Geschichten:Nimmgalfs 50. Tsatag - Eine unerwartete Aufforderung

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Eine unerwartete Aufforderung

Festhalle, ca 22:00 h

Nimmgalf hatte gerade mit Melina getanzt, was beiden sichtlich Freude bereitet hatte. Es war einer diesen modernen Tänze aus dem Süden, die viel Körperkontakt erlaubten. Die beiden Pfortenritter kannten sich schon viele Jahre lang, hatten miteinander gescherzt und gelacht. Auf dem Rückweg zum Platz hatte Nimmgalf sich gar dazu hinreißen lassen, ihr einen kleinen Klaps auf den Po zu geben, was sie mit einem gespielt tadelnden Blick beantwortet hatte, der dann sogleich aber in ein charmantes Lächeln übergegangen war.

Nach einer kurzen Pause sollten die Tänze weiter gehen, und Nimmgalf trat festen Schrittes an den Platz seines Schwagers Drego heran. „Ah, Nimmgalf, ein wirklich gelungener Abend bislang. Du verstehst es Feste zu geben wie kein Zweiter, mein Lieber!“ lächelte er ehrlich erfreut, während seine Begleiterin den Baron eher mit einem aufgesetzten Lächeln ansah.

„Es freut mich sehr, dass es dir gefällt, mein lieber Drego. Ich wäre aber sicher ein schlechter Gastgeber, wenn ich nicht wenigstens einmal mit der holden Dame an deiner Seite tanzen würde!“ Er blickte Selinde von Kravetz an: „Würdet Ihr mir diesen einen Tanz gewähren, Hohe Dame?“ und reichte ihr formvollendet die Hand.

Selindes Lächeln war wie versteinert. Sie warf Drego einen sorgenvollen Blick zu und schüttelte leicht den Kopf. Doch dieser antwortete gleich: „Aber natürlich, nur zu!“ Etwas zögerlich erhob sich Selinde und ergriff Nimmgalfs Hand.

Dann begann der letzte Walzer des Abends. Nimmgalf merkte rasch, dass sie ein wenig unsicher war, doch als hervorragender Tänzer war es ihm ein Leichtes ihre kleineren Fehltritte auszugleichen. „Ich muss sagen, Hohe Dame, Ich war ein wenig überrascht, dass Ihr Graf Drego heute begleitet und nicht die Gräfin persönlich. Dürfte ich nach dem Grund dafür fragen?“ Natürlich hatte Drego dem Gastgeber gegenüber bereits seine Entschuldigung erzählt, aber nun wollte Nimmgalf die Ersatzdame prüfen.

Selinde antwortete: „Nun … Gräfin Korwinne war etwas unpässlich und hatte daher auf so eine weite Reise verzichtet. Drego … Verzeihung, Seine Hochwohlgeboren bat mich darum, ihn an Ihrer statt zu begleiten.“

„Unpässlich, so so! Und ihr seid … seine Mätresse?“, musterte Nimmgalf sie.

Selinde riss etwas erschrocken die Augen auf: „Aber nein, wo denkt Ihr hin, Hochgeboren! Ich diene Graf Drego und dem Hause Luring als Ritterin. Nur heute bin ich seine Balldame.“

„Hm, nun ja. Jedenfalls hätte es mich nicht überrascht. Immerhin hat er mit seiner Wahl einen wirklich guten Geschmack gezeigt, was schöne junge Damen betrifft“, lächelte er vielsagend.

Das unerwartete Kompliment ließ Selinde etwas erröten. Sie war regelrecht sprachlos, und versuchte die Bemerkung zu ignorieren. Nimmgalf drehte sie nach links und rechts, und zeigte so manch schwungvolle Tanzfigur. Selinde machte mit, so gut es ging. Jedoch war ihr anzumerken, dass sie sich bereits das Ende des Tanzes herbeisehnte.

„Kennt Ihr eigentlich diesen Rudon Langenlob?“ fragte Nimmgalf sie völlig unerwartet. Selinde kniff die Augen zusammen: „Den Landvogt zu Luring? Ja … natürlich ... er ist mir durchaus bekannt. Wieso fragt Ihr?“

„Nun, ich hatte ihn ebenfalls für den heutigen Tag eingeladen, aber leider hat er anscheinend nicht die Zeit gefunden, hierher zu kommen. Wirklich bedauerlich!“

„Mit Verlaub, warum legt Ihr denn auf sein Kommen so großen Wert, Hochgeboren?“

Nimmgalf blickte sie ernst an: „Ach wißt Ihr, wir hatten in der Vergangenheit ein paar, sagen wir, unschöne Begegnungen, die einem guten Umgang miteinander nicht gerade zuträglich waren. Ich hätte den heutigen Tag gerne genutzt, mich mit dem Herrn Langenlob auszusöhnen. Es gibt derzeit wahrlich genug Fehden zwischen den Grafschaften in Garetien, da sollte wenigstens innerhalb Reichsforsts Einigkeit herrschen.“

Selinde schien ob des gerade Gehörten völlig baff. „Das … wäre fürwahr eine noble Geste, Herr von Hirschfurten!“

„Das will ich doch hoffen. Und solche Angebote mache ich für gewöhnlich …“ dabei drehte er sie zum Schlusstakt des Walzers und bog sie anschließend über seinen rechten Arm nach hinten, so dass sein Gesicht knapp über dem ihren war: „... nur äußerst selten!“ Er lächelte sie an.

Damit endete der Tanz und Nimmgalf geleitete die Hohe Dame, begleitet vom allgemeinen Applaus der Gäste, höflich, aber bestimmt wieder zurück an ihren Platz.

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