Geschichten:Neues aus Neerbusch – Wer wird Leomar von Zweifelfels nachfolgen?

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Hochnjerburg, 20. Praios 1046 BF:

Ob das Datum ein Zufall war? Sie wusste nicht, wer es war, der den Adel Neerbuschs ausgerechnet zum 20. Praios auf die Hochnjerburg bestellt hatte, um der Verkündung der Nachfolge von Kronvogt Leomar von Zweifelfels beizuwohnen. War es der Großfürst höchstselbst? Oder hatte den Tag irgendjemand aus seiner Administration festgelegt? Es war durchaus ein besonderer Tag, zumindest nach dem Korgonder Ritualkalender, der in Waldstein und anderen Regionen Großgaretiens an immer mehr Bedeutung gewann. Vor sechs Götterläufen offenbarte sich das Element Humus und wies den Weg zum Altar der gerechten Herrschaft. Seitdem ist dieser Tag vielerorts zu einem Gedenk- und Feiertag geworden. Mit Demut wurde das Land geehrt, das einen an seinem Busen nährt. Der Tag gemahnte die Herren des Landes an die gerechte Herrschaft und die Untertanen an Gehorsamkeit gegenüber ihren Herren. An diesem Tag zelebrierten manche amtierenden Herrscher die rituelle Erneuerung ihres Bundes mit dem Land. Neue Herrscher begingen ihre Inthronisierung bevorzugt an diesem Tag, um das Land milde zu stimmen. Auch wurden Hofämter bestätigt oder neu besetzt. So auch in Neerbusch.

Im Thronsaal hatte sich der Neerbuscher Adel versammelt. Unter ihnen die Junker Edorian von Feenwasser und Zordan von Waidbrod, die Ritter Alfwing von Auweiler, Travin von Mistelhain, sowie die Ritterin Mythalla von den Wildwassern. Auch die sehr kopfstark anwesenden Angehörigen des Hofes waren gekommen und blickten neugierig auf die Verkünderin der Nachfolge des verbannten Kronvogts Leomar von Zweifelfels. Darunter waren Kämmerin Algerte von Rossenrück, Hofmagierin Simiane Sumudai vom Mandlaril, sowie die Hausritter Cordan von Persenburg, Gishelm von Falkenstein-Sturmfels, Radobert von Waidbrod und Thallion von Greifstein.

Einige Personen hatten sich nach der Verbannung des Zweifelfelsers als dessen Nachfolge in Stellung gebracht. Darunter die äußerst tüchtige Kastellanin der Hochnjerburg und königliche Vögtin des Njertals Thalia Elida von Feenwasser, die von sogenannten Ebenhainer Kreis unterstützt würde. Aus Leomars Boltanrunde, dem engeren Beraterkreis des Zweifelfelser, strebten gar zwei Personen danach, ihn im Amt zu beerben - Bernhelm von Zweifelfels und Caradan von Greifstein. Doch auch dem Waldsteiner Seneschall Coswin von Streitzig beliebte es, bei dieser Entscheidung Einfluss zu nehmen und machte seinen Einfluss für niemand geringeres als seinen Sohn Leomar von Streitzig geltend. Eher Außenseiterchancen wurden dem gräflichen Administerialen Darion von Düllerwüben eingeräumt.

Einer Heroldin gleich, schritt sie vor die Menge, brach das großfürstliche Siegel und erhob ihre Stimme.

„Auf Geheiß seiner großfürstlichen Majestät Alderan Sanz von Gareth, verkünde ich den großfürstlichen Willen. Die Kronlande Neerbusch wird ab dem heutigen Tage vorstehen … .“ Sie stutzte einen kurzen Augenblick, als sie den Namen las, fing sich allerdings schnell wieder. „Daleria von Siandes.“ Sie hatte gerade sich selbst zu Nachfolgerin von Kronvogt Leomar von Zweifelfels verkündet.

In den Reihen der bis vor wenigen Momenten hoffnungsfrohen Aspiranten auf das Amt herrschte betretendes Schweigen und in einigen Gesichtern könnte sie blankes Entsetzen ablesen.

„Somit ist der Wille des Großfürsten verkündet“, sprach die neue Kronvögtin mit fester Stimme. Sie wusste, auf sie würde eine schwierige Arbeit zukommen. Der Hof von Neerbusch war immens aufgebläht und kostenintensiv, die Einnahmen der abgelegenen und bevölkerungsarmen Vogtei waren hingegen gering. Sie ahnte, warum sie auf diesen Posten berufen wurde, hatte sie unter Reichsvogt Gerwulf von Gareth doch bereits maßgeblich an der finanziellen Gesundung der Alriksmark mitgewirkt. Doch hier, im fernen Waldstein, hatte sie nicht ihren Mentor stützend im Nacken, sondern war auch sich allein gestellt.