Geschichten:Trautes Heim

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Gut Bergesruh, Markgräflich Arvepass, 20. Tsa 1043 BF

Bärfried von Hardenstatt schwang sich aus dem Sattel und blickte sich um. Das Gut war in einem schlechten Zustand. Allen voran dem Obergeschoss und Dach des Haupthauses sah man die bewegte Vergangenheit an. Das Erdgeschoss, die Stallungen und das Gesindehaus waren leidlich in Stand gehalten worden. Der blonde Ritter wusste auch weshalb, Stallungen als auch Gesindehaus waren als Lager für die Ausrüstung der markgräflichen Truppen benutzt worden und im Erdgeschoss waren eben diese untergekommen, wenn sie mal hier waren.
„Das kann ja heiter werden…“, vernahm er von schräg hinter sich. Seine Frau hatte es sich nicht nehmen lassen das neue Junkergut ihres Mannes zu begutachten. Gemeinsam mit dem Waffenknecht Gero sowie drei weiteren Knechten und zwei Mägden war man aus Dorf Hardenstatt aufgebrochen um das Lehn, welches Bärfried für die Rettung der Frau des Landvogts erhalten hatte, zu besichtigen.
„Herr Leutnant! Wir hatten Sie nicht vor nächster Woche erwartet!“, rief eine Frau, in den Gewändern des Bombardenregiments, während sie aus der Tür trat und auf die Gruppe zueilte.
Im Schlepptau hatte sie zwei weitere Gardisten.
„Das Wetter war besser als gedacht“, erwiderte Bärfried während die zwei Gardisten die Pferde zu den Stallungen führten.
„Wir sind noch nicht ganz fertig mit dem Verpacken, verzeiht bitte!“, der Blondschopf winkte ab und lief, flankiert von seiner Frau, in Richtung Haupthaus los.
„Keine Sorge, es ist ja jetzt nicht so, dass wir morgen schon einziehen würden. Lagert, was nicht direkt abtransportiert werden kann im Gesindehaus, dort werden die markgräflichen Patrouillen unterkommen, wenn sie in der Nähe sind“, versicherte der Ritter während Ariana die Mundwinkel verzog.

Im Inneren des Haupthauses waren weitere Gardisten gerade dabei verschiedenste Dinge zu verpacken. Der frischgebackene Junker führte, davon unbehelligt, seine Frau und den Waffenknecht durch das Haus und zeigte ihnen die Räume. Neben der Leere hatten sie vor allem den eines gemein, es gab im Grunde keinen Raum, der nicht in irgendeiner Form eine Reparatur benötigte. In den unteren Zimmern waren diese meist nicht allzu schwerwiegend, die oberen Räume schienen sich allerdings im Grad ihrer Beschädigung überbieten zu wollen.
Im großen Speisesaal angekommen blieb der Einäugige vor dem mannshohen Kamin stehen und blickte erwartungsvoll zu seinen beiden Begleitern.
Während Gero im Hintergrund blieb, stellte sich Ariana mit verschränkten Armen vor ihren Gatten. „DAS ist also deine Belohnung? Das neue Heim für unsere Familie?“, ihr Hohn ließ sich nicht verstecken, doch Bärfried lächelte sie breit an und mit einer Zufriedenheit, die so gar nicht zu der Tonlage seiner Frau passen wollte, fragte er, „was sagst du dazu?“
Die junge Dame blickte ihn fassungslos an, „es ist baufällig. Die Reparaturen werden sicherlich mehr kosten als aus diesem Fleckchen Dere herauszuholen ist und obendrein!“, mit einem vorwurfsvollen Blick schaute sie sich um, „sind wir hier NOCH weiter weg von ALLEM als in Zackenberg!“. Sie war ganz und gar nicht zufrieden mit dieser Belohnung, für sie wirkte das alles, als ob man ihren Gatten mit diesem Lehn bestrafen wollte. Wenn die Familie des Landvogts sich wirklich bedanken hätte wollen, hätten sie Bärfried ein Stückchen Land in ihrem unglaublich reichen Junkergut in den Perrinlanden gegeben. Aber es war dieses Loch geworden, dieses Loch was erst aufwendig wiedererrichtet werden musste und dass sich zum Leben mit einem Kleinkind sicherlich so gut eignen würde wie eine Hütte im Sumpf.
Der Einäugige stockte, das hatte er nicht erwartet, „du hast Recht, wir werden hier wohl noch lange Reparaturen vornehmen müssen, aber kannst du dir nicht vorstellen, wie schön es danach hier sein wird? Wir sind mitten in den Zacken und haben einen herrlichen Ausblick aus dem oberen Stockwerk! Die Berge, Bäume, ja die ganze Natur ist hier so nah wie fast nirgends“. Mit einem aufmunternden Lächeln versuchte er seinen Worten mehr Zuversicht zu geben.
Die Adlige schüttelte nur knapp den Kopf, „noch sehe ich lediglich eine halbe Ruine deren Dach uns jeden Moment auf den Kopf fallen könnte“, unzufrieden wandte sie sich ab und ging aus dem Raum hinaus. Bärfried blickte ihr stumm nach, er hatte gehofft, dass sie ebenso wie er, sich über dieses Gut freuen würde. Hier konnten sie sich gänzlich in ihren Vorstellungen einrichten und es war auch nicht so weit von Angareth entfernt wie der Familien Stammsitz. Vielleicht müsste sie nur etwas mit der Situation warm werden?