Geschichten:Neues aus Neerbusch – Eibenhainer Kreis

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Studierzimmer von Meister Hoogensiel, Hochnjerburg, Königlich Neerbusch, Phex 1045 BF:

Unzählige Bücher und Schriftrollen zierten die Regale des Studierzimmers von Meister Salpion Hoogensiel, Sekretär und Berater vom abberufenen Kronvogt Leomar von Zweifelfels. Nachdenklich stand Edorian von Feenwasser an einem der Fenster des Turmzimmers. Hier oben von der ‚Langen Hallermine‘ – wie der Bergfried nach seiner Erbauerin genannt wurde – hatte der Neerbuscher Jagd- und Forstmeister einen atemberaubenden Blick über das endlose Grün des Reichsforsts. Doch, wirklich genießen konnte er den Ausblick nicht. Mit einer hektischen Bewegung drehte er sich um und blickt zu den anderen Anwesenden: seine Schwester Thalia Elida von Feenwasser, seine Mutter Simiane Sumudai vom Mandlaril-Feenwasser und Meister Hoogensiel.

„Die Absetzung von Leomar ist ein großes Ärgernis, und zwar nicht, weil er ein ach so guter Kronvogt war, nein, das war er natürlich nicht, sondern weil er uns freie Hand gelassen hat.“ Edorian war sichtlich verärgert über den Lauf der Dinge. Während der Amtszeit des Zweifelfelsers hatte er nicht nur das Bett mit ihm geteilt, sondern hatte es verstanden, Verbündete am Hof zu platzieren. Edorians Schwester Thalia wurde zur Kastellanin der Hochnjerburg und Vögtin vom Njertal – sodass ihr de facto auch der Markt Njerbusch unterstand und Edorians Mutter erhielt eine Anstellung als Hofmagierin und Leibärztin. „Sollte ein uns unliebsamer Kronvogt Leomar nachfolgen, ist unser über die letzten 10 Götterläufe gewachsener Einfluss dahin.“

„Der Krone wird doch wohl bewusst sein, wer hier wirklich den Karren aus dem Dreck gezogen hat … das war unsere Thalia!“ Simiane blickte ihre Tochter anerkennend an.

„Mag sein, nur funktioniert es so nicht, Mutter. Es geht nicht darum, wer die fähigste Person ist für ein Amt, sondern wer zur rechten Zeit am rechten Ort seinen Einfluss geltend macht.“

„Die Neubesetzung dürfte eine der ersten Amtshandlungen des neuen Großfürsten sein“, gab Meister Hoogensiel zu bedenken.

„Ja, was bedeutet, dass darauf ein besonderer Fokus liegt“, führte Edorian den Gedanken seines ehemaligen Lehrmeisters fort. „Jeder wird nach Neerbusch blicken, um zu sehen, wen der neue Großfürst in das Amt beruft. Er ist noch ein unbeschriebenes Blatt, viele werden daraus abzulesen versuchen, wo Alderan politisch steht. Wird er die alten Häuser bedenken? Wird er versuchen, eine eigene Hausmacht aufzubauen? Oder gar progressivere Kräfte stärken? Keiner weiß, wofür der Großfürst steht?“

„Wir müssen Thalia in Stellung bringen, sie ist unsere einzige Hoffnung!“ Eine ungewohnte Bestimmtheit schwang in der Stimme der Hofmagierin mit.

„Wie sollen wir das anstellen?“, gab die gerade von ihrer Mutter aufs Podest gehobene lakonisch zurück.

„Wir müssen uns nach potenziellen Verbündeten am neuen Großfürstenhof umsehen!“ Edorian wüsste, das war leichter gesagt als getan. Aber es musste alles versucht werden, um seine Schwester in das Kronvogt-Amt zu befördern.