Geschichten:Spenden für die Ostmarken – Woher nehmen und nicht stehlen?
Perainsgarten, 11. Boron 1040 BF
"So schlimm?"
Felian von Perainsgarten hob den Kopf aus dem dicken Rechnungsbuch und schaute Alrik Besendimber, seinen Haushofmeister an. Dieser schüttelte den Kopf:
"Zweimal Tobrien und zurück und eure Reise ins Horasreich vorigen Sommer haben sämtliche Reserven aufgezehrt und die Waffen, die Ihr letztes Jahr für die Landwehr gekauft habt, waren auch nicht billig. Peraine sei Dank mussten wir sie nun doch nicht benutzen…"
"Freut euch nicht zu früh, die Sache ist leider noch nicht vorbei," knurrte Felian und lehnte sich in seinem Sessel zurück. "In Beilunk wurde uns von höchster Stelle verkündet, dass noch immer Hunderte versprengter Haffaxisten in kleinen und grossen Banden das Königreich unsicher machen. Es bleibt also höchste Wachsamkeit geboten, gerade im Winter. Und da wäre noch etwas ganz anderes, " Felian verzog das Gesicht, als ob er in einen Perainsapfel gebissen hätte sodass Alrik seinen Junker fragend anblickte, "wir haben zwar keine Tobrier hier im Schlund angesiedelt, deshalb soll uns das Gestürme um rückzukehrende Schollenflüchtige nicht kümmern, doch der Grossgaretische Adel hat in seiner Grosszügigkeit beschlossen, dem Dreischwesternorden, deren Kirchen oder so ähnlich – keine Ahnung mehr was jetzt genau – mit einer grosszügigen Geldspende den Wiederaufbau im Osten zu unterstützen, einen Taler pro Untertan genauer gesagt. Keine Ahnung wann der Almosar, ein gewisser … ah, fällt mir gerade nicht ein wer es ist, vorbei kommt, aber bis dahin wollen wir doch brav unsere 80 Dukaten für ihn beisammenhaben, nicht? Macht euch bis übermorgen Gedanken, wo wir dieses Geld bis Ende Jahr hernehmen wollen." Mit einem Wink war Alrik entlassen.
Kaum hatte sich die Tür des Arbeitszimmers hinter ihm geschlossen stiess Felian einen tiefen Seufzer aus und blickte an die Decke. Woher 80 Dukaten nehmen und nicht stehlen? Sicher, im kommenden Winter würde im Forst mehr als nur ein Baumstamm mehr geschlagen werden und die beiden Waffenknechte Helmfried und Brogar waren nicht aus Tobrien zurückgekehrt. Trotzdem musste Felian wohl über kurz oder lang Bedienstete entlassen müssen. Und dies zu dieser Jahreszeit – seine Bekannte Trautmunde würde entsetzt sein.
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