Heroldartikel:Leserbrief zum Verfall des Reiches

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Seit der Krönung Kaiser Hals hat sich das Reich beständig verkleinert, ohne daß auch nur ein ernsthafter Versuch unternommen wurde, diese Gebiete zu halten bzw. zurückzugewinnen.
Angefangen hat es mit Aranien, auf das ich später zu sprechen kommen werde. Dann folgte Trahelien. Nur wenig später, im Jahre 17 Hal, sagten sich auch die Zyklopeninseln vom Reich los und wurden von den Liebfeldern natürlich mit offenen Armen empfangen. Die Zyklopäer besaßen sogar noch die Dreistigkeit, einige kaiserliche Galeeren zu beschlagnahmen.
Was wurde von Seiten Hals und seiner Hofschranzen getan, um diese Provinzen wieder zurückzugewinnen? Die traurige Antwort lautet: Nichts!
Dabei handelt es sich bei jenen Regionen nicht um irgendwelche wenig bedeutenden Provinzen am Ende Deres, sondern um Gegenden von höchster strategischer Bedeutung. Die Zyklopeninseln liegen genau gegenüber des Alten Reich, sodaß man von dort aus mühelos die liebfeldische Küste kontrollieren kann.
Und Trahelien liegt an der Südspitze des Kontinents und ist allein schon deshalb von größter Bedeutung. Auch ist es von dort aus nicht allzu weit zu den Gewürzinseln, welche einen erheblichen wirtschaftlichen Wert darstellen, wie Herr Stoerrebrandt sicher gerne bestätigen wird...
Diese Gebiete gehören mittlerweile fest zum Alten Reich und können nur noch durch einen offenen Krieg zurückgewonnen werden, was derzeit unmöglich ist. Hätte man damals entschlossen gehandelt, wären die Unabhängigkeitsbestrebungen dieser Provinzen schon im Keim erstickt worden, ohne daß es jemand gewagt hätte, sich dem Reich zu widersetzen. Dafür ist es nun aber zu spät.
Und wieso hat Hal den Khom-Krieg nicht dazu genutzt, zumindest Süd-Almada wieder zurückzuerobern? Dies wäre mit nur geringen Mühen und Verlusten verbunden gewesen, da die Novadis damals ganz andere Sorgen hatten. Es wäre auch ein Leichtes gewesen, zusammen mit Al´Anfa das Kalifat zu zerschlagen und es untereinander aufzuteilen. Doch was macht man stattdessen? Man verbündet sich mit dem Kalifat! Wer soll, wer kann, eine solche Politik noch verstehen? Unnötig zu erwähnen, daß Dankesbezeugungen jedweder Art von Seiten des Kalifats bisher unterblieben...
Was für mich aber das Faß zum Überlaufen brachte, war der Abfall des Fürstentumes Aranien. Da sagt sich eine der größten, reichsten, bevölkerungsstärksten, kurz: eine der wichtigsten Provinzen des Reiches los und keinen interessiert dies! Weder Hal noch Brin noch einer ihrer fähigen (?) Berater bringt außer ein paar mündlichen Protesten auch nur eine sinnvolle Aktion zustande. Und als Zugabe erhielt Aranien damals fast die gesamte Perlenmeerflotte.
Aber anscheinend konnten wir uns den Verlust ja leisten, da man nicht einmal versucht hat, zumindest die Flotte zurückzuerhalten. Sollte sich einmal Albernia vom Reich lossagen, erhält es als Ausgleich sicherlich die Westmeerflotte, damit es sich nicht gegenüber Aranien zurückgestellt fühlt...
Auch würde ich gerne wissen, wofür eigentlich die KGIA zuständig ist. In keiner dieser Krisen hat man von ihr etwas gehört oder gesehen, obwohl es doch u.a. die Aufgabe dieser obskuren Organisation ist, reichsfeindliche Aktivitäten, gleich auf welcher Ebene, aufzudecken und angemessen dagegen vorzugehen. Es mag ja für einen Geheimdienst ganz sinnvoll sein, über seine Aktionen den Mantel des Schweigens zu breiten, aber es wäre wünschenswert, wenn sie vor der Verschleierung erst einmal handeln würden, anstatt Jagd auf irgendwelche Hexen oder dergleichen zu machen. Dann sollte man wenigstens so konsequent sein und diese Organisation auflösen, um deren Mitarbeiter für sinnvollere Tätigkeiten einsetzen zu können. Und Herrn Nemrod empfehle ich, wieder in sein altes Amt als Großinquisitor zurückzukehren. Dort kann er dann soviel Hexen verbrennen wie er will und pfuscht dabei wenigstens nicht in Angelegenheiten rum, die ihm anscheinend etliche Nummern zu groß sind.
Auch vor dem Reichsbehüter Brin habe ich mittlerweile jeden Respekt verloren.
Auf dem großen Hoftag von 21 Hal erteilte er den Unabhängigkeitsbestrebungen Araniens noch eine klare Absage und dieser Tage wird er wahrscheinlich persönlich an den Unabhängigkeitsfeierlichkeiten teilnehmen. Auch will er Aranien die Königswürde übergeben. Damit belohnt er auch noch die abtrünnige Fürstin Sybia, die ihm ja dann protokollarisch gleichgestellt wäre. Als man das Liebliche Feld nach langjährigem Krieg in die Unabhängigkeit entließ, machte man es wenigstens zur Bedingung, dass sich kein Herrscher als Kaiser titulieren darf. Aranien hingegen lässt man nicht nur kampflos ziehen, sondern erhebt das treulose Fürstentum auch noch zum Königreich! Kann man sich als Herrscher noch mehr erniedrigen und der Lächerlichkeit preisgeben? Ich finde nein!
Es mag ja sein, daß er aufgrund der schrecklichen Ereignisse in Tobrien zu gewissen Zugeständnissen gezwungen war, aber so etwas durfte einfach nicht passieren! Ebenso bin ich schon jetzt sehr neugierig auf die Ergebnisse der Oberfelser Verhandlungen. Wahrscheinlich wird man dort den Verzicht auf o.g. Gebiete offiziell anerkennen, im Ausgleich für die Freundschaft des Horas-Reiches. Welch geniale Verhandlungstaktik! Es dürfte wohl im ganzen Reich nur wenige Leute geben, denen ein Dukat zusteht und die dann überglücklich sind, wenn sie zumindest einen Kreuzer kriegen...
Ähnliches gilt für die Kaiserwürde. Weil Brin aus falscher Bescheidenheit vorerst darauf verzichtet hat, hat Amene diese Gelegenheit natürlich ausgenutzt und sich zur Horas kränzen lassen, während wir weiterhin in einem Kaiserreich ohne Kaiser leben. Und Brin ist dann auch noch empört, daß Amene ihn dann als Sohn tituliert. Wie kann man nur so naiv sein, zu glauben, Amene würde allein schon aus Furcht und Respekt vor Brin weiterhin demutsvoll als Königin amtieren? Wer einen Kaisertitel grundlos ausschlägt, darf sich hinterher nicht wundern, wenn stattdessen andere zugreifen...
Und was ist mit der Reichsarmee? Seit Reto galt unsere Armee als eine der größten und stärksten des Kontinents. Aber in keiner der oben genannten Krisen kam sie zum Einsatz. Da stellt sich nicht nur mir die Frage: Warum?
Als es gegen Answin und dann gegen die Orks ging, stand sie sofort bereit. Aber der wichtigsten Aufgabe, das Reich auch innerlich zusammenzuhalten, war sie anscheinend nicht gewachsen.
Am damaligen Oberkommandierenden kann die jetzige Unfähigkeit der Armee nicht gelegen haben, wie Haffax in Tobrien derzeit eindrucksvoll beweist.
Aber den letzen Respekt vor unserer Armee und ihren genialen Strategen habe ich schon in der Schlacht von Eslamsbrück verloren. Jeder Zögling einer Kriegerakademie hätte es nicht schlechter, sondern höchstens besser machen können.
Wie tief das Reich schon innerlich verfault ist, zeigt sich doch daran, daß kein Adliger der abtrünnigen Gebiete sich an seinen Lehenseid erinnerte und seinem Kaiser die Treue hielt, obwohl einige von ihnen noch von Hal selbst in den Adelsstand erhoben wurden! Aber wie soll ein Graf oder Baron denn auch vor solchen Herrschern wie Hal oder Brin Respekt haben? Die einzig große Tat von Hal war seine eigene Vergöttlichung. Es muß den Zwölfen doch geradezu unerträglich sein, mit einem solchen Versager auf eine Stufe gestellt zu sein! Oder einem Brin, der seine Unfähigkeit andauernd unter Beweis stellt und dann auch noch die Schuld dafür bei anderen sucht. So heißt es zum Beispiel, daß ein Großteil der menschlichen Gefolgsleute des Bethaniers Answinisten seien. Wenn dies auch nur zur Hälfte wahr wäre, dann hätte man diese Leute schon nach Alveran verbannen müssen, um sie an einen Platz in Gewahrsam zu halten; die Insel Rulat wäre dafür mit Sicherheit zu klein gewesen...
Was ist auch von einem Reichsfrieden zu halten, der im Jahre 21 Hal mit großem Getöse verhängt worden ist und auf dessen Bruch schwerste Strafen stehen, wenn ausgerechnet in der jetzigen Krise auf eine Bestrafung von illoyalen Adligen verzichtet wird, wie unlängst in Almada geschehen, wo einige Barone sogar in kaiserliches Lehnsland einmarschiert sind. Die Strafe dafür fiel in der Tat gar schrecklich aus: Sie mussten sich beim Reichsvogt von Almada einen Verweis abholen. Nein, welch grausame Strafe! Aber ernsthaft gesprochen: Gerade in solch schweren Krisenzeiten wie diesen muß ein Regent doch energisch durchgreifen, um Recht, Ordnung und Disziplin unter seinen Lehnsleuten aufrecht zu erhalten. Mit welcher Logik will man denn die Einhaltung dieses Landfriedens jetzt noch durchsetzen, wenn man schon in einem so schwerwiegenden Fall wie den eben geschilderten nachgibt? Dann sollte man so konsequent sein und diesen Landfrieden schnellstmöglich aufheben, um sich nicht vollends lächerlich zu machen (sofern dies nicht schon geschehen ist).
Und wo mag wohl der Grund dafür zu suchen sein, daß sich so viele Adlige, vom Edlen bis zum Fürsten, dem Bethanier angeschlossen haben? Wäre das Reich einig und stark, hätte sich höchstens eine sehr kleine Schar von unbedeutenden und ehrlosen Adligen dem Verfluchten angeschlossen.
Auch finde ich es bemerkenswert, wie viele Truppen seit dem Tuzaker Aufstand auf Maraskan regelrecht verheizt wurden, ohne daß man es geschafft hätte, auf der Insel für Frieden und Ordnung zu sorgen.
Hal und Brin waren mitsamt ihren (un-)fähigen Beratern anscheinend so auf Maraskan fixiert, daß es ihnen völlig gleich war, daß eine Provinz nach der anderen vom Reich abfiel. Es wäre fürwahr keine Schande gewesen, wenn Hal oder Brin beizeiten Maraskan aufgegeben hätten, um erst einmal vor der eigenen Türe für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
Was genau ist denn an Maraskan so wertvoll, daß man dafür ganze Regimenter ohne Sinn und Verstand verheizt? Die dortigen Rohstoffe könnte man sich auf dem freien Markt viel günstiger und vor allem einfacher beschaffen. Ich behaupte, daß es dabei lediglich darum ging, daß Brin und Hal ihr aufgeblasenes Ego damit befriedigen konnten, indem sie sich und den übrigen Ländern bewiesen, daß sie unter Reto eroberte Gebiete auch halten können. Dabei war es ihnen egal, ob für diese Egomanie weitaus wichtigere Provinzen vom Reich abfielen. Man muß sich die Sachlage mal bildlich vorstellen: Der Großvater (Reto) baut einen großen und erfolgreichen Handwerksbetrieb auf und hinterläßt ihn voller Stolz seinem Sohn. Jener kümmert sich kaum um den Betrieb und überläßt stattdessen alles seinen unfähigen Gehilfen. Wenig später übernimmt dann sein mißratener Sohn den Betrieb und führt ihn innerhalb weniger Jahre in den Bankrott, währenddessen er sich unverdrossen als erfolgreicher Geschäftsmann feiern läßt. Reto müßte eigentlich ob dieser dilettantischen Verwandtschaft im Grabe rotieren.
Man muß sich doch ernsthaft fragen, ob man mit einem Kaiser Answin letztendlich nicht doch besser bedient gewesen wäre. Schlimmer hätte er das Reich auch nicht ins Chaos stürzen können! Mittlerweile ist es soweit gekommen, daß ich mich schäme, ein mittelreichischer Adliger zu sein!
Wie soll ich von meinen Untertanen noch Respekt und Gehorsam verlangen, wenn jeder von ihnen sehen kann, was derzeit für Stümper die Geschicke des Reiches lenken!
Auf den Punkt gebracht: Hal und Brin übertreffen an Unfähigkeit und Lächerlichkeit sogar noch Bardo und Cella! Unter deren Ägide war das Reich größer und reicher als unter Hal dem Göttlichen und Brin dem Stümper! Und dabei heißt es doch immer, Bardo und Cella seien die unfähigsten und lächerlichsten Herrscher gewesen, die im Reiche Rauls jemals regiert hätten! Wenn dem so ist, würde ich gerne wissen, wo dann Hal und Brin einzuordnen sind. Wer sonst käme auf die Idee, einen Reichskongreß in unmittelbarer Nähe zum gefährlichsten Feind seit vierhundert Jahren abzuhalten und dann auch noch überrascht zu sein, daß jener die Gelegenheit für sich auszunutzen gedenkt? Wenn die alte Bauernweisheit stimmt, daß das Glück mit den Dummen ist, dann dürfte Brin noch ein langes und glückliches Leben bevorstehen.
Ich habe bewußt auf eine so drastische Ausdrucksweise zurückgegriffen, da ich fürchte, daß hier mit höflichen Grußbotschaften, verbunden mit einer sorgfältig versteckten Kritik nichts mehr auszurichten ist. Hoffentlich ist es dafür nicht schon zu spät! Damit möchte ich diesen Brief schließen, bevor mich vor lauter Ärger noch der Schlagfuß ereilt.

Ein verbitterter, wütender und enttäuschter Baron


 Wappen Mittelreich.svg 
 Wappen Herzogtum Weiden Krieg.svg
 
Ing 1020 BF zur mittäglichen Ingerimmstunde
Leserbrief zum Verfall des Reiches
Melcher Dragendot erreicht Punin


Kapitel 29

Vertrag zu Oberfels mit überwältigender Mehrheit angenommen
Autor: wallbrord