Geschichten:Die Schlacht um Puleth Teil 10

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Heerlager der gräflichen Truppen, Ende Boron 1029 BF


Kelnian von Windischgrütz! Ich muss mit Euch reden!“ Hadrumir war ziemlich erbost. „Nennt Ihr diese Orks etwa Kämpfer? Ist das die Art, wie der Hartsteener seine Heimat verteidigen möchte?“

„Wir versprachen Euch 150 Kämpfer und die habt ihr!“ entgegnete der Angesprochene. „Ihr könnt sie gerne nachzählen.“

„Glaubt mir, das werde ich. Aber das sind keine Kämpfer.“

„Wir haben nicht vereinbart, welcher Art die Kämpfer sein sollten.“ entgegnete der Windischgrützer trocken.

Phexverflucht, wer hätte so etwas auch ahnen können? Dieser Grützer hatte ihn in diesem Punkt tatsächlich ausgetrickst.Wütend zog er von dannen. Dafür hatte er unter den Getreuen Graf Geismars um Unterstützung geworben, sie zum Teil sogar unter Hinweis auf die Befehle des Grafen einfordern müssen? Irgendetwas war hier extrem faul. Die Truppen des Hartsteeners bestanden nicht nur aus Orks, aber insbesondere wichtige Gefolgsleute des Hartsteeners fehlten. Wenn er sich dagegen die Gefolgsleute von Graf Geismar anschaute, so hatte er zumindest einige Vertreter aus den Familien Katterquell, Stolzenfurt, Hirschrode, Grabandt sowie Nesselregen dabei. Wütend zog sich Hadrumir in sein Zelt zurück, wo ihn Eleona und Raul erwarteten.

„Und nun?“ fragte Raul.

„Weiss ich noch nicht!“ antwortete Hadrumir barsch.

„Wir sind reingelegt worden!“ sprach Eleona das aus, was Hadrumir dachte.

„Das weiss ich selbst. Irgendetwas führt der Grützer im Schilde. Ich weiss aber noch nicht was. Der Hartsteener hat wesentlich mehr Truppen. Warum greift er auf die Orks zurück?“

„Er plant etwas! Das schreit förmlich nach einer Falle. Ihr habt mit mir gekämpft, Euer Wohlgeboren. Es kann nur eine Falle sein.“

Hadrumir wusste, dass sich Rauls Sinne kaum täuschen ließen und auch bei ihm selbst schlugen alle Sinne Alarm. „Ich muss nachdenken!“ sprach er mehr zu sich selbst, dennoch entfernten sich sowohl Eleona als auch Raul aus dem Zelt. Hadrumir musste dringend mehr in Erfahrung bringen.


Drei Tage später


In zwei Tagen war Abmarsch. Das Heer würde sich etwa zehn Meilen nördlich von Gareth mit den Männern Nimmgalf von Hirschfurtens treffen. Hadrumir konnte es immer noch nicht fassen, das er sich von dem Grützer hatte reinlegen lassen.

Eleona schlenderte derweil wohlgelaunt pfeifend in Hadrumirs Zelt. Hadrumir schaute sie deswegen etwas verstört an. „Was ist denn mit dir los?“

Eleona blickte ihn verschwörerisch an: „Ich habe eine Lösung für deine Probleme!“

Etwa eine viertel Stunde später saßen Hadrumir, Raul und Eleona und ein Soldat in Hadrumirs Zelt. Eleona berichtete: „Ich habe mir erlaubt in den letzten drei Tagen eigene Nachforschungen anzustellen. Ich habe genauso wie du meine Informanten. Das hier ist Torm. Ich denke, du solltest dir anhören, was er zu sagen hat.“

Der Angesprochene schaute etwas verängstigt und schien gar nicht zu wissen, wie ihm geschah. Hadrumir wurde langsam ungeduldig. „Also, was hat er zu berichten?“

Der so angesprochene Torm schaute zu Eleona. „Es wird euch nichts passieren. Keiner weiss, dass ihr hier seid. Also, sagt schon, was ihr mir gesagt habt.“

„Also, ich bin Torm und bin Soldat unter dem Kommando von seiner Wohlgeboren Orestes von Hartsteen.“

„Orestes von Hartsteen?“ unterbrach Hadrumir.

Eleona antwortete ihm: „Ein Edler. Er ist der Bruder von Lysandra von Hartsteen-Beisweil und damit der Schwager des Stadtmeisters Adhemar. Er führt die Soldaten der Stadt Hartsteen.“

Hadrumir deutete dem Soldaten an, er möge fortfahren.

„Ich konnte ein Gespräch der wohlgeborenen Herren Kelnian von Windischgrütz und eben Orestes von Hartsteen mit anhören. Darin unterhielten sich die zwei über diesen Heerzug.“

„Und, worüber haben sie sich unterhalten?“ fragte Hadrumir mittlerweile von Neugier gepackt.

„Nun, seine Wohlgeboren Kelnian fragte seine Wohlgeboren Orestes, ob er am Heerzug teilnehmen möchte. Doch Orestes lehnte ab.“

„Hat er gesagt, warum?“

„Seine Wohlgeboren Orestes sagte, dass dies endlich die Gelegenheit wäre, auf die er solange gewartet habe. Er wolle eine eigene Truppe aufstellen und mit dieser dann zuschlagen, wenn sich Euer Heer vor Puleth befindet. Seine Wohlgeboren Kelnian wünschte ihm daraufhin Phexens Segen bei diesem Stück und wies ihn daraufhin, dass der Graf, also Luidor von Hartsteen, davon besser nichts erfahre. Der Graf würde so etwas als Vertragsbruch ansehen und da der Graf ja ein Mann von Ehre sei, werde er einen solchen Plan bestimmt ablehnen.“

Hadrumir ließ sich das Gehörte durch den Kopf gehen, ging dann zu einer Truhe und holte ein schweres Säckchen Dukaten hervor. „Hier, ich denke, dies ist eine angemessene Entschädigung für seine Informationen. Und sorge er dafür, dass er unbemerkt zurück zu seiner Truppe kommt.“ Der Soldat Torm schaute kurz in das Säckchen, schien zufrieden zu sein und verlies das Zelt.

Eleona schaute Hadrumir herausfordernd an. „Gute Arbeit!“ sprach er zu ihr, während er eine Karte hervorholte. Sie zeigte die Grafschaft Hartsteen mit allen Gütern und Städten. Er breitete sie auf dem Tisch vor sich auf. Raul und Eleona wandten sich ebenfalls der Karte zu.

„Was denkst du, Raul?“

„Mir verschließt sich momentan noch der Sinn einer solchen Handlung. Dieser Orestes dürfte kaum mehr als dreißig Männer haben. Damit kann er nichts ausrichten.“

„Doch kann er“, warf Hadrumir ein. „Du darfst nicht in strategischen Maßstäben denken. Militärisch sinnvoll wäre es, wenn er versuchen würde, genug Männer aufzubringen, um eines der strategisch wichtigen Ziele anzugreifen. So etwa Cavans Steg oder Orbetreu, aber die sind viel zu weit weg und auch nicht mit der Anzahl Truppen zu nehmen. Aber es gibt auch noch moralische Ziele. Als Beispiel das Gut Obernheim oder das Gut Hohenkamp. Also, wo greift er an?“

Raul schaute sich die Karte an. „Ich würde Gut Obernheim angreifen. Nutzt der Graf es nicht, um dort eine Pferdezucht aufzubauen? Das wäre doch ein lohnendes Ziel.“

Hadrumir musste nicken. „Damit würde er Graf Geismar reizen. Das wäre in der Tat ein lohnendes Ziel. Ich halte aber Gut Hohenkamp für interessanter. Es ist zum einen näher an Hartsteen, somit leichter zu erreichen, zum anderen kann man von hier die Reichsstraße nach Gareth besser kontrollieren. Wer Gut Hohenkamp hält, hat also auch die Kontrolle über den Handel nach Gareth.“

Eleona schaute Hadrumir begreifend an: „Wir müssen sofort zurück nach Feidewald!“

„Nein! Das würde den Grützern nur zeigen, dass wir die Pläne von Orestes kennen. Raul, du wirst nach Feidewald reiten und meinem Vetter Ludorand Bericht erstatten. Dich wird man hier nicht vermissen und keinen Verdacht schöpfen.“

Raul nickte: „Wir werden diesem Orestes einen blutigen Empfang bereiten.“

Hadrumir überlegte kurz, dann umspielte ihn ein gefährliches Grinsen: „Das lasst besser sein. Mir ist da gerade die Idee gekommen, die Pläne dieses Orestes für uns zu nutzen. Verstärkt auf gar keinen Fall die Verteidigung von Hohenkamp. Macht genau das Gegenteil. Zieht unauffällig soviel wie möglich Truppen ab.“

Eleona und Raul schauten verwundert auf Hadrumir. Beide waren sprachlos. Eleona fand zuerst die Sprache wieder: „Das kannst du doch nicht von Ludorand verlangen!“

„Doch! Genau das verlange ich von ihm. Versteh doch! Wir werden die Pläne von Orestes als die Pläne Luidors ausgeben. Das wäre dann ein Vertragsbruch. Schließlich haben wir beschlossen, solange die Fehde ruhen zu lassen bis wir Puleth befreit haben. So hat er aber hinter unserem Rücken diesen schändlichen Angriff vorbereitet.“

„Ich verstehe. Aber wir verlieren dadurch die Kontrolle über die Reichsstraße!“

„Ja, das tun wir. Aber ein Gut erobern und ein Gut halten sind zwei Paar Schuh. Wir verlieren ein Schlacht, mit Absicht ja, aber den Krieg, den gewinnen wir.“ sprach Hadrumir und die Zuversicht war zu ihm zurückgekehrt. Er würde auf der einen Seite den Auftrag des Grafen erfüllen können und auf der anderen Seite sein Wort halten, dass Varena von Mersingen fallen würde.