Geschichten:Nimmgalfs 50. Tsatag - Du wirst nicht mitkommen

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Burg Luringen, Ende Travia 1044 BF

„Du wirst nicht mitkommen!“ Drego schlug bestimmt mit der flachen Hand auf den Tisch im Remter von Burg Luringen. Die Diener und Mägde zuckten sogar kurz erschrocken zusammen, während sie das Geschirr nach der Mahlzeit abtrugen. Auch die noch im Saal verbliebenen Hofangehörigen blickten erstaunt: Drego wurde selten laut, und gegenüber Rudon von Zwillingstein schon gar nicht. Doch genau das ging hier gerade vor sich! Rudon und Drego stritten sich über die Einladung zum Ball auf Burg Trollhammer. So oft waren „Nein“ und „Doch“ hin- und hergegangen, dass es Drego zu bunt geworden war. Er erhob sich: „Das ist mein letztes Wort. Einer muss schließlich hierbleiben, es kann ja nicht der ganze Grafenhof tanzen gehen!“

„Aber …“ Rudon, der seinem Grafen gegenüber auf der anderen Seite der Tafel stand, hob erneut die Hand im Widerspruch.

„Schluss jetzt! Geh, ich hab jetzt genug!“ Aber es war Drego, der ging. Zornig umrundete er seinen Burgsassen und Landvogt und verließ den Remter, gefolgt von seinem Mündel, der vorwitzigen Molwene von Granfeld, die mit der ganzen Gehässigkeit ihrer 15 Jahre in Rudons Richtung stänkerte: „Aber ich gehe mit!“

„Wir gehen ebenfalls“, raunte Maga Gragelsfort ihrem Gatten zu.

„Nach Trollhammer?“, fragte der verdutzt zurück.

„Nein, aber weg“, bestimmte sie.

„Wohin?“

„Egal, Hauptsache weg.“ Und damit verließen sie den Remter mit den anderen.

Rudon wartete ab, bis sich die Diener verzogen und die allgemeine Bewegung gelegt hatte. Er hatte seinen Platz nicht verlassen, ja sich nicht einmal gerührt. Nun drehte er sich langsam um und blickte in die Gesichter der wenigen, die noch hier standen.

Jesmina von Erlenfall starrte Rudon ernst und erwartungsvoll an. Ihr Vater verharrte neben ihr.

Dr. Baldus saß noch auf seinem Platz und blinzelte ebenfalls abwartend in Rudons Richtung.

Franwin von Luring lümmelte sich vor der Tür herum und schaute immer wieder über die Schulter.

Die Kravetz stand im Raum wie bestellt und nicht abgeholt. Daneben Knappe Debrek.

Im Remter war es ganz still geworden. Aus der Etagenküche hörte man eine Magd den Schacht hinunter zum Küchenmeister brüllen: „Ich hole das Essen für die Gräfin“. Dann verklang auch von dort das Rumpeln, Klirren,. Scheppern, Schwatzen. Franwin wies die Zofe Josmene kurz ab, die noch irgendetwas hatte holen wollen. Dann waren sie unter sich.

„Meister?“ Jesmina von Erlenfall starrte mit ihrem Blick leicht von unten, der sonst so angriffslustig wirkte, nun aber unterwürfig aussah.

„Er denkt, dass es seine Idee war.“ Rudon nickte zufrieden. „Gut so. Wenn der Hofstaat fort ist, kann ich hier endlich ein bisschen aufräumen.“

„Denk daran, dass wir nicht zur Verfügung stehen“, warf Emmeran von Erlenfall ein. „Wir stehen in Fehde und haben zu tun.“

„Ich weiß, und das ist auch gut so. Je mehr Unruhe und Chaos ihr in der Grafschaft stiften könnt, desto besser ist es. Wir wollen doch nicht, dass Dregos neue Freunde zu viel Sicherheit gewinnen.“ Rudon schien kurz in sich hineinzuhören. Dann fuhr er ruhig fort: „Emmeran, du und deine Tochter seid beschäftigt. Selinde: Du begleitest den Grafen als seine Tischdame nach Trollhammer. Auf dem Weg musst du noch einmal überprüfen, ob du den kleinen Greifenbastard nicht aufspüren kannst. Ich habe Informationen erhalten, wo er sein könnte. Franwin, du gehst ebenfalls mit Selinde. Der Graf wird mit eigener Gruppe anreisen, bei der die vielen Schläfer sind. Alwene und Hardane werden dort aufpassen. Doktor Baldus, Euch brauche ich hier.“

Der Sekretär blinzelte aufmerksam: „Was kann ich tun?“

„Wir lassen unseren Freund Ungolf herein und werden ein für allemal die Gräfin aus dem Spiel nehmen. Sie lenkt Drego zu sehr ab.“

„Gut, Ungolfs Hilfe werden wir gut gebrauchen können. Der grässliche Awarißt lässt die Gräfin kaum aus den Augen.“ Arth Baldus erhob sich nun steif.

„Der wird mit der Gräfin gehen. Es wird Zeit. Wie kann es sein, dass ausgerechnet auf Burg Luringen die Untergeschosse nicht uns gehören?“ Rudon strich sich den Bart glatt.

„Und die Magier?“, wollte Knappe Debrek wissen.

„Paarweise ab, wenn sie nicht vorher gehen“, schloss Rudon die Debatte.


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