Geschichten:Jäger wider Wille - Teil II

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Abwechselt hatten sie beide Wache gehalten und so die Nacht letztlich irgendwann endlich hinter sich gebracht. Sie war ruhig verlaufen, Ereignislos und dennoch waren sie bei jedem Knacken, jedem Rascheln oder welche Geräusche die Brache sonst so von sich gab, aufgeschreckt worden. Noch immer hatte sich der Nebel nicht verzogen, zumindest aber gelichtet. Wie sie nun feststellten hatten sie inmitten einer schützenden, dornigen Hecke genächtigt, der Umstand dass diese keinen Durchgang aufwies machte sie allerdings stutzig. Etwas beklommen untersuchten sie das Dornengewächs, hielten Ausschau nach einem verdeckten Weg und mussten letztlich sich durch sie hindurchhacken. Ein schweißtreibendes Unterfangen. Nur langsam drangen sie durch das enge Geflecht unzähliger kleiner Äste vor, während ihnen fortwährend die Dornen drohend entgegenragten. Fast ein Stundenglas war verstrichen als sie endlich entkommen waren. Schnell verschafften sie sich Abstand, mussten nach einigen Minuten aber nochmals Anhalten um die Kratzer auf ihren Händen und Armen zu versorgen.

Ihrem eingeschlagenen Weg weiter in die Brache hinein folgend mussten sie bald auf einen kleinen Damm laufen um dem immer matschigeren Grund zu entkommen. Der inzwischen sumpfige Boden zu beiden Seiten ihres Pfades wurde dicht von düsteren Bäumen gesäumt, die ihre Wurzeln im dort stehenden Brackwasser näherten. Seicht wogen ihre Zweige und raschelten ihre Blätter im Wind, wie in jedem anderen Wald auch – nur düsterer und bedrückender. Leubrecht war soeben damit beschäftigt einen der Bäume eingehender zu begutachten als der benachbarte Baum plötzlich ausschlug und einen vorbeifliegenden Vogel direkt vor seine Füße peitschte. Leubrecht begriff soeben erst das es sich um einen Raben handelte, da musste er bereits zurückspringen. Wurzeln lösten sich vom Boden und krochen auf den Raben zu. Noch immer vom Treffer benommen war der Vogel dabei sich aufzurappeln als sich die Wurzel begann um seinen Fuß zu wickeln. Krähend tat der Rabe seinen Unmut kund, konnte sich jedoch nicht aus dem Würgegriff befreien. Schon wandten sich die Wurzeln sein Bein hinauf um den Körper und fixierte seinen einen Flügel, alles Krähen und auf das schleimige Holz einpicken brachte jedoch nichts. Dann sauste Leubrechts Handbeil auf die Wurzel nieder. Einmal. Zweimal. Dreimal. Inzwischen ermattete die Gegenwehr des Raben, als sein Peiniger endlich, nach dem zehnten Schlag, durchtrennt wurde. Vorsichtig befreite Leubrecht den Raben, der sich sogleich mit einigen Flügelschlägen in Sicherheit brachte. Benommen vom Angriff landete er auf dem Rücken des Packpferdes, das anschließend nicht mehr nervös tänzelte sondern spürbar ruhiger sein Los akzeptierte.

Nachdem Leubrecht auch zu diesen Bäumen Aufzeichnungen angefertigt hatte, folgten sie weiter ihrem schmalen Damm. Mit jedem Schritt den sie taten wurde der Weg schlechter, bis sie an eine Weggabelung kamen. Für und wieder abwägend, wählten sie letztlich die linke Abzweigung. Noch immer verschlechterte sich die Beschaffenheit ihres Weges und nicht nur einmal stellten sie ihre Wahl in Frage. Nach mehreren Stunden gelangten sie schließlich, allem Suchen zu trotz, in eine Sackgasse und mussten umkehren. Der Rabe indes hatte es sich auch weiterhin auf dem Rücken ihres Packpferdes gemütlich gemacht und erholte sich noch immer vom hinterhältigen Angriff auf sein Leben.

Ihr Irrweg hatte sie viel Zeit gekostet und so mussten sie kaum auf dem anderen Weg angelangt bereits damit beginnen nach einem Platz für die Nacht zu suchen. Weiterhin blieb der Untergrund feucht, zu feucht um darauf die Nacht zu verbringen. Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen als sie endlich einen halbwegs trockenen Lagerplatz fanden.

Es war inmitten der Nacht als der Rabe plötzlich Krähte. Seitdem sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, hatte sich der Vogel ruhig verhalten und weiterhin ihren Schutz gesucht? Oder gab er ihnen womöglich auch Beistand? Wer konnte dies an einem Ort diesen schon wissen? Das warnende „Kraaah“ des Raben versetzte Alara in Alarmbereitschaft, die daraufhin sofort Leubrecht weckte. Keine Sekunde zu früh! Kaum das Leubrecht neben sie getreten war, stürzte sich etwas auf sie. Im fahlen Mondlicht konnten sie nur kaum etwas erkennen, nur Umrisse. Einer? Zwei oder womöglich sogar drei? Leubrecht konnte es schlichtweg nicht einschätzen. Schild und Schwert fester greifend machte er sich bereits, während Alara die Saufeder gegriffen hatte und vermutlich eines der Viecher auflaufen lassen wollte. Sie kamen immer näher und inzwischen hätten sie eigentlich etwas erkennen können müssen, doch dem war nicht so! Dann waren sie heran. In unmittelbarerer ihrer unmittelbaren Nähe angelangt konnten sie erkennen das es sich um zwei … zwei was auch immer handelte. Die Füße in die Boden gestemmt machte sich Alara bereit eine dieser Kreaturen mit ihrer Saufeder aufzuspießen. Sie wappnete sich, mussten doch jeden Moment der Druck der auflaufenden Kreatur an ihrer Waffe zu spüren sein. Doch nichts, es stürmte einfach durch die Waffe und sie hindurch. Eine Woge von Kälte durchlief ihren Körper. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn, während ihre Zähne klappernd aufeinander schlugen. Die Kälte war ihr bis ins Mark gedrungen, lähmte sie, erfüllte sie mit Angst und Schrecken. Scheinbar keine Notiz von ihnen nehmend stürmten die Schattengestalten einfach weiter, direkt auf eine blassleuchtende Gestalt eines kleinen Mädchens das soeben dabei war Blumen zu pflücken. Wie absurd es auch sein mochte, Leubrecht rief noch eine Warnung, da fielen die Schatten auch schon über es her. Zerfetzten es und labten sich an seinen Eingeweiden. Dann war der Spuk vorbei, ebenso plötzlich wie er begonnen hatte. Doch noch immer sah Leubrecht die aberwitzige Szene vor Augen, ein Mädchen das hier, inmitten der Brache, Blumen pflückte.

Nur langsam war die Kälte aus Alaras Knochen gewichen, mit ihr ging zum Glück aber auch die Angst. Die kleine bullige Frau mit den schwarzen Haaren war gewiss keine Schönheit, der Blick ihrer Schreckstarren Augen aber ließ die sonst so harte und abgebrühte Alara unendlich verletzlich erscheinen. Die restliche Nacht keine Ruhe mehr findend, gelang es ihnen erst als der Morgen graute sich noch ein wenig hinzulegen.



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Autor: Vairningen