machte sich umgehend in ihr breit. Energisch trieb sie ihre Stute auf deren Bewacher zu, dicht gefolgt von dem Zollensteiner und Ilayida. Nahebei stand auch die Gnitzenkuhler Rittfrau die merkwürdig grün um die Nase war. Den Wappenrock eines der Zornesritter hatte sie an einer Weide unweit der Wagen gesehen. Um ihn würden sich sicher die Nebachoten kümmern.
„Zweitwaffen abgeben …!“ befahl sie laut hallend den Reshminianern, um ihrerseits Rechte lang zu machen und ihre zweite Waffe erwartungsvoll Lyn entgegenzurecken. Ihre Schwägerin sah nicht gut aus, aber sie stand noch und sah nicht so aus, als würde sie sich aus dem Schlachtgetümmel entfernen lassen.
Das Donnern der Hufe hatte die Hoffnung, die in Lyn ruhte, entflammt und den Tumult der beim Nahen der Reiter entstand nutze sie, um mit dem Dolch den sie am Bein trug einen der zur Bewachung abgestellten Schmuggler zu Boron zu befördern. Sie spürte wie ihr Bein weiterhin unter ihr nachzugeben drohte doch das Adrenalin dass sie durchfloss unterdrückte den Schmerz. Als Malina zu ihr ritt blitzen ihre Augen in dem blutverschmierten Gesicht auf und ein lautes „Für Rondra“ erklang als sie nach der Waffe griff.
Auch Al’Arik und Rash’ijd liessen blitzschnell ihre Krummdolche aufblitzen und bildeten gekonnt eine tödliche Einheit. Seite an Seite, stachen sie zuerst zwei der unaufmerksamen, überraschten Schmuggler mit gezielten Stichen in die Halsschlagader bzw. ins Rückenmark nieder, um sich dann an die Flanken der neugewappneten Baroness zu gesellen und ihr beizustehen. An ihnen vorbei zischten die Pfeile der nebachotischen Reshminianer und hielten blutige Ernte während sie sich ein paar der aufgescheuchten Schmuggler widmeten. Dabei hielt Al’Arik Ausschau nach dem Hünen und ein beinahe phexisches Grinsen machte sich, in seinem sonst so finsteren Gesicht breit, als er ihn erspähte.
Kraven sah überrascht aus. Nein, dachte er sich, das kann doch nicht sein! Er wußte nicht woher die Reiter auf einmal kamen, doch er wußte nur, dass ER einen Fehler gemacht hatte, hatte er die ersten Feinde doch unterschätzt und alle Wachen abgezogen, so dass sie jetzt mit runter gelassenen Hosen dastanden. Wie viele Reiter waren das nur? Selbst mit Wachen hatten Kravens Leute es nicht leicht gegen sie gehabt, aber so …
Die Schmuggler hatten keine Chance, dessen wurde sich der Söldner mit einem Mal klar. Kraven saß etwas Abseits auf Gerion, so dass er nicht das erste Ziel dieses Reiterangriffs war, doch war er für einen Augenblick abgelenkt. Einen Augenblick, den Gerion nutze, der noch einmal alle seine Kräfte mobilisierte und einen Zauber warf. Der Zauber war nicht annähernd so stark, wie der Magier es sich gewünscht hätte, doch es reichte um Kraven nach hinten, von sich runter zu werfen. Voller Hass rappelte sich der Söldner wieder auf und wollte Gerion nun ein für alle Mal den Todesstoß vergeben, doch hielt er inne, als einer der gepanzerten Reiter auf ihn zukam. Geschickte konnte sich der Söldner zur Seite über mehrere Kisten hinweg werfen, so dass er außer Reichweite der feindlichen Lanze kam, doch war Gerion damit ebenfalls nicht mehr zu erreichen. Wild fluchend duckte sich Kraven daraufhin und nutzte die Gelegenheit im allgemeinen Chaos in Richtung Darpat zu flüchten. Er mußte die Selene erreichen, dann war er gerettet …
Masiak von Perem gab nicht so leicht auf. War er zunächst ebenfalls von dem heftigen Reiterangriff überrascht und so von zwei Pfeilen getroffen worden, hatte er sich schnell wieder gefasst und seine übliche Taktik gegenüber den Reitern angewandt. Mit kühlen Kopf hatte er bereits einem Reshminianer dessen Ross unter dessen Hintern abgestochen, als er sah wie Al’Arik - hinkend - aber mit einem herausfordernden, finsteren Blick auf ihn zukam, einen Säbel in der Rechten, einen Krummdolch in der Linken. Al'Arik wurde immer schneller und das Hinken wurde mit jedem Schritt weniger, denn den Schmerz ignorierte er, wie auch die anderen Wunden, er wollte jetzt seinen Kampf. Und so rannte er auf Masiak zu, an ihm vorbei zischten Pfeile und die Szenerie aus Feuer, Kämpfern und Blut verschwomm in seinen Augenwinkeln zu einem abstrakten Bild aus Licht und Farben. Dann erreichte er den Hünen, der seine bewährte Taktik an Al'Arik fortführen wollte und mit seinem Schlag auf dessen Beine zielte.
Diesen Streich aber voraus ahnend sprang Al'Arik aus vollem Lauf über die Klinge hinweg und wollte mit seinem Säbel zustechen, Masiak liess die Klinge aber an sich vorbei sausen, konnte aber nicht den harten Aufprall verhindern, als Al'Ariks Körper mit voller Wucht auf den seinen stieß und den Pfeil in seiner Brust noch tiefer ins Fleisch und zwischen die Rippen bohrte und dann abbrach. Das trieb ihm kurzzeitig die Luft aus den Lungen, doch konnte er sich auf den Beinen halten und einen kurzen Abstand zwischen ihm und den Nebachoten bringen. Auch dieser spürte seine Wunden beim Aufprall nur all zu deutlich aber konnte sich ebenfalls halten und schlug den Abstand suchenden Masiak noch mit der Linken in sein aufgeschlitzes Gesicht, was ihm erneut Blut aus der Wunde trieb, welches ihm in sein linkes Auge lief und seine Sicht trübte. Dennoch stemmte er die Füße in den aufgeweichten Boden und ließ seine Waffe einen großen Kreis beschreiben, so dass das Regenwasser auf der Waffe hinweggefegt wurde und einen optischen Kreis aus Wasser um Masiak zeichnete eher er die Waffe mit ganzer Kraft auf Al'Arik niedersausen ließ, der nur mit Mühe seinen Säbel dazwischen bringen konnte und sich mit beiden Händen am Säbel, den Dolch hatte er fallen lassen, der Wucht des Schlages entgegen warf. Dabei durchzog ihn ein kreischender Schmerz in der getroffenen Schulter, runter zur Bauchwunde und zu seinem gequetschten Bein.
Dies nutzte Masiak aus um Al'Arik einen wuchtigen Tritt in die Lenden zu verpassen, den er nicht richtig setzte aber Al'Arik trotzdem kurz einknicken ließ. Daraufhin wollte Masiak nachsetzen, doch der Feshavener kam ihm zuvor und ritzte ihn mit dem Säbel am Bein, was wiederum den Al'Anfaner einknicken ließ. Düster blickten sich die beiden Kontrahenten an, bevor Masiak wieder hervorsprang und einem Schlag mit der Klinge andeutete, dann allerdings weiter durchzog und den zur Parade ansetzenden Al'Arik mit dem Ende seiner Waffe durch das Gesicht fuhr und dieser erneut Blut plus diesmal auch Zähne in seinem Mundraum spürte. Diese ausspuckend ging auch er wieder zum Angriff über und trieb dem nicht rechtzeitig zurückkommenden Hünen tief die Klinge seines Säbels von Oben in seine rechte Schulter. Dieser erstickte seinen Schmerzensschrei und ließ seine Waffe wieder hervor schnellen und traf Al'Arik damit hart im Gesicht und riss ihm ein klaffendes großes, blutiges Loch vom Auge abwärts direkt über die Wange. Vermutlich hätte dieser Schlag noch übler für Al'Arik ausgehen können, doch brachte Masiak mit seiner verletzten Schulter nicht mehr die nötige Kraft dahinter. So hing ihm die Haut von der Wange und gab dahinter sein Jochbein und seine Zahnleisten frei und Al’Arik schmeckte nicht nur Blut in seinem Mundraum. Ein widerwertiger Anblick, Masiak lächelte und versuchte gleichzeitig noch einen Schlag hinterher zu setzen, holte dafür mächtig aus und zog weit durch.
Al'Arik war kurz etwas benommen, fasste sich aber wieder schnell und nutzte den Umstand, dass Masiak etwas zu sehr in Vorderlage geriet, übersprang die Klinge und auf den Rücken des Hünen, von dem er mit einem Ruck wieder absprang und damit Masiak in den Schlamm beförderte. Dieser hatte Probleme sich wieder aufzurichten und stieß erstickende Laute aus, so war er doch auch halb in seine eigene Klinge gefallen. Al'Arik umrundete ihn wieder und zog ihn hinauf. Er lächelte als Masiak ihn aus dem schlammverzierten Gesicht beinahe verwundert anblickte, dann setzte der Nebachote die Klinge an und sprach: "Main Name iszt Al'Arik han Kur'barun, märkä dyr diesän Namän und du kannst mich im nächstän Läbän noch ainmal for'därn." Dann stach er zu und Masiak Hals gab einen dicken Schwall heißen Blutes frei, dann brach sein toter Körper zusammen.