Geschichten:Die Samen Argareths – Fünf für Argareth

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Schloss Auenwacht, Kaiserlich Gerbaldsmark, Ende 1045 BF:

Die beiden Leibpagen Siyandrion und Salix führten zwei junge Männer und eine junge Frau in das Amtszimmer von Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor. Sechs ausladende, rot gepolsterte Sessel bildeten einen Halbkreis. In einem der Sessel saß der Truchsess, in dem neben ihm zwei Jünglinge. Linker Hand vom Aimar-Gor saß ein wahrlich von Rahja gesegneter Jüngling mit großen, auffallend grünen Augen und kinnlangem, blondem Haar, das in gefälligen Wellen fiel. Angetan war er in edler Junkerkleidung in den Farben Grün und Weiß. Der andere Jüngling war von eher schlanker Gestalt, mit blasser Haut und unergründlich dunkelbraunen Augen. Seine braunen, leicht gelockten Haare trug etwas kürzer als der blonde Jüngling.

“Ah unser kleiner aber feiner Reigen vervollständigt sich, welch Freude.” Reto klatschte sichtlich erfreut in die Hände. “Nehmt doch bitte Platz, edle Herrschaften. Darf ich Euch meine Knappen Wulthos von Pandlaril und Tolmario Silem von Aralzin vorstellen.” Der Aimar-Gor nickte erst dem blonden-, dann dem braunhaarigen Jüngling zu. “Da ich nicht sicher bin, ob sich alle Anwesenden bereits begegnet sind, darf ich die Herrschaften bitten, sich kurz vorzustellen.”

Groß und athletisch, angetan in einer edlen Tunika in schwarz und weiß, welche sein gutes Aussehen mit nussbraunem Haar und leuchtend blauen Augen vorteilhaft unterstrich, trat Savertin von Vairningen einen Schritt vor. “Ich bin Savertin Korhardt von Vairningen, Edler zu Liegstadt und Gemahl der Junkerin zu Süderwacht und war bereits als Ritter am Hof Seiner Hochgeboren in der Gerbaldsmark.”

Gut zehn Halbfinger kleiner als der Vairningen trat ein blonder Mann mit freundlichen braunen Augen vor. Über der fast bodenlangen, grüne Tunika hatte er eine braune Übertunika, deren Ränder mit Bordüren verziert wurden, geworfen und alles mit einem Ledergürtel zusammengebunden. An seiner Brust hing eine Brosche, auf der ein Fuchs und ein Greif zusammen abgebildet war. Sein Gang war aufrecht, an den Fingern der linken Hand waren zwei Ringe mit jeweils einem Onyx und einem Türkis zu sehen.

“Mein Name ist Salix von Hardenstatt, Edler zu Zackenberg und zu Holzen.”. Er hielt inne, blickte aus dem Augenwinkel zu Savertin und schien kurz zu überlegen. “Gemahl der Baroness Orlana von Zackenberg und Höfling des gleichnamigen Hofs”. Er verbeugte sich tief vor dem Truchsess und dessen Gefolge, ein sanftes Lächeln umschmeichelte seine Mundwinkel.

In leichtem Rüstzeug trat die einzige junge Frau der Runde hervor, ihr Haar wirkte störrisch und strohig, aber mit viel Mühe geordnet. Aus ihrem Gesicht sprach Entschlossenheit und eine noch erhaltene jugendliche Frechheit. Das angemattete Rüstzeug hatte wenige, aber feine Zieselierungen, die Ähren, Rosenblüten und geflügelte Pfeile aufzeigten. Das Ganze war mit einer grünen Schärpe und einem grünen Umhang ergänzt, die ähnliche Stickereien aufwiesen. Eine feine Fibel eines Ordenswappen hielt den Mantel.

“Mit solch großen Titeln und Namen kann ich nicht aufwarten, doch steht meine Treue und mein Willen gegenüber Land und Großfürst dem in nichts nach und erfreue mich einer solch illustren und edlen Gruppe anzugehören und hier stehen zu dürfen, um dem Großfürsten Schwert und Hilfe zu sein. Mein Name ist Emer von Heiterfeld, Erbin von Jalming, Ritterin vom Sturmflug und Getreue Großgaretiens.” Der Klang ihrer Stimme war freundlich und glockenhell, sie hob die Faust zum Gruße und führte sie kämpferisch zur Brust.

„Formidable, meine Herrschaften, welche illustre Runde“, der Truchsess klatschte erfreut in seine Hände. „Ich denke, alle wissen, warum sie hier sind. Unser zukünftiger Großfürst plant eine heroische Queste in die finstere Dämonenbrache und das in den Namenlosen Tagen vor seiner Krönung. Ihm ist es eine Sache der Ehre, sich vor seinen Untertanen zu beweisen, was keine Überraschung sein dürfte, fließt in ihm schließlich das Blut der Häuser Gareth und Aimar-Gor.“ Der Truchsess machte eine kurze Pause, um seine Worte sacken zu lassen und um den Anwesenden verstehen zugeben, wem seine Loyalität galt.

„Eure Aufgabe wird es nun sein, verehrte Herrschaften, sich auf die großgaretische Rittertugend der List zu berufen. Es gilt, einen Samen der heiligen Blutulme Argareth, eine Königin ihrer Art, in den Ruinen der Neuen Residenz zu bergen, um diesen dann unserem Großfürsten zu übergeben. Diesen Samen wird er dann mit seinen Getreuen in die verfluchte Brache tragen. Ein jeder von Euch würde nach seinen Fähigkeiten und vor allem wegen seiner Loyalität für die Queste ausgewählt. Enttäuscht die Krone nicht!“

Savertin war vorgewarnt gewesen, die Pläne des künftigen Großfürsten waren jedoch auch beim zweiten Hören nicht weniger erschreckend. Von seinem Vetter wusste er, dass die Brache auch am schönsten Praioslauf vor Gefahren nur so strotzt. In den Namenlosen Tagen jedoch würde es ein Alveranskomando werden. Zumal das Alveranskomando des künftigen Großfürsten, für die Anwesenden ebenfalls eine nicht unerhebliche Gefahr bedeutete.

“Ich nehme an, aufgrund der wenigen Zeit bis zum Ende des Götterlaufes, werden wir uns möglichst bald auf unsere Queste begeben müssen.”

Emer war stolz, erleichtert und enttäuscht zu gleich. Stolz, weil sie Teil einer Queste für den Großfürsten sein durfte, erleichtert, weil sie dafür nicht während der dunklen Tage in die Brache musste und enttäuscht aus dem selben Grund. Doch letztlich überwog der Stolz, während sie auf die Antwort des Truchsess auf des Vairingens Frage wartete.

Salix nickte bescheiden, als der designierte Truchsess ihre Aufgabe und den Grund für ihre Auswahl erläuterte. An der Loyalität des Perricumers gab es keinen Zweifel, trug er doch aus gutem Grund die Brosche mit Fuchs und Greif. Es kitzelte ihn in den Fingern, bei dem Gedanken, in die Ruinen der Neuen Residenz hinabzusteigen. Die Rittertugend der List war eine der wenigen, die auch ihm zuteil werden, wenn er schon nicht mit der Klinge umgehen konnte. Doch ein Blick auf seine Gefährten verriet ihm, dass er sich in dieser Hinsicht keine Sorgen machen musste.

“Scharfsinnig wie gewohnt, ja, es ist alles bereits vorbereitet.” Der Aimar-Gor nickte Savertin zu. “Schon morgen werdet ihr aufbrechen. Mein tüchtiger Tolmario ist mit den Plänen der Neuen Residenz vertraut, mein guter Wulthos wird Euch über die Gefahren aufklären.”