Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 36: Beim Hafenmeister

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Dramatis personae:



Markgräflich Perrinmarsch, Perricum-Stadt, Praios 1034 BF


Nach einer knappen Verabschiedung von ihren nebachotischen Reisegefährten begab sich Nedarna auf kürzestem Wege zum Hotel Kaiser Reto. In Gedanken immer noch damit beschäftigt, was die Jäger wohl zu verbergen gedachten ...oder galt es etwa sie zu schützen? Nein, das konnte nicht sein. Sie bedurfte keines Schutzes. Und wenn stellte sich doch die Frage wovor... Ungläubig schnaubte sie aus. Das führte zu nichts. Zu gegebener Zeit würden sie mehr erfahren und bis dahin würde man sich eben im Hafen und insbesondere bei der Hafenbehörde umhören. Am Ziel angekommen, saß sie ab und wollte gerade Berlyn ah Go zu den Ställen führen als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Sie hob den Kopf, nur um den auf sie zueilenden Gerion zu erblicken. Lächelnd hob die Ritterin die Hand zum Gruße.

"Praios zum Gruße", sagte Gerion. "Ich hoffe ihr hattet keine Probleme, seitdem ich gegangen bin?"

"Nichts, was der Rede wert wäre", antwortete Nedarna. "Und habt Ihr schon etwas in Erfahrung bringen können?"

"Nicht viel. Die Leute sind wegen den neuen Berichten vom Untier beunruhigt und verlangen, daß was getan wird." Gerion blickte sich um. "Wo sind die anderen?"

Die Ritterin streicht sich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht: "Sie folgen einer anderen Spur. Wir treffen uns heute Abend im Zum Entermesser wieder. Sie waren der Auffassung, dass wir uns in der Zwischenzeit im Hafen umhören sollten, wegen der derzeitigen Schmuggleraktivitäten. Kor’win meinte auch, wir sollten uns für einen raschen Aufbruch bereit halten. Ich habe keinerlei Hinweise darauf, was sie vorhaben, aber mein Vorschlag wäre, dass Ihr Euer Gepäck holt bevor wir uns zum Hafen begeben.“

Im Hafen angekommen, betraten sie sogleich das große Gebäude und verlangten den Hafenmeister zu sprechen. Da sie dem Adelsstand angehörten, wurden sie auch sogleich zum Hafenmeister vorgelassen, obwohl dieser eben viel zu tun hatte.

Sie betraten einen behaglich eingerichteten Raum. Ein kleiner älterer Herr erhob sich bei ihrem Eintreten von seinem mit Papieren übersäten Schreibtisch. „Den Zwölfen zum Gruße!“ grüßte Nedarna mit einem unverbindlichen Lächeln.

"Efferd zum Gruße, die hohen Herrschaften. So setzt euch doch. Mein Name ist Viburn Wiesenbacher. Wie kann ich denn helfen?" Die Reshminianerin winkte dankend ab. "Mein Name ist Nedarna von Trollsteige und mein Begleiter hier ist Gerion von Keres. Wir wollen Euch nicht lange stören. Hatten allerdings gehofft, dass Ihr uns etwas über hiesige Schmuggleraktivitäten berichten könnt." Ihre blauen Augen musterten den Hafenmeister intensiv. Sein empörter Gesichtsausdruck ließ sie ergänzen: "Als erfolgreicher Hafenmeister, wie Ihr einer seid, habt Ihr doch mit Sicherheit Eure Informationsquellen und das eine oder andere gehört."

"Seid versichert, es finden kaum Schmuggleraktivitäten statt. Die wenigen Verrückten, die es dennoch wagen, werden von unseren Gardisten und Zöllnern erwischt. Ihr braucht Euch über Schmuggler keine Sorgen zu machen. Da haben wir alles im Griff." Wiesenbacher schien sehr ungehalten darüber zu sein, ihn danach zu fragen, jeden anderen hätte er wahrschenlich des Zimmers verwiesen, doch Adligen gegenüber wagte er es nicht.

"Wir machen uns keine Sorgen", begann Gerion und blickte den Hafenmeister durchdringend an. "Wir wollen lediglich mehr darüber wissen. Oder seid Ihr der Sache nicht gewachsen, da Ihr versucht, Euch da herauszureden, und die Aktivitäten der Schmuggler zu verharmlosen?"

"Natürlich sind wir der Sache gewachsen!" Wiesenbachers Empörung färbte sein Gesicht rot.

"Entschuldigt, wir wollten Euch keineswegs beleidigen.", schaltete sich Nedarna wieder ein. "Ich bin überzeugt, dass ihr die Sache völlig im Griff habt. Doch vielleicht erleichtert Euch diese paar Dukaten Eure Arbeit?" Die Ritterin holte einen kleinen Beutel heraus, worin man das Geld klimpern hörte.

Der Hafenmeister blickte erst den Beutel mürrisch an, mit dem man ihn bestechen wollte, anschließend die Ritterin. Eben als er etwas erwidern wollte, begann Gerion zu sprechen. "Ich rate Euch, nehmt den Beutel und erzählt uns endlich etwas. Oder muss ich mich erst an meine Freunde im Magistrat wenden und ihnen von einem inkompetenten Hafenmeister mit derem unkooperativen Vertreter erzählen?"

"Unkooperativ?" Das Gesicht Wiesenbachers zeigte Unglauben und Zorn.

Nedarna legte dem Hafenmeister beschwichtigend ihre Hand auf dessen Schulter. "Ich bin mir sicher, dass es nicht soweit kommen muss. Wohlgeboren Gerion ist immer ein wenig voreilig. Allerdings fürchte ich, dass er wirklich seinen Freunden im Magistrat davon erzählen könnte." Die Ritterin schüttelte betrübt den Kopf. "Und wie ich die Leute kenne, üben sie keine Gnade mit Beamten, die ihre Aufgabe nicht verrichten können. Sie erfragen nicht einmal die Hintergründe." Bei den darauffolgenden Worten zierte allerdings wieder ein freundliches Lächeln ihre Gesichtszüge: "Ihr allerdings seid jedoch zweifellos ein Mann der seine Aufgabe versteht und wir wollen ja nicht, dass Ihr Euren Posten und Perricum so einen fähigen Mann verliert. Wir wollen lediglich einige Informationen, die ... unter uns bleiben würden." Bei den letzten Worten senkte sie die Stimme fast zu einem Flüstern.

Grüblerisch, aber mit Verlangen, starrte der kleine Mann auf den Geldbeutel: „Nun vielleicht erinnere ich mich tatsächlich an etwas.“ Hastig griff er nach der Börse und fuhr fort, wobei er seine Stimme senkte: „Am Hafen und in Schmugglerkreisen greift Besorgnis um sich. Ich nehme an Ihr habt bereits von dem Untier gehört. Jenes sorgt dafür, dass auch in Schmugglerkreisen die Geschäfte zurückgehen.

Ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass gerade in solchen Zeiten Schmuggler besonders gefragt sind.“ Kleine Schweißtröpfchen bildeten sich nun auf seiner Stirn und seine Stimme bekam einen unsicheren Klang als er weitersprach: „Allerdings ist eines Seltsam. Wie mir zu Ohren gekommen ist, soll es eine Schmugglertruppe geben, die dem Untier trotzt und es sich gut gehen lässt. Es handelt sich hierbei wohl um eine noch unbekannte und in Perricum neu ansässige Truppe.“

Die schwarzhaarige Frau lächelte ihm aufmunternd zu, aber ihr Stimme blieb weiterhin gesenkt: „Nun es erfreut mich, dass wir Eurem Gedächtnis auf die Sprünge helfen konnten. Aber was wisst Ihr über die neu ansässigen Schmuggler? Könnt Ihr uns dazu noch etwas sagen?“

Der Vertreter des Hafenmeisters wehrte dies rasch - zu rasch - ab: „Nein, darüber weiß ich wirklich nichts.“ Seine Gesichtszüge sprachen allerdings eine andere Sprache – in ihnen konnten Gerion und Nedarna nun nackte Angst lesen, wo zuvor noch mürrische Gereiztheit stand.

Beinah flehentlich setzte er fort: „Ich bitte Eure Wohlgeborenen nun höflichst darum mich zu verlassen. Ich habe noch einiges zu erledigen bis zur Rückkehr des Hafenmeisters, wenn Ihr versteht.“ Bei seinen letzten Worten blickte er sich nervös um.

In Nedarnas Augen spiegelte sich Besorgnis. Mit einem Nicken bedeutete sie Gerion gehen zu wollen bevor sich wieder Wiesenbacher zuwendete. Sie schien es nun etwas eilig zu haben: „Ich denke, wir haben hier genug erfahren. Habt Dank und mögen Euch die Götter wohlgesonnen sein.“ Nachdem auch Gerion sich mit einem „Gehabt Euch wohl!“ verabschiedete hatte, verließen sie das Gebäude.

Draußen umfingen sie die typischen Hafengeräusche. Die Rufe der Seeleute erklangen aus der Ferne ebenso wie das immerwährende Kreischen der Möwen. Es stank nach brackigem Hafenwasser, was die Reshminianerin nicht weiter störte, als sie Gerion etwas abseits zur Seite zog und flüsternd sprach: „Ich nehme an, dass Ihr Wiesenbachers Gesichtszüge ebenso deuten konntet wie ich. Seine Angst konnte man förmlich riechen.“ Der Edle von Keres nickte: „Es lässt auf eine recht brutale Gruppe schließen. Aber das wäre nicht untypisch jegliche Mitwisser oder Verräter auszuschalten.“ Aufmerksam blickte sich Nedarna um: „Das war auch mein Gedanke, weswegen ich seinem Wunsch nach einer Beendigung unserer Unterhaltung ohne zu zögern nachkam. Eine Fortführung hätte uns nichts gebracht. Selbst wenn er mehr wüßte, wäre seine Angst zu groß gewesen. Ich vermute selbst für einen Zauber wie den Euren."

Der Zauber, von dem Nedarna sprach, war ein unauffälliger Beeinflussungszauber, der den Anwender in Gesprächen überzeugender wirken läßt. Somit hatte der Hafenmeister kein Wort bezweifelt, daß er mächtige Freunde hatte. In Wahrheit kannte er keinem aus dem Magistrat. Wenn Saldor Foslarin erfahren sollte, daß er diese Art der Magie beherrscht wäre er sehr ungehalten.

"Jetzt müssen wir nur noch diese Schmuggler finden. Mich würde es nicht überraschen wenn unter ihnen ein Zauberer zu finden wäre. Hoffen wir, daß die anderen eine Spur haben, die uns zu ihnen führt."

Als Nedarna nach dem Weg zum Entermesser fragen wollte, sagte Gerion. "Ich weiß, wo die Schenke ist. Habe mich gestern bereits dort ein wenig umgehört." Allerdings kamen ihm dabei nicht so schöne Erinnerungen in den Sinm ...



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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Beim Hafenmeister
Schleichpatrouille in Gnitzenkuhl


Kapitel 41

Gespräche
Autor: Nedarna, Balrik