Geschichten:Familiengeschichten aus Hartsteen - Lucarna
Gut Hinterwalden, Phex 1044 BF
„Das war schon nicht schlecht!“ Alrik schaute anerkennend zu seinem Bruder. Sighardt stieg von seinem Pferd ab und schaute zu seinem jüngeren Bruder. „Tu nicht immer so, als wenn Du so ein großer Tjoster wärst!“ schimpfte er missmutig. „Bruder, ich habe von einem der besten gelernt!“ antwortete Alrik gelassen. „Ich glaube, dass mein Papa noch besser ist!“ mischte sich der kleine Bodebert in die Diskussion der Ritter ein. Sighardt und Alrik mussten beide grinsen und schauten sich belustigt an. Sighardt legte seine Hand auf den Kopf des Jungen und fragte: „Und woher willst Du kleiner Bengel das wissen?“ Bodebert blickte auf zu den zwei Rittern. „Mein Papa ist der beste Ritter weit und breit!“ antwortete er mit kindlicher Überzeugung. „So, so!“ mischte sich nun auch Alrik ein. „Den Beweis muss er aber noch abliefern!“
„Was soll wer abliefern?“ fragte Lucarna, welche jetzt zu ihren Brüdern trat. Alle drei schauten nun zu ihr. Alrik lachte. Er hob Bodebert auf den Zaun. „Dieser Dreikäsehoch meint, dass sein Vater der beste Ritter weit und breit sei!“ Lucarna lächelte, während Sighardt einstimmte: „Und wir würden gerne sehen, ob das stimmt!“ Lucarna schaute von einem zum anderen. „Nun, zunächst einmal, wird dieser Dreikäsehoch mein neuer Page! Und zum Anderen denke ich nicht, dass Oderik einem von euch beiden etwas beweisen muss!“ Sighardt verschränkte die Arme vor der Brust. „Spätestens in Eslamsgrund wird er Farbe bekennen müssen!“ Lucarnas Miene verfinsterte sich. „Wieso Eslamsgrund?“ „Ja, Schwester, weißt Du denn nicht, dass die Turniersaison in Eslamsgrund eröffnet wird?“ fragte Alrik entsetzt. „Dies ist mir bewusst!“ antwortete Lucarna bestimmt. „Und dieses Jahr reisen alle nach Eslamsgrund!“ sprach Sighardt. „Der Großfürstliche Prinz wird ebenfalls dort sein!“ fiel Alrik mit ein. „Und?“ fragte Lucarna herausfordernd. Alrik schaute ungläubig. „Das gesamte Fuchsrudel wird dort sein!“ „Ihr wollt euch denen anschließen?“ fragte Lucarna enttäuscht. „Natürlich!“ Alrik und Sighardt nickten.
Lucarna atmete schwer durch und wandte sich an Bodebert auf dem Zaun. „Bodebert! Würdest Du bitte zu Deinem Vater gehen!“ forderte sie ihn auf. Der Kleine nickte nur und Lucarna wandte sich an ihre Brüder. „Ihr werdet das nicht tun!“ sprach sie nun energisch. „Wer soll uns das verbieten?“ fragte Alrik. „Ich verbiete es!“ antwortete Lucarna blitzschnell. Sighardt schüttelte den Kopf. „Du bist nicht Mutter! Du hast nicht über uns zu bestimmen!“ antwortete er trotzig. „Nein, das bin ich nicht!“ antwortete Lucarna ruhig. „Ihr werdet trotzdem das tun, was ich sage!“ Alrik und Sighardt schauten sich an. „Nein!“ antwortete Alrik bestimmt. „Wer gibt Dir das Recht dazu?“ „Mein Geburtsrecht!“ antwortete Lucarna ohne Umschweife. „Nach Mutters und Vaters Tod wäre es an Hagen, das Junkertum zu führen, doch die Götter haben anderes bestimmt.“ Alrik und Sighardt tauschten betreten Blicke aus, als ihre Schwester ihren Bruder erwähnte. „Es gibt genug gierige Hände, welche sich nach Gabelsteen ausstrecken. Da kann ich es nicht brauchen, wenn meine Brüder ausziehen und Tagträumereien nachjagen!“ Lucarna hatte sich in Rage geredet. „Mein Schwertvater wird auch in Eslamsgrund sein!“ antwortete Alrik trotzig. Lucarna ballte ihre Hände zu Fäusten. „Wem sollte deine Loyalität gelten? Mir als Deiner Schwester oder einem selbst ernannten Großfuchs?“ brachte sie beherrscht zwischen den Zähnen hervor. Sighardt trat zwischen die beiden. „Wir werden tun, was du wünschst!“ sprach er leise. Lucarna trat auf ihre beiden Brüder zu und umarmte beide. „Ich kann das unmöglich alles alleine schaffen.“ flüsterte sie leise. „Ich brauche eure Hilfe!“ Alrik erwiderte die Umarmung. „Verzeih mir bitte! Ich werde solange an Deiner Seite stehen, wie Du meiner Hilfe bedarfst!“