Geschichten:Familiengeschichten aus Hartsteen - Schwur
Gut Hinterwalden, Rahja 1043 BF
„Das ist schrecklich!“ Rondriana legte das Schreiben beiseite. „Ein Kloster ist ein Hort des Friedens!“ Radulf nickte. Rondriana hatte ihre Hände in ihrem Haar vergraben und kämpfte innerlich mit sich. „Hätte ich doch nur das Kloster geräumt!“ entfuhr es ihr leise. Radulf zuckte mit den Schultern. „Wie hätten wir das denn noch bewerkstelligen sollen?“ fragte er resignierend. „Wir haben alles getan, dass die Dörfler in Sicherheit waren!“
Rondriana hob den Kopf. „Das weiß ich doch auch nicht! Aber ich muss der Tatsache ins Auge sehen! Als Schutzherrin habe ich versagt!“ Ihr Gefolgsmann schaute betreten zu ihrem Ehemann. Radulf fehlten die Worte.
„Geißel Dich doch nicht so!“ sprach Dirion schließlich. „Wir waren uns alle einig, dass Hinterwalden keinen ausreichenden Schutz gegen einen entschieden vorgetragenen Angriff gewähren würde.“ Rondriana nickte. „Aber ein Kloster der Noioniten eben auch nicht!“ entfuhr es ihr. „Keiner konnte erahnen, was dort passieren würde!“ antwortete Dirion gelassen. Radulf deutete auf das Schreiben, welches immer noch vor Rondriana lag. Betreten schaute er zu Boden: „Außerdem will es mir scheinen, dass man im Kloster selbst den Mantel des Schweigens darüberbreiten wollte.“ Rondrianas Miene zeugte von ihrem Unglauben: „Meinst Du das ernst, Radulf?“ Radulf antwortete achselzuckend: „Aus dem Kloster selbst hat uns kein Bericht erreicht!“ Rondriana ballte die Hände zu Fäusten. „Und trotzdem muss ich durch eine Perainegeweihte aus Horeth davon erfahren!“ „Du hattest doch Zordan dort hingeschickt!“ sprach Dirion sanft. Rondriana standen beinahe Tränen der Wut in den Augen. „Ich bin die Schutzherrin dieser Lande!“ Dirion sprach sanft weiter: „Aber wenn man sich schon Deinem Gardisten nicht offenbart, kannst Du trotzdem nichts daran ändern!“
Rondriana wirkte noch immer nicht überzeugt. „Wissen wir etwas über die Angreifer?“ fragte sie resignierend. Dirion schaute betreten zu Radulf. Dieser schüttelte leicht den Kopf: „Ich fürchte, dass genau da unser Problem liegen dürfte. Wir haben keine Nachricht darüber, wer hier durchgezogen ist.“ Dirion hatte ruhig das Gespräch verfolgt. „Und wenn wir noch einmal im Kloster vorstellig werden?“ fragte er ruhig. Radulf nickte. „Ich werde Perdia hinschicken! Doch befürchte ich, dass wir quasi nichts in der Hand haben!“ „Nein!“ entfuhr es Rondriana. „Ich hätte im Vorfeld etwas unternehmen sollen! In der Zukunft muss ich es besser machen!“ Dirion trat an sie heran. „Was willst Du machen?“ fragte er leise. „Ich werde diese Bastarde finden!“ antwortete sie zornig. Radulf schaute betreten drein. „Rondriana, ich fürchte, dass wir diese Übeltäter niemals erwischen werden! Es ist fast neun Monde her! Und wir wüssten nichts davon, wenn ihro Gnaden nicht um Hilfe aus dem Kloster gebeten worden wäre, um die Folgen der Schweinerei dieser Bastarde zu kontrollieren! Die haben sich genommen, was sie in diesem Moment bekommen konnten.“ Rondriana blickte ihm fest in die Augen: „Das ist mir bewusst! Sie haben sich an Wehrlosen und Hilfsbedürftigen vergangen!“ Radulf hob das Schreiben der Geweihten hoch. „Lass mich diese Sache untersuchen!“ sprach er gelassen. Rondrianas Blick blieb fest. „Meine Aufgabe als Schutzherrin dieser Lande verlangt es, dass ich mich der Sache annehme! Und wenn ich dabei auch wenig Aussichten auf Erfolg haben mag, so will ich doch alles dafür tun, dass dies auf meinen Landen nicht noch einmal geschieht! Das schwöre ich!“