Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 13: Suche nach einem Nachtlager oder Ein weiter Weg zur Einigkeit

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Suche nach einem Nachtlager
oder
Ein weiter Weg zur Einigkeit


Dramatis Personae:


Perricum, Baronie Brendiltal, ein Hain zwischen Gut Besh Aramal und Darpat, Anfang Praios 1034 BF

Seitdem die Nebachoten Lyn und Nedarna begleiteten war die ohne hin nicht so gesprächige Baroness noch ruhiger geworden. Sie wusste, dass ihr Begleiter ein guter Freund Eslams war, und sie ihn deshalb nicht zu sehr brüskieren sollte. Doch war ihr auch klar, dass sie sich ganz sicher nicht zurückhalten könnte, wenn er ihre Fähigkeiten in Frage stellen würde. Ihre Gedanken kreisten um die falsche Schlange Isora und wie sie es auch auf Clach Taigh geschafft, hatte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. ‚Närrin…‘ schalt sie sich selbst ‚…der Vergleich hinkt, da Du die ganze Zeit die Absicht hattest, sie zu töten.‘ Sie gab es auf, sich vorzunehmen sich in Selbstkontrolle zu üben. Es würde eh so kommen wie es kommen sollte.

Die Sonne begann sich langsam dem Horizont zu nähern und so hielt Lyn, die weiterhin an der Spitze ritt, nach einer geeigneten Stelle für ein Nachtlager Ausschau. In einiger Entfernung konnte sie eine Baumgruppe ausmachen und als sie näher ritten auch ein schmales blaues Band rechter Hand von ihnen, welches sich gemächlich in Richtung der Baumgruppe schlängelte. An Nedarna gewandt, die schräg hinter ihr Ritt, aber laut genug so dass es ebenfalls für Al’Ariks bestimmt war, sagte sie „Lasst uns da unser Nachtlager aufschlagen.“

Diese nahm es zum Anlass und gab Berlyn ah Go das Zeichen zu der Brendiltalerin aufzuschließen. „Ein guter Platz für uns“, bestätigte sie und fügt leiser hinzu: „Und er wird wohl hoffentlich auch zufrieden sein.“ Mit dem Kopf deutete die Ritterin nach hinten in Richtung Al’Ariks.

Lyn zuckte nur mit den Schultern, und verzog leicht das Gesicht, was Nerdana deutlich machen sollte, wie wichtig ihr die Meinung Al’Ariks in Bezug auf ihren Nachtplatz war. Da die Baroness wusste, wie schnell hier in diesen Landen die Nacht hereinbrach gab sie ihrem Pferd mit den Worten „Wir sollten zügig dorthin reiten, damit wir noch ein wenig das Licht ausnutzen können“ die Sporen.

Das ließ sich die Schwarzhaarige nicht zweimal sagen und jagte ihren Grauen hinterher. Sie genoss den Ritt in vollen Zügen, der indes zu schnell vorüber war. Am Ziel angekommen zügelten sie ihre Rösser im Schatten der Bäume.

Al’Arik konnte schon gar nichts mehr entgegnen, denn er hätte auf jeden Fall etwas einzuwenden gehabt, als die beiden raulschen Weibsbilder, die die ganze Reise kein Wort mit ihm gewechselt hatten (was er auch nicht als schlimm empfand), schon davon preschten.

Als Antwort würde er ihnen zeigen wie ein richtiger Nebachote der Bahr ai Danal zu reiten pflegte und gab seinen Männern den Befehl zur Formation. In Keilform schmetterten die drei Krieger unter wildem Geschrei wie wahnsinnig über die Straße und setzten sich an den zwei Frauen vorbei an die Spitze des Trupps hin, nur haarscharf an Lyn und Nedarna vorbei.

Al’Ariks Blick spiegelte Agression und Triumph zugleich in diesem Moment wieder und Sabber tropfte ihm ganz unziehmlich aus dem Mundwinkel während ihm die Erregung in die Lenden stieg, Erregung ob seines Zornes. Er hielt das Tempo und wäre beinahe ob seines hohen Tempos am Zielort, als er sein Pferd rumriss, gestürzt. Aber er war ein guter Reiter und somit hielt er das Pferd auf den Beinen.

Triumphierend schaute er zu den seinen dann zu Lyn und Nedarna herüber.

Relativ unbeeindruckt von dem Schauspiel zügelte Lyn ihr Pferd und sprang ab. „Gut dass wir alle noch vor Sonnenuntergang angekommen sind…“ waren Lyns Worte zu dem Schauspiel. „…Dann bleibt noch genug Zeit um im Lichte des Praoismals unser Nachtlager zu richten.“ Dann führte sie ihr Pferd sowie das Packpferd an Al’Arik vorbei auf die kleine Lichtung, die sich zwischen den Bäumen befand. Wie sie vermutet hatte, wand sich auch ein kleiner Bach am Rande der Lichtung entlang.

Ignoriert hatte das Schauspiel auch Nedarna, die nun ebenfalls absaß und sich um ihren Grauen kümmerte. Vom Gepäck und Sattel befreit führte sie ihn zum Bach zum Tränken, nicht ohne zuvor seine Hufe und Beine auf Verletzungen kontrolliert zu haben. Während sie Berlyn anband, um ihn zu striegeln, wendete sie sich Lyn zu: „Baroness, soll ich Euch anschließend bei Euren Pferden zur Hand gehen?“

Lyn, die ihre Pferde erst einmal nur von Gepäck befreit zum Ufer des Baches geführt hatte, um sich die genaueren Begebenheiten der Lichtung anzusehen antworte: „Gerne könnt ihr Euch um das Packpferd kümmern. Um Barán‘irean kümmere ich mich gleich selbst.“

Al’Arik war schon vorher klar gewesen, dass diese Frauen echter Reiterkunst nicht viel abgewinnen würden können, waren sie doch zu wenig schöngeistig dafür, aber dass sie seinen Ritt so ignorierten zerrte an seinem Stolz, was er sich natürlich nicht eingestehen wollte und so einfach nur wutschnaubend gekonnt vom Pferd absprang und seine Krieger mit ruckigen Befehlen auf Nebachotisch herumkommandierte und sie sein Pferd versorgen lies. Derweil sah auch er sich die Lichtung an und musste feststellen, dass er daran nichts auszusetzen hatte, sie war gut gelegen, nicht sofort einsehbar würde morgens noch gut Schatten spenden und bot mit dem kleinen Bach sogar eine Wasserquelle. Es ärgerte ihn, aber murmelte trotzdem eine Anerkennung heraus, natürlich nicht ohne trotzdem etwas auszusetzen: „Ain gar’niechd soa üblär Pla’z, wo’bai diä, äh, Far (neb.: Bäume) doach äetwa’s zu ängh stähn uam äinen wierklich guatän Blieck zu huabän." Verstohlen blickte er zu den beiden Frauen rüber, um ihre Reaktion abzuwarten.

Eine Augenbraue der schwarzhaarigen Ritterin schoss in die Höhe. Es war ja klar, dass der Nebachote was auszusetzen hatte. Sein unmögliches Gebaren machte sie schon wieder reizbar. Nach außen hin ruhig, striegelte sie Lyns Packpferd weiter, allerdings nicht ohne Al’Arik einen Vorschlag zu unterbreiten: „Ihr könnt sie ja umpflanzen, wenn sie Euch zu dicht stehen. Ich bin mir sicher, dass Ihr die Nacht ausreichend Zeit dafür haben werdet.“

Das Blut schoss Al’Arik in den Kopf. Diese kleine raulsche Ritterin, er hatte die Güte eine Anerkennung zu äußern und sie sah nur die Kritik, die taktisch gesehen auch völlig berechtigt war.

Er wollte sie beschimpfen, dachte auch kurz an einen nebachotischen Fluch, konnte sich aber noch gerade zusammenreißen, da er auch nicht wusste wieviel Nebachotisch sie verstand. Und so spuckte er nur einmal aus und antwortete nur knapp und merklich gereizt: „Iech bie’n hiar um ain Moanstär zu töäten. Niecht um mier eur‘e Belädighungen an‘zuhörän, klaine Reshminianerin.“ Dann drehte er ihr den Rücken zu, um ihr zu zeigen, dass er keinen Respekt vor ihr habe und sie nicht fürchtete selbst wenn sie in seinem Rücken stünde, und machte sich dann daran das Lager herzurichten in dem er seinen Leuten Befehle gab.

Diese setzte stoisch ihre Tätigkeit fort, während sie mit einem Achselzucken antwortete: „Nun, wenn Euch mein Vorschlag nicht zusagt, dann eben nicht. Mir soll es gleich sein.“

Lyn seufzte innerlich auf. Das führte doch zu nichts. Und auch wenn ihr das Getue von diesem aufgeblasenen Gockel ein wenig gegen den Strich ging, wusste sie doch, dass es auch in der Natur dieses Volkes lag. Schließlich lebte sie jetzt schon lange genug in diesen Landen. Und so ging sie zu Al’Arik und deutete auf eine Stelle an der das Gras recht niedrig wuchs und einen recht guten Platz für ein kleines Feuer und Schlafplatz bot. „Ich schlage vor, dass wir dort ein kleines Feuer errichten? Dort stehen die Bäume auch nicht zu dicht.“ Sie sah ihn fragend an und nichts in ihrer Miene deutete auf den Vorfall von eben hin.

Al’Arik ignorierte die ungehobelte Reshminianerin und wand sich der Baroness zu um zu antworten.

„Jua, Rash’ijd und Ri’djeto wärd‘n duas ärlädighen.“, sagte er und raunzte umgehend Befehle in deren Richtung so dass diese sich gehorsam in Bewegung setzten.

„Uand nuan? Wua’cheneindeilunhng. Iech übernähm guern die ierste Schiecht. Uand maine Leu‘te übernähemn die wejitärän. Die hou‘hen Da‘män siend bestiemt mü‘de und woullen e ausru‘hen…“, sagte er daraufhin, nicht ohne einen gehässigen Ton unter seine höfliche Floskel zu setzen. Allerdings wurde er es auch langsam leid, sich mit diesen Weibern zu zanken war anstrengender als jede Schlacht gegen 20 Bestien.

Jetzt war bei Lyn ein leichtes wütendes Funkeln in ihren Augen zu sehen. Was maßte sich dieser Kerl an. Nur weil sie eine Frau war, konnte sie genau wie die anderen eine Nachtwache übernehmen…

„Ich werde mich ausruhen, wenn wir dieses Ungeheuer gefunden und getötet haben. Eure Leute können sich, wenn sie wollen die zweite Nachtschicht teilen. Die dritte übernehmen die Ritterin von Matlakur und ich.“ Ihre Worte waren mit einem gefährlich kalten Unterton gesprochen der klar machte, dass sie keine Widerworte erwartete.

„We‘nn iehr maint da‘ss euär Zuastand das zualä‘sst, eiuer Houchgebohren“, und diesmal klang ein wenig ehrliche Besorgnis in Al‘Ariks tiefen Stimme mit. „Duann wuerde iech eich niecht iem Wjege stähän, auber bädängt dass wier noch vijel vor uans ha’ben.“

Diese übertriebene Fürsorge… wie sie das hasste… Das Funkeln in ihren Augen wurde noch ein wenig gefährlicher als sie antwortete „Das letzte Mal als ich in diesem Zustand …“ die letzten beiden Worte waren recht abfällig gesprochen „… war, haben die Nordmärker versucht meine Heimat zu überrennen. Wenn ihr glaubt, dass mein Zustand mich davon abhalten wird, das zu tun was notwendig ist, oder was ich für notwendig erachte, dann kennt ihr mich schlecht.“ Sie funkelte ihn weiterhin an, seine Reaktion abwartend.

Von der Reaktion der Baroness im ersten Moment recht verdutzt, so hatte es doch tatsächlich auch irgendwie im Guten gemeint, stieg sein Zorn wieder an und diesmal konnte Al’Arik sich nicht ganz zurückhalten: „Wiä iehr maint, eiuer Houchgebohren, ab’er duas hiar iest niecht EIURE Hai‘mat, iehr müssd hiar ein soalchäs Oapfa niecht brijngän.“

Ein wenig lauter als beabsichtigt antwortete sie ihm „DAS HIER ist jetzt meine Heimat. Und ich bringe keine Opfer, ich tue einfach nur dass, wofür ich im Namen Rondras ausgebildet worden bin und was ich für richtig halte. Wenn ihr nicht zu uns gestoßen wäred, hätte ich die Hälfte der Nacht Wache gehalten. So ist es nur ein Drittel. Aber diesen Anteil werde übernehmen!“ „Äs iest vijelmär diä Hai’mat eiures Mua’nnäs, uabär luasst gu‘at sein, iech värstäh’iehr woallt uanbädingt eiuren Ko’opf duarchsätzen uand der Bie’tte ainer Barronäss han Beshir a Danal werdä iech na’türliech nuachkommän.“

‚Das ist auch besser so…’ schoss es Lyn durch den Kopf, doch antwortete sie mit einem „Dann wäre das ja jetzt geklärt.“ Daraufhin drehte sie sich um und ging zu ihren Pferden.

Al’Arik setzte sich ans Feuer und rief Rash’ijd und Ri’djeto zu sich um ihnen beinahe väterlich ihre Nahrungsration auszuteilen und mit ihnen gemeinsam zu speisen. Ganz unbarbarisch, wie Lyn und Nedarna feststellen mussten.

Dabei dachte er sich aber noch dass seinen Leuten anordnen würde auch ihn zur dritten Schicht zu wecken. Er musste ja nur so tun als ob er schlief. Sicher war sicher.

Auch Lyn kam wenig später mit ein wenig kaltem Braten und Brot, welches die Köchin von Besh Aramal ihnen eingepackt hatte zum Feuer und teilte dieses mit Nedarna.

Den Rest des Abends ignorierte man sich und man sprach mit seines gleichen bevor man sich zur Ruhe begab.

Die Einheit der drei Völker Perricums hatte noch einen langen Weg vor sich.



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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Suche nach einem Nachtlager oder Ein weiter Weg zur Einigkeit
Auf dem Darpat vor Lützelalbur


Kapitel 18

Spurensuche in Ochsenweid
Autor: Jan, Nedarna, Lyn