Geschichten:Familiengeschichten aus Hartsteen - Feidewalder Gespräche
Garetien:Festung Feidewald, Ingerimm 1044 BF
„Was kann ich für Euch tun, Herr Grebelsteen?“ fragte Werdomar von Quintian-Quandt. „Nun, man hat Euch offenbar falsch informiert!“ sprach Cordovan Grebelsteen überrascht. „Wie meinen?“ fragte Werdomar zurück. Cordovan richtete sich in seinem Sessel auf. „Ich hatte gehofft, mit dem Herrn von Eisenmuth reden zu können!“ antwortete er. Werdomar machte mit seinen Händen eine einladende Geste und sprach freundlich: „Ihr werdet verstehen, dass es mich durchaus interessiert, was Ihr mit meinen Männern zu schaffen habt.“ Cordovan lehnte sich zurück. „Dies kann ich durchaus nachvollziehen, doch wäre es mir lieber, wenn ich das Gespräch mit Eurem Mann zunächst führe!“ Werdomar nickte zwar, doch seine Haltung verriet seine Ablehnung. „Ich verstehe dies nur bedingt!“ antwortete er.
Cordovan hatte geahnt, dass seine Idee, den Eisenmuth zur Rede zu stellen, sich nicht so einfach darstellen würde, wie er sich dies ausgedacht hatte. Die Situation hatte sich generell als schwieriger dargestellt, als er es erwartet hätte. Die Igelfehde hatte die Lande der Grafschaft Hartsteen zu unsicher gemacht. Er wusste zwar, dass Krieg die Kassen der Kaufleute immer gut füllen konnte und seine Tochter in den letzten zwei Jahren einige gute Geschäfte abgeschlossen hatte, doch war er in dieser Angelegenheit ungeduldig. Und das obwohl Ungeduld der Tod einer jeden guten Gelegenheit sein konnte.
Ihm war klar, dass er in dieser Angelegenheit nicht wirklich weiter kommen würde, wenn er sich nicht ein Stück weit öffnete: „Ich hätte da ein paar Fragen zu einer Schuldverschreibung!“ Werdomar zog die Augenbraue hoch. „Wie viel schuldet Euch der Mann?“ Cordovan hob abwehrend die Hand. „Es geht nicht um Geld, welches er mir schuldet!“ Werdomar wirkte nachdenklich. Er stand auf und ging zur Tür. „Quendan, lass Baltram rufen!“ gab er Anweisung nach draußen. Cordovan schaute fragend zum Baron von Feidewald. „Wer ist das?“ „Der Herr von Eisenmuth!“ antwortete Werdomar. Cordovan stand ebenfalls auf. „Euer Hochgeboren, ich möchte mit Roban von Eisenmuth sprechen!“ Werdomar schloss die Tür. Seine Miene wirkte betreten. „Ich bedauere, aber Roban von Eisenmuth steht nicht mehr in meinen Diensten!“ sprach er gelassen. Cordovans Miene zeugte von Unglauben. „Wie das?“ fragte er.
Werdomar ging zu seinem Schreibtisch zurück. „Nun, ich weiß nicht, ob Euch meine Familienverhältnisse geläufig sind?“ sprach er währenddessen. „Mein Bruder ist der Baron von Radromsbusch! Wir stehen im regelmäßigen Austausch.“ Cordoavan nickte. „Dies ist mir bekannt!“ Werdomar setzte sich und faltete die Hände zusammen. „Ich habe daher Roban mit wichtigen Nachrichten zu meinem Bruder geschickt. Dort wird er vorerst auch verbleiben. Die Lage in Radromsbusch ist heikel und mein Bruder kann jeden Schwertarm brauchen!“ Cordovan unterdrückte einen Fluch. „Bedauerlich!“ sprach er tonlos. Werdomar wirkte betreten. „In der Tat! Ich wünschte, dass ich mehr für Euch tun könnte.“
Kurze Zeit später in der Unterburg
„Und konnte Euch der Herr Baron helfen?“ fragte Elvena von Hartsteen ihren Gast. Cordovan schüttelte den Kopf. „Bedauerlicherweise nicht! Er hat mich zwar an Baltram von Eisenmuth verwiesen, doch konnte mir dieser keine Auskünfte über seinen Bruder geben.“ Elvena goss noch etwas Wein in den bereit stehenden Pokal ein. „Und wie werdet Ihr jetzt in der Angelegenheit weiter vorgehen?“ fragte Elvena von Hartsteen. Cordovan zuckte mit den Achseln. „Ich bin mir nicht sicher. Laut dem Herrn Baron ist dieser Roban von Eisenmuth in der Warunkei.“ Elvena schaute fragend zu ihm. „Ihr glaubt das nicht?“ Cordovan trank von dem Wein. „Ich möchte mich dazu lieber nicht äußern!“
Elvena grübelte über die Worte ihres Gegenübers. Sie verstand zwar die nicht geäußerte Vermutung des Kaufherren, doch schien dieser sich seiner Sache selbst nicht sicher zu sein. „Kann ich Euch in der Angelegenheit weiter helfen?“ fragte sie schließlich. „Meine Teuerste, ich danke Euch für dieses großzügige Angebot!“ Cordovan richtete sich jetzt auf. „Doch ich fürchte, dass ich mich selbst um die Angelegenheit kümmern muss.“
Kurze Zeit später in der Festung
Werdomar von Quintian-Quandt ging durch die Gänge der Burg. In dem Trakt des Gesinde hielt er sich selten auf, doch natürlich hielt keiner den Burgherren auf. Er wusste genau, wohin er sich wenden musste und so hatte er schnell die Kammer erreicht. „Sal, bist Du da?“ fragte er nach drinnen. Die Tür öffnete sich und der fünfzehnjährige Bursche streckte seinen Lockenkopf heraus. „Ja, Herr!“ „Diese Botschaft muss sofort überbracht werden!“ Mit diesen Worten übergab Werdomar ein Schreiben an den Burschen. „Wieder zum Waldritter?“ fragte der Junge. „Ja, und zwar rapido!“