Geschichten:Die Samen Argareths – Vorbereitungen

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Schloss Auenwacht, Kaiserlich Gerbaldsmark, Ende 1045 BF:

Der Truchsess hatte die fünf Questadoren verlassen und sich mit einem süffisanten Lächeln auf seinen Lippen empfohlen. Etwas hektisch stand einer der Knappen des Aimar-Gors, der schweigsame mit der blassen Haut – Tolmario mit Namen – auf und schritt zu einem großen Eichentisch. Aus einer dort liegenden Tasche entnahm er ein paar Blätter.

„Ich glaube, wir sollten Tolmario folgen“, sprach der zweite Knappe, der gut 20 Sommer zählende Blondschopf in einem Weidener Akzent und blickte die um ihn Sitzenden mit Achselzucken an. „Er ist kein Freund der vielen Worte.“

Tolmario breitete einige Skizzen und Grundrisse auf dem Tisch aus. „Der Park der Neuen Residenz wird durch eine vier Schritt hohe Mauer aus Zwergenguss geschützt. Doch ist diese an vielen Stellen zerstört. Mögliche Zugänge gibt es hier, hier und hier.“ Der 18 Sommer zählende Jüngling legte kleine Steinchen aus Obsidian auf bestimmten Stellen der Karten. Natürlich wird die Mauer bewacht, das jedoch wird für uns kein Problem sein. Warum? Herr über die Neue Residenz ist Gerwulf von Gareth, der Vetter unseres Herrn. Wir haben von den Wachen allerdings auch keine Hilfe zu erwarten, denn in die Trümmer des Palastes wagen sie sich nicht. Von der eigentlichen Neuen Residenz steht nur noch der Westflügel und auch der ist stark mitgenommen. Ohne Schaufel und Kletterausrüstung kommen wir nicht weit. Überall gähnende Abgründe, eingestürzte Treppen und Wände. Wir haben Vermutungen, in welchen Räumen wir nach den Samen suchen sollten, ganz sicher sind wir jedoch nicht. Wir werden uns also aufteilen müssen.“

Salix hörte sich die Ausführungen des blassen Jünglings genauestens an und nickte schließlich. “Dann sollten wir uns entsprechend ausrüsten. Seile, Haken, Hämmer sowie Schlaufen und Ösen für die Kletterpartien. Schaufeln zum Freilegen, vielleicht auch Lichtquellen?"

“Und Spitzhaken.”, ergänzte Emer von Heiterfeld, der die Idee des Aufteilens nur bedingt gefiel, was sie aber nicht aussprach. “Auf die Gefahr hin, dass diese Frage naiv erscheint, wie steht es um die Stelle an der die Ulme damals stand? Ist sie nicht zu erreichen? Selbst wenn der Baum getötet wurde, gibt es dort vielleicht junge, keimende Saat?! Dort in der Nähe werde ich mich umsehen.”

“Das klingt vernünftig”, pflichtete Savertin seinen beiden Vorrednern bei. “Wir sollten jedoch darauf achten, dass wir nicht zu schwer beladen sind. Wenn die Residenz in einem derart schlechten Zustand ist, dann kann es leicht passieren, dass der Boden unvermittelt unter unseren Füßen nachgibt.”

Wulthos, der während Tolmarios Monolog staunend seine Augen nicht von dem Aralzin hatte lassen können, war beinahe sprachlos. So viel hatte er Tolmario noch nie reden gehört. „Ja, ehm danke Tolmario für die überraschend vielen Worte. Kommen wir zu den Gefahren, die uns dort erwarten. Neben den bereits erwähnten eingestürzten Decken und Wänden, sind dies giftige, stechende und teils unnatürliche Pflanzen, wie Efeuer, Messergras, Pestsporenpilz und Sicheldorn und äußerst gefährliche Kreaturen, wie Borbarad-Moskitos, Wolfsratten, Gruftasseln, Höhlenspinnen, diese steinernen Gargylen und Ghule. Allesamt Hinterlassenschaften aus dem Jahr des Feuers. Ach, und gefesselte Seelen und Irrlichter von Toten aus der Schlacht in den Wolken geistern dort auch rum.“

Emer schluckte kurz, das war im Grunde auch nicht viel besser als die Brache. Und das Mitten in der Kaiserstadt. Eine Herausforderung war es aber allemal.

Salix seufzte knapp aus, gegen die Pflanzen könnte er sich sicherlich schützen, doch was war mit diesen garstigen Wesen? Wenn er wirklich auf eine gefesselte Seele, ein Irrlicht oder einen Ghul stoßen sollte, konnte er nur hoffen, dass jemand in seiner Nähe war, der mit einer Waffe umgehen konnte.

“Was unsere Wahl der Ausrüstung zusätzlich erschweren dürfte, immerhin dürfen wir unsere eigene Sicherheit nicht vernachlässigen. Tuchrüstungen oder Eisenmantel wären vermutlich eine bessere Wahl, als es Kettenhemden und Plattenrüstungen sind.” Merkte Savertin an.

Emer nickte stumm, ergänzte dann aber: “Was ist mit magischem oder gesegnetem Rüstzeug? Das Schwert allein ist gegen solcherlei Unheimlichkeiten oft nur eine halbe Versicherung.” Und meinte damit etwaige Schutzartefakte. Wulthos blickte mit einem Grinsen zu Tolmario. “Ich glaube, wir werden mit dem ein oder anderem aufwarten können, was die Alchemistenküche hervorbringt.”

Emer wirkte zufrieden, das gab ihnen mehr Möglichkeiten.

Salix schüttelte den Kopf und hob die Hand, “danke für mich nichts… Das Schwert in meiner Hand ist für mich eine größere Gefahr, als es diese Hinterlassenschaften sein könnten”. Fast schon entschuldigend hob er die Schultern, “irgendwelche Rüstung würde mich so einengen, dass ich die ganzen Kletterpartien und Sprünge, welche angekündigt wurden, sicher auch nicht schaffe”. Seine Fähigkeiten lagen gänzlich an anderer Stelle und wenn er schon über Steine und Löcher springen musste, wollte er nicht auch noch von dem Gewicht einer Rüstung in den Abgrund gezogen werden.

“Folgt mir gerne in mein Labor, dann werden wir unsere Ausrüstung ein wenig optimieren und den widrigen Umständen etwas anpassen.” Tolmario bewegte sich Richtung Tür. “Wunderbar, so müssen wir nicht alles dem Herrn Phex überlassen!” Fügte Wulthos hinzu und folgte seinem Vorredner.