Geschichten:Die Pestbeule des Südens

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Am 25. Boron erreichte die Sturmschwalbe schließlich den Hafen von Al'Anfa. Schon von weitem war die schiere Größe der Stadt am Fuße des Vulkans Visra überwältigend. Waren Perricum und Khunchom schon beides Hafenstädte von beeindruckender Größe, übertraf Al'Anfa sie nochmal um Dimensionen. Der Silberberg mit den prächtigen Villen der Grandenhäuser und der Stadt des Schweigens beherrschte stolz den Rest der Stadt, die auf beeindruckend anmutenden Obsidianterrassen errichtet war. Über der Hafeneinfahrt stand eine gewaltige etwa fünfzig Schritt hohe Statue mit gekröntem Rabenhaupt, die eine Fackel und eine Feuerschale in den Händen hielt: der Koloss von Al'Anfa. Als die Sturmschwalbe langsam zwischen den Beinen der Statue hindurchsegelte, hielt nicht nur Irnfrede den Atem an.

Nachdem die Formalitäten mit den Hafenbehörden erledigt waren - wobei schnell klar wurde, dass sich hier die meisten Probleme sehr schnell mit blinkender Münze lösen ließen - machten sich Irnfrede, Ernhelm und die andren auf, um die Stadt zu erkunden.

Selten hatten sie einen Ort mit so vielen Gegensätzen gesehen: reiche Fana (Bürger) ließen sich von Sklaven in Sänften durch die Straßen tragen, während ihre Beschützer Horden von bettelnden Kindern auseinander trieben. Auch Irnfrede musste rasch lernen, dass den Bettlern etwas zu geben immer nur dazu führte, dass noch viel mehr Bettelvolk ankam, um weitere Almosen zu erflehen. Luna warf eine Handvoll Heller in die Menge, was diese rasch dazu brachte danach zu greifen und sich darum zu balgen. Den Moment nutze die Gruppe, um sich schnell abzusetzen.

Nachdem sie bei einem Geldwechsler zu beinahe unverschämten Bedingungen einige mittelreichische Münzen in Dublonen, Oreale und Dirham umgetauscht hatten (wobei ihnen Lunas Geschick im Feilschen noch deutlich günstigere Konditionen erbracht hatte), machten sie sich auf die Suche nach einem Quartier, was alles andere als einfach war.

Als sie über einen belebten Marktplatz schlenderten, wurde Thorkar versehentlich von einer Frau mit einem grauen Kopftuch angerempelt, welche darauf nur eine kurzes "Entschuldigung, der Herr!" murmelte und weiterging.

"Ist dein Geld noch da? Wäre nicht das erste mal..." fragte Simariel seinen Freund. "Mein Geld... oh.. doch, alles noch da", stellte Thorkar erleichtert fest.

Irnfrede überlegte. "Diese Stimme... irgendwie kam sie mir bekannt vor. "Heda, Ihr, wartet bitte kurz." Sie lief der Frau ein paar Schritte hinterher.

Diese drehte sich überrascht zu Irnfrede um. "Ja, bitte?" fragte sie und sah Irnfrede an. Sie war eine Frau in fortgeschrittenem Alter mit wettergegerbtem Gesicht in deren hellem, fast weißem Haar sich die ersten grauen Strähnen zeigten. Aber Irnfrede war sich sicher, dass sie sie schon einmal gesehen hatte, auch wenn es gewiss schon über 10 Götterläufe her war.

"Ihr seid doch aus Garetien, richtig? Ich kenne Euch... von einem Adelsconvent. Ihr seid..."

"Bitte, nicht hier", beschwichtige die Frau sie rasch. Lasst uns kurz ein Teehaus in der Nähe aufsuchen, da sind wir ungestört.

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Irnfrede und die ältere Frau waren in ein Teehaus gegangen, wo sie in einem Nischenbereich Platz genommen hatten. Ernhelm und Thorkar hielten derweil davor Wache, während sich Luna und Simariel unauffällig drinnen umsahen, und dann an einem Tisch in der Nähe Platz nahmen.

Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass sie ungestört reden konnten, begann die Frau: "Hier sind wir etwas ungestörter. Also, Garetien, sagtet Ihr? Mit wem habe ich denn die Ehre?"

"Ich bin Irnfrede von Luring-Hirschfurten, Edle zu Erlenkrone, Tochter von Ederlinde von Luring und Baron Nimmgalf von Hirschfurten. Wir kennen uns doch, nicht wahr? Ihr kommt mir jedenfalls sehr bekannt vor."

"Luring-Hirschfurten?... Natürlich! Ich erinnere mich an Euch als ein blondes Mädchen mit langem Pferdeschwanz und Stupsnase. Euer Vater war so stolz, als er Euch mir vorgestellt hatte, damals auf Burg Alrikshorst."

"Dann seid Ihr demnach..."

"Ginaya von Luring-Gareth, die frühere Burggräfin der Alriksmark", lächelte sie.