Geschichten:Familiengeschichten aus Hartsteen - Finyara

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Gut Ibelstein, Boron 1045 BF

In der hügeligen Landschaft des Bärenauer Nordens lag das beschauliche Gut Ibelstein. Es war der Sitz des Ritters Balian von Ibelstein. Oderik hatte darauf bestanden, seinen Bruder bei dieser Reise zu begleiten. Er glaubte zwar, dass Ludegar hinreichend für das folgende Gespräch gewappnet war, doch wollte er gerne das Anliegen seines Bruders unterstützen. Und so betraten die beiden Brüder nunmehr den Rittersaal, wo der Hausherr sie bereits erwartete. Sein Bart war nahezu grau und auch das Haupthaar hatte starke graue Strähnen, doch trotzdem hielt sich Balian von Ibelstein kerzengerade und seine eisblauen Augen zeugten von Aufmerksamkeit.

„Die Zwölfe zum Gruße, die Herren, Rondra voran!“ begrüßte Balian die beiden Schwingenfelser. „Was verschafft mir die Ehre, von gleich zwei Angehörigen der Familie Schwingenfels aufgesucht zu werden?“ Sein Blick dabei zeugte jedoch davon, dass er die Anwesenheit zumindest Ludegars nicht unbedingt als Ehre empfand. Sein Blick drückte eher Mitleid und Bedauern aus.

Ludegar war solche Blicke durchaus gewöhnt und entschied sich, diesen Blick zu übergehen. Demonstrativ schob er seinen Rollstuhl noch ein Stück auf den Ibelsteiner zu. Er schaute herausfordernd zu seinem Gegenüber auf. „Ich danke Euch, dass Ihr uns empfangen habt, Euer Wohlgeboren! Mein Bruder bestand darauf, mich auf dieser Reise zu begleiten! Doch es sind meine Angelegenheiten, welche uns hierher geführt haben!“ sprach Ludegar bestimmt. Der Ibelsteiner nahm einen Stuhl beiseite und bedeutete den Schwingenfelsern, Platz an der Tafel zu nehmen. Er stellte beiden einen Kelch mit Wein an ihren Platz und nahm selbst am Kopfende Platz. „Dann lasst mal hören, was denn Eure Angelegenheiten sind!“

Ludegar wirkte durch das Mienenspiel des alten Ritters verunsichert. Er war sich nicht sicher, ob dieser gerade seiner spottete oder einfach nur neugierig war. Oderik sprang ihm bei und fragte den Ibelsteiner: „Ihr wisst gewisslich, dass mein Bruder Junker zu Sturmwacht ist!“ Der Ibelsteiner nickte bestätigend. Ludegar hatte sich mittlerweile gefangen und griff das Gespräch nun wieder an sich. „Es ist nunmehr an der Zeit, mein Haus zu bestellen!“ Der Ibelsteiner deutete mit der Hand an, dass Ludegar fortfahren möge. „Aus diesem Grunde bin ich auf der Suche nach einer Braut!“ Der Ibelsteiner zuckte mit den Achseln. „Was habe ich damit zu tun? Meine jüngste Tochter habe ich vor zehn Jahren verheiratet!“ Ludegar blickte kurz verwirrt zu seinem Bruder. „Hat man Euch nicht gesagt, dass ich mich wegen Eurer Enkeltochter Svenna mit Euch unterhalten wollte?“ „Nein!“ antwortete der Idelsteiner. „Da ich nicht viel von Eurer Idee halte, tut dies aber auch nichts zur Sache!“ Ludegar war verwirrt. Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. „Ich befürchte, dass ich Euch nicht ganz verstehe, Euer Wohlgeboren!“

Balian beugte sich vor. „Ich will ehrlich zu Euch sein! Denn Ehrlichkeit habt Ihr verdient. Ihr seid kein Ritter! Wie wollt Ihr dann ein Junker sein? Es tut mir leid, was man Euch in jungen Jahren antat. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass Ihr ein Krüppel seid!“ Oderik wäre am liebsten aufgesprungen, um seinen Bruder zu verteidigen, doch er erinnerte sich an das Versprechen, welches er Ludegar vor der Abreise gegeben hatte. Ludegar hatte seine Hände zu Fäusten geballt. „Der Ritterschlag macht noch keinen Ritter aus! Es ist das Herz, was einen Ritter bestimmt!“ antwortete er auf die Herausforderung des Ibelsteiners. „Ist es das, was Ihr Euch einredet? Ihr seid doch noch nicht einmal in der Lage, auf Brautschau ohne Hilfe zu ziehen!“

Oderik schaute zum Ibelsteiner und Wut stieg in ihm auf. Gerade, als er zu einer Erwiderung ansetzen wollte, machte ihm Ludegar klar, dass er ruhig bleiben sollte. Jetzt schob Ludegar seinen Rollstuhl zurück und drehte sich zum Ibelsteiner. Er rollte vor, bis er mit diesem auf einer Höhe war und schaute ihn herausfordernd in die Augen. „Mein Bruder ist hier nur als Zeuge. Ich kann und werde für mich selbst einstehen.“ sprach er mit angespannter Stimme. „Ihr mögt in mir einen Krüppel sehen, aber seid Euch versichert, dass ich mehr als das bin!“ Er schaute den Ibelsteiner nun herausfordernd an. „Ich trete nicht vor Euch als Bettler! Ich bin Junker zu Sturmwacht! Ich will hier aber auch keine Forderungen stellen!“ Ludegar schaute sich um. „Ihr mögt damit recht haben, dass ich kein Ritter bin. Und Ihr habt auch Recht damit, dass ich gewisser Hilfen benötigen werde. Und trotzdem ist mein Vorschlag förderlich und Euch genauso dienlich, wie er mir dienlich ist!“ Ludegar schaute weiterhin herausfordernd zum Ibelsteiner. Dieser begann nun laut zu lachen. „Ihr habt Schneid! Das gefällt mir!“ „Ich habe weitaus mehr als das!“ antwortete Ludegar kalt. „Oderik!“ Oderik schob ein Pergament über den Tisch. Der Ibelsteiner griff danach. „Was ist das?“ fragte er unsicher. Ludegar lächelte. „Der Ehevertrag zwischen Svenna von Ibelstein und mir!“

„Ihr seid Euch Eurer Sache aber verdammt sicher!“ Balian von Ibelstein überflog das Pergament. Er murmelte die einzelnen Paragrafen des Vertrages. „Name der Brautleute wird Schwingenfels. Nachkommen werden Euren Namen erhalten und in die Erbfolge eintreten.“ Er blickte kurz auf. „Seid Ihr Euch denn sicher, dass es Nachkommen geben wird?“ fragte er laut. Ludegars Blick war starr. „Seid versichert, dass diesbezüglich alles funktioniert, wie es sollte. Mein Wort darauf!“ Balian von Ibelstein schmunzelte. „Also schön! Was habt Ihr Euch noch überlegt?“ Er schaute wieder auf das Pergament. „Volle Schlüsselgewalt für die Braut auf Sturmwacht ist in Ordnung.“ murmelte er. „Was ist das? Sollte die eheliche Treue gebrochen oder einer oder mehrere der oben genannten Punkte verletzt werden, und dies von glaubhaften Zeugen bestätigt werden, so steht es dem oder der solcherart Geschädigten frei, die Ehe zu beendigen und aufzukündigen. Klingt vernünftig!“ Balian schnaufte.

Ludegar nahm einen Schluck vom Wein. „Sind wir uns also einig?“ fragte er vorsichtig. „Nein, das sind wir nicht, Schwingenfels!“ Ludegars Blick drückte Unglauben aus. „Die Kinder meiner Tochter Rosshilde sollen den Namen Ibelstein weiterführen. Ich kann daher meine Zustimmung zu dem hier nicht erteilen.“ Der Ibelsteiner hielt den Vertrag hoch. Ludegar ballte seine Hände wieder zu Fäusten. Der Ibelsteiner ließ den Vertrag wieder auf den Tisch fallen. „Wie ich bereits sagte, so imponiert mir Euer Schneid. Bedauerlicherweise sind meine anderen Enkeltöchter noch nicht in einem Alter für eine Heirat, aber die älteste Tochter meines Neffen Firumir wäre noch unverheiratet.“ Der Ibelsteiner taxierte Ludegar genau. „Ihr sagtet, dass Ihr die Ritterlichkeit im Herzen tragt! Nun, ich bin bereit, Euch die Möglichkeit zu eröffnen, dies zu beweisen!“ „Wie bitte?“ entfuhr es Ludegar. „Ich erteile Euch hiermit die Erlaubnis, um Finyara von Ibelstein zu werben! Wenn Ihr den von mir noch zu bestimmenden Brautpreis erbracht habt! Solltet Ihr in einem Götterlauf durch Euer Werben zeigen, dass Ihr der Rittersmann seid, als den Ihr Euch hier bezeichnet, werde ich Finyara gestatten diesem Werben nachzugeben!“ antwortete Balian von Ibelstein. Ludegar schaute vorsichtig zu seinem Bruder und wieder zurück zu Balian. „Ich soll Euch den Brautpreis jetzt schon zahlen?“ „Ist das etwa ein Problem?“ hakte Balian nach. Ludegar war vorsichtig. „Welche Garantie habe ich, dass sie meinem Werben nachgeben wird?“ fragte er unsicher. Balian lächelte verschmitzt. „Wenn ich etwas in meiner Familie empfehle, dann wird es geschehen!“ Ludegar überlegte kurz und antwortete dann bestimmt: „Einverstanden!“




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25. Bor 1045 BF 14:00:00 Uhr
Finyara
Guntmar


Kapitel 55

Eine neue Zeit