Geschichten:Die Samen Argareths – Durch den Mittwald

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Burg Silz, Grafschaft Waldstein, 20. Praios 1046 BF:

So setzte sich der Handelszug Richtung Silz in Bewegung. Isfarion sollte sich als sehr unterhaltsamer, um nicht zu sagen, geschwätziger Gastgeber herausstellen. „Wie ihr seht, haben wir ein paar Fässer Zweiflinger Schwarzbier geladen und Zweiflinger Rot. Das braucht man zur Herstellung von roter Farbe, das vor allem bei den Silzer Webern und den Künstlern in Bunte Flur sehr beliebt ist. In Tannwirk haben wir dazu noch zwei Fässer Teer geladen.“

Vorbei an den beschaulichen Lichtungen der Güter Storchenhain und Waldshut, passierte die Gruppe den Schwanenweyher.

„Dieser ifirnheilige See gefriert auch im Winter nicht, weshalb sich ganzjährig viele der namensgebenden Tiere am und im See tummelten“, wusste der Halbelf zu berichten.

Die nächsten 5 Meilen führten durch dichten Wald. Dabei fielen Emer, Salix und Savertin gleichermaßen elfische Schriftzeichen auf, die in regelmäßigen Abständen am Wegesrand auf Baumstämmen oder Steinen zu sehen waren.

„Die sorgen dafür, das der Grafenpfad nicht zuwuchert“, berichtete Isfarion freimütig, „nur weiß leider keiner mehr welche Art Zauber dort verwoben wurde, sonst könnte wir ja alle Handelswege so vor dem wuchernden Wald schützen. Der Grafenstieg nördlich von Silz ist bereits dauerhaft zugewuchert.“

Emer war wirklich froh den “Elfen”, trotz seiner Geschwätzigkeit, dabei zu haben, solches Wissen war unabdingbar, hätte sie solche Zeichen sonst evtl. mit etwas Argwohn betrachtet.

Auch Savertin befand, dass die Berichte des Halbelfen äußerst lehrreich waren. Auch wenn er selbst mit beiden Füßen fest im profanen Leben eines Ritters verwurzelt war und hatte kaum Verflechtungen mit der Geweihtenschaft und noch weniger mit Magiern. So waren ihm diese Themen und ihre Mysterien fremd und sie zu unterscheiden vermochte er eher durch die Umstände und sein Bauchgefühl, als aus wirklichem Wissen heraus.

Schließlich erreichten sie ihr Ziel: Unvermittelt öffnete sich der tiefe Wald in eine lichte Ebene. Felder und Wiesen kündeten von menschlicher Zivilisation: Die „Grafenstadt“ Silz.

„Willkommen in meiner Heimat!“ Isfarion breitete stolz seine Arme aus. „Silz ist eigentlich nicht ein Ort, sondern mehrere, die etwas verstreut liegen. Keine der Ortsteile ist von Mauern oder Palisaden umgeben, die gräfliche Burg bietet uns seit jeher ausreichend Schutz. Einzig ein Labyrinth aus Dornen bewehrter Wehrhecken umgibt die einzelnen Ortsteile. Neben Alten-Silz im Zentrum, besteht Silz noch aus dem Gerberviertel Werdomarsgrund, der Künstlerkolonie Bunte Flur, dem bäuerlich geprägten Wiesengrund und der Elfensiedlung Val'sala'dir.”

“Faszinierend, eine solch große Ansammlung mitten im Wald. Leben hier Elfen und Menschen nebeneinander oder haben sie sich auf die jeweiligen Viertel aufgeteilt?”, wollte Salix nun neugierig von ihrem selbsternannten Fremdenführer wissen.

“Die meisten Elfen leben in Val’sala’dir, das liegt ein paar Meilen flussaufwärts. Dort, versteckt im Wald, siedeln die Sippen der Auentänzer und Kronenhüter - allesamt den Menschen wohlgesonnene Sippen. Ich selber entstamme den Auentänzern. In Alten-Silz leben sehr viele Feytala, zu denen auch ich zähle. Wir vereinen das Beste aus beiden Welten, das wohl!” Isfarion war nicht ohne Stolz über seine halbelfische Abkunft. “Wir sind die Verbindung zwischen Menschen und Elfen und nur gemeinsam können wir hier im wuchernen Wald bestehen. In Bunte Flur leben auch noch einige Feytala und Elfen, in Wiesengrund und vor allem in Werdomarsgrund leben hingegen hauptsächlich Menschen. Ihr solltet mal zum ‘Markt der Alten Völker’ im Rahja herkommen, da ist hier was los.”

“Keine Mauern?” Das überraschte Savertin so sehr, das er das Thema wechselte. Es war in den meisten zivilisierten Regionen normal zu versuchen, eine Stadt durch Mauern vor jeglichen Gefahren zu schützen. Seien es wilde Tiere, feindlich gesinnte Kombattanten oder schlicht die Regulierung, wer in den Ort kommt, um die Zahl der Bettler zu begrenzen und diebisches Gesindel fernzuhalten.

“Mauern aus Stein schützen uns hier im Herzen des Waldes nicht, es ist der Wald selbst, das heißt das Land, welches uns schützt. Wie ihr seht, ist Silz umgeben von einem Gewirr aus dornenbewehrten Wehrhecken. Belebten Hecken, so erzählen uns die alten Geschichten, die jeden Angreifer mit ihren Ranken vor dem Eindringen in unsere Siedlung schützen.”


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Der Weg der Gruppe führte zunächst durch Alten-Silz. Gepflegte Fachwerkhäuser mit weitläufigen Gärten prägten das Bild und die Nähe zu den Elfen zeigte sich an den zahlreichen großen Bäumen, welche das Straßenbild auflockerten, den oft farbenfroh getünchten Hauswänden, den mit allerlei floralen Ornamenten verzierten Dachgiebeln und den vielen Blumenkästen vor den Fenstern, welche der Ansiedlung etwas Beschauliches verliehen. Viele der Bewohner hatten wie Isfarion offensichtlich elfisches Blut in ihren Adern und achteten daher penibel darauf, dass keine unangenehmen Gerüche das allgemeine Wohlbefinden störten. Das Zentrum von Alten-Silz bildete ein Brunnen, der einen Levschy zeigte, der ein Füllhorn hielt, aus dem das Wasser in ein Becken plätscherte. Legenden besagten, der Brunnen wäre ein Relikt der hochelfischen Kultur und stünde mit dem sagenumwobenen Simyala in Zusammenhang. Überregional bekannt war das Silzer Tüll, das hier aus dem von den Elfen erhandelten Bausch weiterverarbeitet und veredelt wurde, wie Isfarion zu berichten wusste.

Salix schien nur darauf gewartet zu haben, dass das Gespräch auf den Silzer Tüll fiel, denn er nutzte die Gelegenheit, um von ihrem gesprächigen Freund zu erfahren, wo man denn Kleider aus diesem Werkstoff erstehen konnte. Immerhin warteten auf ihn zuhause einige Personen, denen solche sicherlich gefallen würden. Innerlich dankte er seinem Geschäftssinn, ohne den er sich nicht solche Späße hin und wieder erlauben konnte. Von seinem Lehn und der Anstellung am Hofe allein, würde er sowas niemals finanzieren können.

Auch Savertin war sehr an dem feinen Stoff interessiert. Seinen Traviabund hatte er aus rein politischen Aspekten geschlossen. Raulwine war fast zwei Dekaden älter als er und nicht unbedingt seinem Typ entsprechend, jedoch hatte die Junkerin von Süderwacht einen ganz eigenen Reiz. Ihren Titel.
Und so war der Vairninger durchaus bemüht seiner Gemahlin auf seine Art zu erfreuen. Raulwine genießt dies und auch wenn sie um die fehlenden Gefühle ihres Gemahls weiß, erfreute sie sich zu sehr an der Aufmerksamkeit ihres jungen, schneidigen Ritters, als dass sie sich an derlei Nichtigkeiten störte.

“Tüll? Oh, da seid ihr hier genau richtig. Ich werde euch nachher zu Naria Lerchensang bringen. Sie ist die beste Tüllweberin von Alten-Silz! Viele Hochadlige haben schon versucht sie mit viel Gold nach Gareth zu holen, aber vergebens.”

Emer driftete derweil mit den Gedanken ab, sie faszinierte die Atmosphäre hier, sie war irgendwie anders, aber nicht greifbar. Darin schwelgend blickte sie umher, westlich von Alten-Silz erhob sich die märchenhafte Burg der Gräfin von Waldstein. Ihr ging das Herz auf bei dem Anblick und dem Wissen, dass sie dort vorsprechen würden.