Geschichten:Neues aus Neerbusch – Leomars Boltanfreunde

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Hochnjerburg, Königlich Neerbusch, Phex 1045 BF:

Der Geruch von schwerem Perricumer Rotwein und feinstem meridianischen Tabak lag in der Luft. Wie so oft an späten Abendenden hatten sich Caradan von Greifstein und Algerte von Rossenrück zum Boltan spielen zurückgezogen. Weit seltener bei der Runde dabei war Bernhelm von Zweifelfels, der sich in den letzten Monden hauptsächlich in Zweiflingen bei dem jungen Baron, oder aber in der Goldenen Au aufgehalten hatte. Nach der Nachricht von Leomars Absetzung war er sogleich nach Neerbusch gereist.

„Es ist schon komisch … ohne ihn“, begann Algerte und legte missmutig eine Karte. Ihr Blatt war denkbar schlecht und bluffen war an diesem Tage so gar nicht ihre Stärke. Normalerweise hatten sie ihre allabendliche Runde mit Leomar gespielt, weswegen diese Zusammenkunft bei Hofe auch ‚Leomars Boltanfreunde‘ genannt wurde.

„Nun“, Bernhelm räusperte sich, „es muss weitergehen und ganz klar ist doch eins: Es muss wieder ein Zweifelfelser Kronvogt werden. Wir können nicht dieses Amt auch noch verlieren.“

„Ach, wie wahr“, stichelte Caradan giftig, „deine Familie hat während der Fehde ja ordentlich Federn lassen müssen – und das, obwohl sie gar keine wirkliche Fehdepartei gewesen ist. Sind nicht fast alle Besitzungen in der Goldenen Au dahin? Wirklich schrecklich!“

Bernhelm ließ sich die Bösartigkeiten von Caradan nicht anmerken und freute sich innerlich nur über sein gutes Blatt. „Phex ist mit den Tüchtigen!“

„Und an wen aus deiner Familie hast du gedacht?“ Ein wissendes Lächeln umspielte die Mundwinkel der Kämmerin.

„Das an wen wohl?“, höhnte Caradan.

„Nun, ich denke, es ist an mir nun Verantwortung zu übernehmen!“

Caradans Gesichtszüge versteinerten. Er blickte in die Runde, Leomars Boltanfreunde waren eigentlich schon Geschichte. Der Namensgeber würde die nächsten 12 Götterläufe keine politische Rolle mehr spielen – wenn denn überhaupt jemals wieder. Bernhelm hatte nur seinen eigenen Aufstieg im Kopf und womöglich gar nicht mal so schlechte Karten, hatte er doch gute Verbindungen zur Phex-Kirche. Somit könnte er Verbindungen zum neuen Großfürstenhof vorweisen. Algerte, ach die war in Caradans Augen längst zu den Eibenhainern abgedriftet. Zu gut arbeitete sie mit der Kastellanin zusammen. Caradan wurde gewahr, dass er selbst sein Glück in die Hand nehmen musste. Er hatte nicht jahrelang Leomar gedient, um jetzt aussortiert zu werden. Er würde seine alten Kontakte in der Kaisermark bemühen. Wenn Bernhelm sich schon als Kronvogt sah, warum dann nicht auch Caradan?