Geschichten:Igelfehde - Ein Wort als Ritter Hartsteens

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Burg Greyfentrutz, Gräflich_Natzungen, 7.Travia 1044 BF

Felan von Schallenberg musste sich ein amüsiertes Lächeln verkneifen, als er Sieghold von Greyfentrutz vor das Tor seiner Burg treten sah. Denn der Junker vom Gryffenweiher hatte sich trotz des warmen Herbsttages einen dicken Wollmantel übergeworfen und einen Schal um den Hals gelegt.

„Was verschafft mir die Ehre Eures Besuchs?“, näselte der Burgherr verschnupft , wobei er den Baron von Aldenried und dessen zahlreiches in Eisen gekleidetes Gefolge sichtlich beunruhigt aus kleinen glasigen Augen musterte.

„Es tut mir leid, dass die Umstände nichts anderes möglich machen und ich danke Euch, dass Ihr trotz Eurer Unpässlichkeit zu dieser Unterredung bereit gefunden habt“, gab Felan entschuldigend zurück.

„Die Euch ankündigende Botin war da ja sehr deutlich bezüglich Eurer Erwartungen, Hochgeboren. Und ich wüsste schon gerne, was Euer martialischer Auftritt vor den Toren meiner Burg zu bedeuten hat“, schniefte der Greyfentrutz.

„Es ist dies eine Sache, die sich gegen die Entscheidung richtet, wie Graf Odilbert mit der alten Baronie Natzungen im speziellen und seinen Lehensnehmern im Allgemeinen umzugehen pflegt“, holte der Baron von Aldenried aus, „Gerade nachdem letztere für ihn mehr als nur über die Pflicht hinaus geblutet haben. Deswegen haben sich diejenigen Kräfte vereint, die eine Korrektur der gräflichen Entscheidung in die Wege leiten wollen, was im Besonderen die Besetzung der Baronswürden für das sogenannte Gräflich Natzungen und die Baronie Praioreth angeht – und damit einhergehend die Herstellung der Ehren alteingesessener Familien Hartsteens. Um es kurz zu machen: Wir liegen mit Graf Odilbert in Fehde.“ Die rechte Augenbraue des Junkers schnellte unwillkürlich nach oben. Offenbar hatte er noch nichts von der aktuellen Entwicklung in der Grafschaft vernommen: „Das sei Euch unbenommen. Gleichwohl bleibt die Frage: Was wollt Ihr dann von mir? Oder sollte Euer Streben nach.... Korrekturen auch gegen meine Ländereien gerichtet sein?“

„Mitnichten wollen meine Verbündeten und ich die Ansprüche der ehrenhaften Familie Greyfentrutz infrage stellen. Ich kann Euch versichern, dass ich weder gegen Euch noch gegen eure Besitzungen feindliche Absichten hege. Allerdings muss ich bitten, dass Ihr in dieser Fehde nichts tut, was Maßnahmen meinerseits erforderlich macht.“

„Und wa...tschi!!! “, ein kräftiges Niesen zwang Sieghold von Greyfentrutz zum Innehalten. Etwas umständlich zog er ein großes kariertes Schnupftuch hervor und schnäuzte sich ausgiebig, bevor er den Satz wieder aufnahm: „Verzeiht. Was sollte das wohl sein?“ „Sobald Ihr Euch in irgendeiner Form auf der Seite der Hartsteens an der Fehde beteiligt, würden Eure Ländereien unter das Fehderecht fallen und Ihr könnt sicher sein, dass Eure gerade so wiederhergestellte Burg Euch nicht lange Schutz gegen unsere Angriffe bieten wird, die so sicher kämen wie das ‚Es sei’ im Praiostempel. Wenn Ihr ein Blutbad vermeiden und Euch der Schutz Eurer Untertanen am Herzen liegt, können wir das auch gerne über einen Zweikampf nach rondrianischer Sitte regeln, wenngleich der mir bei Eurem Zustand – mit Verlaub – kaum Ehre einbringen dürfte.“

„In anderen Worten, Ihr wollt mich also gerade daran hindern, meinen Pflichten als Vasall nachzukommen, sollte mich mein Lehnsherr rufen “, dem Natzunger Junker war deutlich anzusehen, wie er versuchte seine Gedanken zu ordnen gleich dem Schnupftuch, das er nach Gebrauch penibel zusammengefaltet wieder unter seinem Mantel verschwinden ließ.

„Mitnichten möchte ich Euch daran hindern. Ich weise Euch nur auf die absehbaren Folgen Eurer Entscheidung hin.“

„Natürlich. Ihr spracht von Verbündeten. Wäre es zu viel verlangt, zu erfahren, um wen es sich dabei handelt?“

„Der Pfalzgraf Bernhelm von Wetterfels und andere ehrbare Ritter, wie Taramon von Zoltheim und Vicarius von Firunshöh“, gab der Baron von Aldenried bereitwillig Auskunft im Bewusstsein, dass die Namen dieser Männer ihre Wirkung nicht verfehlen würden. „Der Ogerfresser?“

„Eben der“, bestätigte Felan, „Ihr werdet also erkennen, dass es sich um eine gut überlegte und vor allem rechtschaffene und keineswegs überstürzte Entscheidung handelt. Wenn der Pfalzgraf die Notwendigkeit sieht, zur Tat zu schreiten, ist jeder Widerstand auf Dauer zum Scheitern verurteilt. Bedenkt bei Eurer Entscheidung ferner, dass es nicht mein Ziel ist, die Baronie für mich zu beanspruchen, sondern die gerechte Herrschaft wiederherzustellen, so wie es zwölfgöttergefällig ist. Und sollte, sagen wir, ein Wetterfels Baron der neuen Baronie Natzungen werden und ein Windischgrütz der von Praioreth, so wird das sicherlich auch nicht euer Schaden sein“, offenbarte Felan seine eigenen Vorstellungen über die Zukunft in der Grafschaft.

„Gebt Ihr mir Bedenkzeit?“, fragte Greyfentrutz vorsichtig.

„Bedauere, aber die Zeit drängt.“

„Ich verstehe. Wenn ich also meinem Lehnsherrn nicht untreu werden und zugleich großen Schaden von meinen Untertanen und meinem Besitz abwenden will, bleibt mir wohl nur die Kapitulation. Aber welche Sicherheit hätte ich, dass Ihr dann nicht doch mehr verlangt, als Ihr jetzt in Aussicht stellt?“

„Ihr hättet mein Wort als Ritter Hartsteens“, verkündete der Baron von Aldenried mit großem Ernst, „Doch ich bin auch bereit zu schwören, falls Euch das nicht ausreicht.“

Sieghold neigte bedächtig abwägend den Kopf hin und her. Doch dann nickte er, spuckte in seine Rechte und hielt sie Felan hin, welcher in diesem Moment nicht so recht wusste, ob er sich darüber freuen sollte: „Na schön, Hochgeboren. Eure Hand darauf.“