Geschichten:Die Schlacht um Puleth Teil 6

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Im Hinterzimmer der Taverne „Heldeneinkehr“ am selben Abend


Mit Bedacht wählte Kelnian seine folgenden Worte: „Geismar erkennt an, dass nur das Reichsgericht seinen Anspruch auf den Grafenthron bestätigen kann und lässt für diese Zeit den Titel Graf von Hartsteen ruhen, wie ebenso Seine Hochwohlgeboren Luidor von Hartsteen diesen Titel nicht für sich beansprucht, solange vor Praios keine Entscheidung getroffen wurde.“

Hadrumir schaute Kelnian verwundert an und begann zu lachen: „Seine Hochwohlgeboren Geismar von Quintian-Quandt ist der legitime Regent von Hartsteen! Mit solchen billigen Possen werdet Ihr niemals die Herrschaft in der Grafschaft erschleichen können!“

Kelnian blieb ernst und setzte seine Rede fort: „Die Rechtmäßigkeit seines Anspruches kann nur vor einem ordentlichen Gericht geklärt werden.“

Hadrumir schüttelte den Kopf. Wie in Phexens Namen sollte er hier eine Einigung erzielen? Er war nicht zum Verhandeln geboren. Das hatte ihm sein Vetter eingebrockt. Wütend warf er dem Grützer entgegen: „Es gibt keinen Anspruch zu prüfen! Eure Forderungen sind lachhaft. Glaubt Ihr, dass irgendein Gefolgsmann Graf Geismars, Luidor folgen würde?“

„Das werdet Ihr müssen, wenn wir den Oberbefehl über die Truppen bei unserem Feldzug haben.“

Hadrumir schaute jetzt sehr verblüfft und rang für einen kurzen Moment mit seinen Gedanken, ehe er hervorpresste: „Ihr wollt das Kommando über den Feldzug? Niemals!“

„Nun, Ihr hattet doch nicht geglaubt, dass wir Euch folgen würden?“

„Und Ihr doch nicht, dass wir Euch folgen würden?“

„Dann sollten wir wohl wirklich die Gespräche an dieser Stelle beenden. Dieses Possenspiel hier führt zu nichts.“ Kelnian von Windischgrütz wandte sich zum Gehen.

„Wartet!“ Hadrumir war um den Tisch gekommen und hatte den Grützer am Arm gepackt. „Lasst uns einen neutralen Anführer finden! Zusätzlich biete ich Euch an, dass Angebot Graf Geismars zu erhöhen. Und dazu wäre der Graf bereit, seinem Gast Elvena von Hartsteen die Abreise zu gestatten.“

Kelnian von Windischgrütz überlegte kurz, entschied dann, dass die Aussicht auf Freilassung der ehemaligen Vögtin von Feidewald das von Graf Luidor geforderte Zeichen des Einlenkens von Seiten Geismars war und setzte sich erneut. „Einen neutralen Anführer?“

Auch Hadrumir setzte sich wieder. Ein jeder hat also doch seinen Preis, dachte er bei sich. Die Frage ist nur, wie hoch er ist. „Keiner von uns wird unter dem Befehl des anderen in die Schlacht ziehen. Also sollten wir uns auf jemanden einigen, dem beide Parteien Vertrauen entgegen bringen und der in der Lage ist, Truppen in eine Schlacht zu führen.“

„In Hartsteen werdet Ihr aber niemanden finden, dem beide Parteien Vertrauen entgegen bringen.“

„Dann sollten wir jemanden nehmen, der nicht aus Hartsteen kommt.“ antwortete Hadrumir. Der Grützer schien über die Worte nachzudenken, ehe er lauernd nachhakte: „Schwebt Euch jemand Bestimmtes vor?“

Hadrumir hatte sich darüber bisher keine Gedanken gemacht. Ihm war es logisch vorgekommen, einen neutralen Anführer vorzuschlagen, der nicht aus Hartsteen kam, aber er hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, wer dies sein könnte. Also antwortete er: „Nein.“

„Dann schlage ich Nimmgalf von Hirschfurten vor.“

Hadrumir hatte von dem Pfortenritter schon einmal gehört. Er war Baron von Hirschfurten in der Grafschaft Reichsforst. Der Turnierbund der Pfortenritter bestand aus Kämpfern, die an der Trollpforte gekämpft hatten, also erschien der Baron tatsächlich als gute Wahl. Zudem verfügte er mit den Kämpfern aus dem Reichsforst und Waldstein, der ‚Reichsforster Liga’, über eine beachtliche Heermacht.

„Also gut, Nimmgalf von Hirschfurten soll den Feldzug anführen. Graf Geismar wird Elvena von Hartsteen die Abreise gestatten und an Luidor von Hartsteen vierhundert Dukaten pro einhundert angefangene Kämpfer zahlen. Wärt Ihr damit einverstanden?“

Kelnian nickte und sagte: „Wenn Geismar zusätzlich noch bereit ist, den Wiederaufbau der Grafenfeste Natterndorn mit einem Beitrag von fünfhundert Dukaten zu unterstützen, werden die Gefolgsleute unter dem Kommando von Nimmgalf von Hirschfurten und der Reichsforster Liga gemeinsam Euren Leuten dieser schwarztobrischen Hündin lehren, wer in Hartsteen das Sagen hat. Wenn Ihr wollt, dann könnt Ihr das Schreiben an Seine Hochgeboren formulieren.“

Hadrumir musste lachen. „Also gut, dann hier ein letzter Gegenvorschlag. Luidor bekommt einmalig 800 Dukaten für die Lieferung von Truppen, Minimum 150 Kämpfer. Wie er dann diese Zahlung nennt: Aufbauhilfe oder Sold ist mir vollkommen egal.“

„Einverstanden.“

Die beiden Verhandlungsführer gaben sich die Hand zur Besiegelung ihres Vertrages.

Unzufrieden zog sich Hadrumir in seine Räume oberhalb des Schankraumes zurück. Er verbrachte den Rest der Nacht damit, verschiedene Briefe zu verfassen. An den Baron von Hirschfurten, um ihn für die Führung dieser abenteuerlichen Unternehmung zu gewinnen; und an den Grafen, um seine Ergebnisse als soliden Erfolg zu verkaufen. Doch innerlich wusste er, dass gerade die Tatsache, dass Luidor von Hartsteen die Zahlungen Geismars als Reparationszahlungen für die Festung Natterdorn bezeichnen würde, dem Grafen überhaupt nicht gefallen würde.