Geschichten:Zwingsteiner Brachenhatz - Götter und Handel

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Burg Zwingstein 23.BOR 1042BF

Eigentlich war ihm der gesamte Disput über die Wahl eines Schutzpatrons vollkommen gleich. Sie war ihm nicht wichtig. Was er wollte war dieser Bund! Er wollte ihre lose Pflichtgemeinschaft aufheben und durch eben den Bund der Brachenwächter ersetzten. Nach außen hin scherte man sie alle über einen Kamm, versagte einer bedeutete es das sie alle versagt hatten. Ob sie wollten oder nicht, sie saßen alle im selben Boot – und das Fahrwasser ist niederhöllisch! Er wollte einen Bund der Wächter, in dem sie gemeinsam ihrer individuellen Pflicht nachkamen und sich gegenseitig Unterstützung zukommen ließen, sollte diese Notwendig sein. Er wollte dass sie ihre gemeinsame Verantwortung begriffen, denn bereits einer von ihnen konnte sie alle zu Fall bringen.

Eigentlich war ihm der Schutzpatron gleich, aber … . Es war nicht so, dass er nicht an die Zwölfgötter glaubte, mit Nichten! Leubrecht war fest vom Wohlwollen Alverans überzeugt, allerdings war er ebenfalls davon überzeugt das ein jeder Mensch dazu verpflichtet ist seiner individuellen Verpflichtung nachzukommen, ihren Platz in der praiosgewollten Ordnung zu einzunehmen. Im Spiel des Lebens hatte Zerber von Mersingen Glück gehabt, ihm hatte man die Pracht und den Reichtum von Zwingstein zugedacht. Auch Leubrecht konnte sich über sein Los nicht beschweren, ihn hatte man immerhin die adlige Geburt und somit ein privilegiertes Leben beschert. Einige der Wächter hatte diese Ehre sogar nachträglich ereilt, ein Umstand den es seit dem halschen Neuadel nur vereinzelt gegeben hat. Zerber von Mersingen hatte ein gemachtes Heim und Geld, an Beidem fehlte es ihm hingegen und so kam Leubrecht zum ‚aber‘. Wenn es sich glücklich machte könnten sie gerne einen Tsa-Heiligen erwählen, sofern die Kirche denn überhaupt welche kannte – denn er tat es nicht. Doch bliebe die Frage, welchen Nutzen hätte diese Wahl? Keinen! So einfach war die Antwort. Sie würden sich zum Gespött machen, vermutlich ohne Mehrwert weitermachen und sich womöglich sogar noch Restriktionen unterwerfen die ihnen die Pflichterfüllung erschwerte. Auch könnten sie gerne den Heiligen Hlûthar erwählen, immerhin ein aufrechter Recke der Menschen gefochten hat. Aber auch die Frage, welchen Nutzen hätte es? Gewiss Leomara, die Geweihte der Leuin die sich ihm angeschlossen hatte, würde jubilieren. Der ritterliche Stolz der Wächter könnte ihnen die Brust schwellen lassen, auch wenn einigen von ihnen überhaupt keinen Dienst als Page und Knappe geleistet hatten. Einen Nutzen konnte er dennoch nicht darin erkennen. So traurig die Wahrheit leider war, aber die Kirche der Rondra würde ihnen keine Hilfe sein. Der Krieg hatte ihre Reihen ausgeblutet und ihre Kassen geleert. Wählten sie hingegen einen Heiligen der Praios-Kirche lockte deren Wohlwollen, womöglich auch monetärer Art. Er selbst hatte bereits mit der Stadt des Lichts einen Handelsvertrag geschlossen, im Gegenzug hatte ihm Rudewerth von Quintian-Quandt, der Verwalter der Stadt des Lichts, nahe gelegt den Heiligen Gilborn als Schutzpatron des Bundes zu etablieren. Im war es Gleich, er brauchte Geld und die Kirche des Götterfürsten versprach ihm genau dieses. Im Leben muss man Entscheidungen fällen, um seine Ziele zu erreichen. Die Wahl des Heiligen Gilborns war keine Schlechte, ehrte die Götter und würde sein Säckel füllen – auf das er die Burg bauen konnte, die er für seine Wacht bedurfte.

Als Hane von der Aue sich zu Wort meldete verstand er umso besser welches Ansinnen er verfolgte, aber seine Überlegungen verliefen jenseits von religiösem Eifer. Bereits jetzt war er sich einiger möglicher Konsequenzen bewusst, die es mit sich brachte einen Heiligen des grimmen Firuns zu erwählen. Mit Sicherheit bedeutete es, kein Gold! Darüber hinaus befürchtete Leubrecht aber auch Einschränkungen bei der Jagd auf die Kreaturen der Brache. Er selbst vermochte die Fährte eines Tieres nur dann zu erkennen, wenn sie breit und tief in den Boden getreten wurde – und selbst dann könnte er nicht sagen welches Tier oder wie viele es gewesen waren. Er machte lieber Jagd auf Rockzipfel, wie er befand ein viel befriedigenderes Unterfangen. Doch auch wenn er von der Verfolgung der Tierwelt keinen Schimmer hatte, so vermochte er es ein Tier zu erlegen und genau hier sah er das noch viel größere Problem. Wählten sie zu Gunsten Firuns, würden sie sich seinen Jagdgeboten unterwerfen müssen. Keine Fallen! Keine Armbrust! Nur der individuelle Kampf gegen das Tier! Eine blöde Idee. Ohne aufzustehen und mehr zu sich selbst als in die Runde gesprochen gab er letztlich dennoch vernehmlich Kund: „Und an welchen Heiligen, dem das Wunder gelang von gleich drei Kirchen heiliggesprochen zu werden, habt Ihr gedacht?“


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24. Bor 1042 BF spät am Abend
Götter und Handel
Geschehen ist geschehen


Kapitel 13

Zwölf Lehen, zwölf Herren, zwölf Götter
Autor: Vairningen